Zwischen Denkmalschutz und Digitalisierung: Das Unternehmen Digital Realty baut im Osten Frankfurts auf dem ehemaligen Neckermann-Areal ein Rechenzentrum. Der sogenannte Digitalpark Fechenheim soll 2030 fertiggestellt werden und unter anderem für Anwendungen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) genutzt werden.

Der denkmalgeschützte Riegelbau wurde von Architekt Egon Eiermann geplant und 1960 fertiggestellt. Bis 2012 nutzte der Versandriese „Neckermann“ das gesamte, etwa 24 Hektar große Areal. / © Wikimedia Commons, Popie, CC BY-SA 3.0

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Auf dem ehemaligen Neckermann-Areal im Frankfurter Stadtteil Ostend wächst derzeit ein Projekt der Superlative heran: der sogenannte Digitalpark Fechenheim. Direkt an der Hanauer Landstraße gelegen, entwickelt das Unternehmen Digital Realty hier ein modernes Rechenzentrum – und das in einem denkmalgeschützten Gebäude. Auf rund 100.000 Quadratmetern entsteht IT-Infrastruktur für die digitale Zukunft.

Ein klassischer Fall von „alte Hülle, neuer Kern“ – denn hinter historischen Mauern sollen bis 2030 hochmoderne Technologien Einzug halten. Digital Realty investiert für diesen Umbau über eine Milliarde. Das Unternehmen hat weltweit über 300 Rechenzentren, der Digitalpark Fechenheim ist bereits der fünfte Campus am Standort Frankfurt. Konkret plant der Betreiber hier den Bau von elf Datacenter (FRA 17 bis FRA 27).

Rechenzentrum im Frankfurter Ostend: Hauptnutzung soll KI sein

Fünf der geplanten Rechenzentren sollen künftig hinter der rund 300 Meter langen Fassade der ehemaligen Versandhaus-Zentrale entstehen. Mit dem kürzlich fertiggestellten Rechenzentrum FRA18 nimmt der Campus weiter Fahrt auf: Es ist bereits das dritte seiner Art auf dem Gelände. Das Rechenzentrum bietet 8.200 Quadratmeter Fläche und wurde speziell für Anwendungen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) konzipiert.

Durch die hohen Rechenleistungen entsteht ein entsprechend hoher Stromverbrauch. In diesem Fall rechnet Digital Realty mit einem Bedarf von bis zu 16 Megawatt. Der Betreiber legt trotzdem viel Wert auf Energieeffizienz: Unter anderem soll das Kühlsystem mit sogenannter Liquid-Cooling-Lösungen technisch führend sein. Weitere Maßnahmen seien die großflächige Begrünung des Areals sowie der Einsatz von Photovoltaik-Anlagen zur Stromgewinnung.

Data-Center in Frankfurt-Ostend: Nachbarn können die Abwärme nutzen

Der benachbarte Ventilherstellers Samson profitiert ebenfalls von dem Bau der Data-Center. Die bei Rechenvorgängen in den Servern entstehende Abwärme kann und soll künftig für die Beheizung der Nachbarschaft genutzt werden. Die Samson AG plant, ab Herbst 2026 eines ihrer Gebäude mit der Digital Realty Wärme zu beheizen. Das sogenannte „Rolf Sandvoss Innovation Center“ ist ein Büro- und Entwicklungsgebäude und befindet sich am Ratswegkreisel und somit in direkter Nähe zum Rechenzentrum.

Dieser Prozess funktioniert wie folgt: Ein Teil des Warmwassers aus einem der Rechenzentren wird über ein Rohrleitungssystem zur Wärmepumpe am Samson-Standort transportiert. Dort erfolgt eine Temperatursteigerung von etwa 30 auf 75 Grad Celsius, bevor das erhitzte Wasser in das Heizsystem eingespeist wird. Für die Umsetzung dieser Technologie stellen Bund und Land finanzielle Förderungen bereit.

Ehemaliges Neckermann-Areal, Frankfurt-Ostend: Eiermann-Bau bleibt erhalten

Obwohl das Innere des ehemaligen Neckermann-Gebäudes modernste Technik erhalten soll, bleibt das Bauwerk, das nach Plänen des Architekten Egon Eiermann entstand, weiterhin erhalten. Laut Digital Realty wird die charakteristische Fassade mit ihren Verbindungstreppen, Balkonen und dem Regenwassersammelsystem bestehen bleiben.

Grundsätzlich begrüßenswert ist der Schritt, ein denkmalgeschütztes Gebäude mit zeitgemäßer Technologie zu verbinden und die entstehende Abwärme sinnvoll weiterzuverwenden. Doch auch wenn die Server-Kühlung über ein geschlossenes Wassersystem erfolgt, bleibt ein hoher Energieverbrauch nicht aus – allein der Strombedarf der Server ist enorm. Technischer Fortschritt hin oder her wie nachhaltig der Digitalpark Fechenheim tatsächlich sein wird und ob die ökologische Bilanz langfristig stimmt, bleibt abzuwarten.

Quellen: Digital Realty, FAZ, Frankfurter Rundschau, Skyline Atlas, Drees & Sommer