Die Umlegung von Grundstücken prägt die Stadtentwicklung Frankfurts seit über 120 Jahren. Ursprünglich als Mittel gegen Bodenspekulation eingeführt, bleibt sie bis heute ein entscheidendes Instrument für die Schaffung neuer Baugebiete.
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Frankfurt am Main ist bekannt für seine markanten Hochhäuser, lebendigen Stadtviertel und ein stetig wachsendes Stadtbild. Doch hinter der dynamischen Entwicklung steht ein oft wenig bekanntes, aber zentrales Instrument der Stadtplanung: die Umlegung. Dieses Verfahren, das bereits Anfang des 20. Jahrhunderts eingeführt wurde, ordnet Grundstücke neu und schafft die Grundlage für geordnete städtebauliche Entwicklungen.
Die Geschichte der Umlegung in Frankfurt am Main beginnt im Jahr 1902 mit dem sogenannten „Lex Adickes“, benannt nach dem damaligen Oberbürgermeister Franz Adickes. Ziel war es, dem Wildwuchs unkoordinierter Bebauungen entgegenzuwirken und Bodenspekulationen einzudämmen. Durch die Zusammenführung und Neuverteilung von Grundstücken sollte es möglich werden, neue Verkehrswege und Bauflächen effizient zu gestalten.
Ursprünge der Umlegung: „Lex Adickes“ als Meilenstein
Nach der Eingliederung Frankfurts in Preußen 1866 wuchs die Stadt rasch. Die Bevölkerung strebte zunehmend ins Umland, wodurch vor allem im Nordend, Westend und Sachsenhausen unkoordinierte Siedlungen entstanden. Franz Adickes erkannte, dass ohne eine gesetzliche Regelung langfristig weder die Versorgung mit Wohnraum noch die Verkehrsplanung gesichert werden könnten.
1902 trat schließlich das „Lex Adickes“ in Kraft. Dieses Gesetz erlaubte der Stadt, Grundstücke verschiedener Eigentümerinnen und Eigentümer zusammenzufassen und neu zu ordnen. Dabei wurden Flächen für öffentliche Straßen und Plätze vorab ausgesondert und die verbleibenden Grundstücke in Form von Bauplätzen an die ursprünglichen Eigentümer verteilt.
Das Verfahren der Umlegung: Prinzipien und Ablauf
Auch heute folgt die Umlegung in Frankfurt den Prinzipien des Baugesetzbuchs. Das Verfahren gliedert sich in drei Hauptschritte: Zunächst werden alle Grundstücke eines Gebiets rechnerisch zusammengeführt. Danach erhält die Stadt Flächen für öffentliche Zwecke, wie Verkehrswege oder Grünanlagen. Abschließend werden die verbleibenden Flächen nach Lage und Wert an die Eigentümerinnen und Eigentümer verteilt.
Das Ziel ist, eine geordnete städtebauliche Struktur zu schaffen, ohne Eigentumsrechte aufzuheben. Statt Zwangsenteignungen bietet die Umlegung einen Ausgleich zwischen öffentlichen Interessen und den Bedürfnissen der Grundstückseigentümer. Ein Rechtsanspruch auf Durchführung einer Umlegung besteht jedoch nicht, sie wird meist von städtischen Behörden angestoßen.
Historische und aktuelle Umlegungen in Frankfurt am Main im städtischen Geoportal sichtbar
Seit 1902 wurden in Frankfurt über hundert Umlegungsverfahren abgeschlossen. Diese Geschichte ist nun im Geoportal der Stadt sichtbar: Unter dem Thema „Historische Umlegungen“ werden abgeschlossene und eingestellte Verfahren seit Beginn dokumentiert.
Aktuell sind Umlegungen etwa in den Gebieten Günthersburghöfe, Zaunstraße oder Nieder-Eschbach Süd in Planung oder Umsetzung. Sie bilden die Grundlage für neue Quartiere und die Integration moderner städtebaulicher Konzepte, etwa zur Förderung von bezahlbarem Wohnraum oder zur Schaffung grüner Freiräume.
Umlegung als unverzichtbares Werkzeug: Bedeutung für die Frankfurter Stadtentwicklung heute
Auch in der Gegenwart bleibt die Umlegung ein unverzichtbares Werkzeug, um Flächen effizient zu nutzen und den wachsenden Wohn- und Infrastrukturbedarf zu decken. Durch die Möglichkeit, den Baugrund flexibel zu gestalten, kann die Stadt gezielt auf Herausforderungen wie Verdichtung, Klimaanpassung und soziale Durchmischung reagieren.
Darüber hinaus spielt die Umlegung eine zentrale Rolle bei der Umsetzung von Mobilitäts- und Grünflächenkonzepten. Sie ermöglicht es, Verkehrsachsen zu optimieren, neue Radwege zu schaffen und den öffentlichen Raum aufzuwerten — ohne langwierige Verhandlungen über Grundstückskäufe führen zu müssen.
Quellen: Stadt Frankfurt am Main „Karte des Monats Juli 2025: Historische Umlegungen“ & Informationen zur Umlegung, Wikipedia, Frankfurt-Nordend.de