Während andere Großprojekte in Berlin stagnieren, nimmt der „LXK Campus“ am Ostbahnhof in Friedrichshain mit Tempo Gestalt an. Geplant sind nicht nur Büros und Wohnungen, sondern auch ein neuer öffentlicher Raum mit nachhaltigem Konzept.

„LXK Campus“: Mitten in Friedrichshain ein neues Stadtquartier, das Wohnen, Arbeiten und Nachhaltigkeit verbinden soll. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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Es gibt Baustellen in der Hauptstadt, die in den vergangenen Jahren nur mühsam vorangegangen sind oder gar von langen Baustopps betroffen waren, wie etwa das Gewerbeprojekt „FÜRST“ am Kurfürstendamm oder das Bauvorhaben „Elements“ an der Michaelkirchbrücke in Mitte. Beide Projekte sind mittlerweile immerhin wieder angelaufen. Andere Vorhaben, wie das Hochhausvorhaben am Treptower Spreeufer oder das ambitionierte Projekt „JAHO“ an der Jannowitzbrücke warten seit längerem auf ihre Fortsetzung.

Beim Projekt „LXK Campus“ in Friedrichshain, unweit des Berliner Ostbahnhofs, ist das ganz anders. Zwar hat die Planungszeit eine Menge Zeit in Anspruch genommen, doch wer die Baustelle an der Krautstraße regelmäßig besucht, erkennt schnell, dass hier nicht gekleckert, sondern geklotzt wird. Das raumgreifende Bauvorhaben kommt zügig voran und ist bereits an mehreren Stellen mit mehreren Stockwerken im oberirdischen Bereich angelangt.

Friedrichshain: Bauvorhaben „LXK Campus“ wächst zügig in die Höhe

Wenn man die Baustelle des „LXK Campus“ Ostbahnhof von der Andreasstraße aus ansteuert, ist das Großprojekt zuerst gar nicht zu sehen. Vielmehr fällt einem ein mittlerweile saniertes und runderneuertes, historisches Gebäude ins Auge: das Julius-Pintsch-Gebäude. Das architektonisch imposante, denkmalgeschützte Gebäude ist typisch für die Berliner Industriearchitektur des 19. Jahrhunderts.

Hier hatte die Berliner Firma Julius Pintsch ihren Geschäftssitz und ebenfalls ihre zentrale Produktionsstätte. Der Familienbetrieb lieferte unter anderem die Gasbeleuchtung für Eisenbahnen und Lokomotiven und konnte so von einem kleinen Familienbetrieb zu einem bedeutenden, deutschen Industrieunternehmen aufsteigen.

Berliner Ostbahnhof: Ehemaliger Geschäftssitz der Firma Julius Pintsch wurde modernisiert

Große Teile des Betriebes und der Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe zerstört. Nach 1945 wurde die Produktionsstätte dennoch weiter genutzt, zuletzt von Bombardier Transportation. Zu DDR-Zeiten nutzte der VEB Fahrzeugausrüstung Berlin die Räumlichkeiten und produzierte Ausrüstungen für Schienenfahrzeuge. Seit 1997 stand das Gebäude leer.

Nach diesem jahrzehntelangen Leerstand wurde das Gebäude in den vergangenen Jahren umgebaut und umfassend modernisiert. Das historische Gebäude wurde so in ein Büro- und Geschäftshaus umgewandelt und ist mittlerweile sehr gut ausgelastet. Das Julius-Pintsch-Gebäude nimmt einen kleinen Teil am südöstlichen Rand des Baugrunds für das deutlich größere Vorhaben „LXK Campus“ ein.

Neben dem historischen Julius-Pintsch-Gebäude entsteht der „LXK Campus“

Hinter dem Bauvorhaben „LXK Campus“ stehen die Firmen Tishman Speyer, RB Real Berlin und Cesa Group, die das Projekt kooperativ entwickeln. Bis 2026 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen werden – und das könnte, wenn das Vorhaben weiter so vorangetrieben wird, auch klappen. Die Hamburg Commercial Bank stellt die anteilige Finanzierung für das Vorhaben zur Verfügung, über die Höhe des Investments wurde allerdings Stillschweigen zwischen den Projektpartnern vereinbart.

