Nach über einem Jahrzehnt des Verfalls soll die traditionsreiche Berliner Bürgerbräu-Brauerei in Berlin-Friedrichshagen neu belebt werden: 114 Wohnungen und moderne Gewerberäume sollen bis 2026 auf dem historischen Gelände entstehen. Dabei soll der Denkmalschutz und die Geschichte der Brauerei im Fokus des Projekts stehen.
© Foto Titelbild: IMAGO / Hohlfeld
Text: Björn Leffler
Das Berliner Bürgerbräu war einst eine der ältesten Brauereien Berlins, bekannt für ihr markantes Logo mit einem Herrn samt Bierglas. Der Hopfengeruch prägte den Treptow-Köpenicker Ortsteil Friedrichshagen im äußersten Südosten Berlins, wenn die Produktion lief. Seit der Schließung des Areals im Jahr 2010 aber verfällt das Gebäudeensemble an der Müggelspree.
Doch nun gibt es neue Pläne für das denkmalgeschützte Gelände. Bis 2026 sollen dort 114 Wohnungen entstehen, 40 davon als sozialer Wohnraum, wie die Projektinitiatoren mitteilen. Realisieren möchte das Projekt die Grundstücksgesellschaft BürgerBräuQuartier am Müggelsee mbH, hinter der ein privater Investor steht.
Friedrichshagen: 114 Wohnungen sollen auf dem Gelände der Bürgerbräu Brauerei entstehen
Diese Pläne können nun öffentlich eingesehen werden, wie das Bezirksamt Treptow-Köpenick mitteilt. Demnach besteht das Gelände der ehemaligen Brauerei allerdings aus mehreren Grundstücken, die derzeit zwei privaten Eigentümern gehören. Der vorgesehene Bebauungsplan zielt darauf ab, die denkmalgeschützte Bausubstanz zu erhalten, zu sanieren und eine nachhaltige Nachnutzung zu sichern.
Geplant sind in den historischen Brauerei-Hallen Wohnungen auf einer Fläche von knapp 5.0000 Quadratmetern, darunter auch mietpreisgebundener Wohnraum, sowie 9.921 Quadratmeter für gewerbliche Nutzungen. Eine alte Lagerhalle soll im Zuge des Projekts abgerissen werden, um Platz für einen öffentlich zugänglichen Platz zu schaffen.
Kann die historische Brauerei in Friedrichshagen neu belebt werden?
Das Projekt hat bereits eine eigene Website, auf der das Vorhaben wie folgt umrissen wird: “Mit dem BürgerBräuQuartier erhält Friedrichshagen ein identitätsstiftendes Denkmalensemble zurück. Die Sanierung wird möglich durch die Umnutzung in Wohnungen, welche in Berlin dringend benötigt werden. So entstehen insgesamt 114 neue Wohnungen für Singles, Paare und Familien, vielfach in altersgerechter und barrierefreier Bauweise, außerdem Büroflächen und Räume für Arztpraxen. Die Grundstücksausnutzung wird nicht über den aktuellen Bestand hinaus erweitert, stattdessen wird die nutzbare Geschossfläche reduziert. 40 Wohnungen werden sozial gebunden angeboten.”
Die ikonische Brauerei in Friedrichshagen, deren Ursprünge bis in das Jahr 1753 zurückreichen, entwickelte sich ab 1869 unter Hermann Schaefer zu einer bedeutenden Brauerei. Sie wuchs rasant, produzierte 1910 bereits 100.000 Hektoliter Bier und erreichte 1929 nach einem Wiederaufbau 300.000 Hektoliter.
Mischnutzung: In den historischen Brauereihallen könnten Arztpraxen und Flächen für Vereine entstehen
Nach dem Nationalsozialismus wurde die Berliner Bürgerbräu AG gegründet, die zu DDR-Zeiten zum VEB Berliner Bürgerbräu umgewandelt wurde. 1990 erfolgte dann die Privatisierung, 2010 wurde die Brauerei geschlossen – und steht seitdem leer. Die Namensrechte gingen an die Radeberger Gruppe. Wenn die Pläne der privaten Investoren Zustimmung finden, wird in einigen Jahren wieder Leben auf dem historischen Brauerei-Areal herrschen.
Auf dem Gelände eine Mischnutzung aus Wohnen und Gewerbe zu realisieren, erscheint auf den ersten Blick sinnvoll, wenn auf den Gewerbeflächen nicht nur Einzelhandel und Gastronomie entsteht. Wichtige Versorgungseinrichtungen wie Arztpraxen, Physiotherapeuten, Apotheken oder auch Flächen für Vereine und soziale Einrichtungen sollten Teil des neuen Bürgerbräu-Quartiers sein. Dann kann die Reaktivierung des Geländes zu einem echten Gewinn für Friedrichshagen werden, nicht in architektonischer Hinsicht.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
Quellen: Grundstücksgesellschaft BürgerBräuQuartier am Müggelsee mbH, Der Tagesspiegel, Berliner Morgenpost, Architektur Urbanistik Berlin, Wikipedia
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12. Oktober 2024