Mit dem Neubau des Campus und der Aktivierung der direkt angrenzenden S-Bahnbögen soll gegenüber des Holzmarkts ein neuer und zentraler öffentlicher Platz entstehen, der die Umgebung weiter beleben soll. Der zukünftige Campus, gestaltet vom Architekturbüro MVRDV aus Rotterdam, soll sich aus zwei Gebäudeteilen zusammensetzen und umfasst geplante 9.350 Quadratmeter Wohnfläche sowie 51.850 Quadratmeter Büro- und Gewerbefläche.

„LXK Campus“ in Friedrichshain: 150 neue Mietwohnungen sollen entstehen

Im Rahmen der Grundsteinlegung im Juni 2024 bestätigte Johannes Schmarje, Geschäftsführer von Tishman Speyer in Berlin, dass im geplanten Wohngebäude keine möblierten Apartments sondern „normale Mietwohnungen mit ein bis vier Zimmern“ entstehen werden. Diese sollen zu „marktüblichen Preisen“ vermietet werden, so Schmarje.

Der Strombedarf für das künftige Ensemble soll durch die Installation von 2.500 Quadratmetern Solarmodulen auf dem Dach gedeckt werden. Zum Konzept der ökologischen Nachhaltigkeit gehört auch die vollständige Speicherung, Nutzung und Versickerung des Regenwassers vor Ort. „Damit wird beim LXK auch das Konzept der ‚Schwammstadt Berlin‘ umgesetzt„, erklärt Schmarje.

Baugrund am Ostbahnhof: Bezirk wollte auf dem Grundstück eine Grundschule bauen

Um die Art der Bebauung des Grundstücks gab es seit Jahren Diskussionen, denn der Bezirk wollte auf einem Teil der Fläche eine Grundschule errichten. Diese Pläne gehen bereits auf das Jahr 2019 zurück. Damals untersagte der Bezirk dem privaten Investor die Entwicklung des Geländes als reines Gewerbe- und Bürogebiet und wollte auf der gesamten Fläche ein Bildungs- und Sportareal realisieren.

Der Bebauungsplan wurde entsprechend angepasst, der Bezirk wollte das Schulprojekt also auf einem Grundstücke realisieren, welches nicht in Landesbesitz ist. Der Berliner Senat scheute das Projekt Schulbau auf dem Gelände jedoch, und zwar aus Kostengründen. Denn das Projekt war durch die vorherrschenden Eigentumsverhältnisse in seiner Grundkonzeption ungewöhnlich, vor allem ungewöhnlich teuer.

Schulbauprojekt war zu teuer – und wurde schließlich verworfen, aber am Ostbahnhof werden zwei andere Bildungsprojekte realisiert

Geplant war zunächst, dass die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE Schule und Grundstücksanteil für einen zweistelligen Millionenbetrag kauft und an den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg vermietet. Letztlich waren die Kosten für diese Variante jedoch zu teuer.

Auf dem „LXK Campus“ wird also kein Schulbau realisiert, allerdings gibt es weitere Projekte in direkter Umgebung. Auf einem alten Parkplatz am Ostbahnhof will die HOWOGE ebenfalls bis Ende 2026 ein neues Haus für das Heinrich-Hertz-Gymnasium errichten. Zusätzlich soll direkt angrenzend ein neues Familien- und Bildungszentrum entstehen. Der zweigeschossige Bau wird in Holzbauweise entstehen und als Kieztreff mit einem breiten Erziehungs- und Beratungsangebot fungieren.

 

© Visualisierung: Saltire GmbH

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Quellen: Berlin Bauboom, Architektur Urbanistik Berlin, Tishman Speyer, RB Real Berlin, Cesa Group, RM Rudolf Müller Medien GmbH & Co. KG, Immobilien Manager, Saltire GmbH, Berliner Morgenpost

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2 Kommentare

  1. anda tirpitz 7. Mai 2025 at 15:53 - Reply

    Der Bauablauf ist am besten von der S-Bahn aus Richtung Westen fahrend zu beobachten. Kann man von oben direkt reinschauen… Übrigens, Pintsch große Produktionsanlagen in Fürstenwalde haben alles überstanden, wurden dann aber vom Russen demontiert und mitgenommen.

  2. Andak Of 7. Mai 2025 at 15:55 - Reply

    Schwammstadt-Prinzip?…Wie geht das, wenn was fast zu 100% bebaut wird?

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