Zwei denkmalgeschützte Gebäude an der südlichen Friedrichstraße sollen umfassend saniert und in moderne Hotelkonzepte überführt werden. Die Umgestaltung könnte auch dem uninspirierten Umfeld rund um den Checkpoint Charlie neues Leben einhauchen. Doch die geplanten Bauvorhaben haben ihre Tücken, vor allem der Denkmalschutz wird einige Hürden bereithalten.

Zwischen Denkmalschutz, Hotelplänen und kultureller Zwischennutzung kommt Bewegung in ein vernachlässigtes Stück Berliner Stadtgeschichte. Die Zukunft der Grundstücke Friedrichstraße 209 (rechts) und 210 (links) soll in den kommenden Jahren neu gestaltet werden. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
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Seit Jahren wird in der Berliner Senatsverwaltung über eine neue konzeptionelle Ausrichtung des ehemaligen Grenzübergangs Checkpoint Charlie an der Ecke Friedrich-/Zimmerstraße diskutiert, ohne dass bisher Zählbares herausgekommen ist. Nun aber kommt Bewegung in das Areal um die Kreuzberger Friedrichstraße, wenn auch eine Straße weiter vom Checkpoint Charlie entfernt.
Es geht dabei um zwei unter Denkmalschutz stehende, altehrwürdige Gebäude, die an der Ecke Friedrichstraße / Kochstraße stehen und mit einer Generalsanierung vor dem endgültigen Verfall gerettet werden sollen.
Friedrichstraße, Ecke Kochstraße: Zwei historische Gebäude sollen vor dem Verfall gerettet werden
Zum einen geht es um ein Gebäude in der Friedrichstraße 209, das seit mehreren Jahren leer steht. Bei diesem, gegenüber dem Museum „Haus am Checkpoint Charlie“ stehenden Haus, ist immer noch – trotz Kriegsschäden aus dem Zweiten Weltkrieg – bei Betrachtung der Fassade der alte Glamour aus der Zeit um den Beginn des 20. Jahrhunderts zu erkennen.
Es ist eines der wenigen Gebäude in der westlichen Friedrichstraße, das den Bombenhagel der letzten Kriegsjahre einigermaßen heil überstanden hat und Zeugnis abliefert über die einstige Baukultur in der historischen Friedrichstadt.
Friedrichstraße 209 in Kreuzberg: Hoher Sanierungsbedarf für historischen Altbau
Der Renovierungsbedarf für das Haus in der Friedrichstraße 209 ist hoch, denn das Gebäude hat unter dem jahrelangen Leerstand arg gelitten, was man am Zustand der Rückseite des Hauses, mit vielen zerstörten Fenstern, leicht ablesen kann.
An besagter Kreuzung befindet sich eine bereits vor 25 Jahren – ursprünglich als Test – installierte Diagonalampel, bei der die Fußgänger auch bei der Ampelphase „Grün“ die Kreuzung diagonal überqueren können.
Hotel „Pariser Hof“: Entlang der südlichen Friedrichstraße gibt es deutlichen Modernisierungsbedarf
Obwohl der Tourismus am Checkpoint Charlie ungehindert boomt und die Berliner Senatsbauverwaltung diesen geschichtsträchtigen Ort konzeptionell neugestalten will, kommt das Areal eine Straße weiter, dort, wo zwei alte denkmalgeschützte Gebäude grundsaniert werden sollen, doch recht trist und verwahrlost daher.
Das Haus Friedrichstraße 209 wurde im Jahr 1907 erbaut, und in den oberen Etagen befand sich das Hotel „Pariser Hof“. An der heute noch gut erkennbaren historischen Fassade waren 1907 neben den Balkonen eine reichlich gestaltete Ornamentik angebracht und mit einem zusätzlichen großen Schriftzug mit dem Namen des Hotels versehen.
Nach dem Krieg wurde das Gebäude wieder instandgesetzt – doch die aufwendige Ornamentik wurde nicht rekonstruiert
Nach den erlittenen Kriegsschäden wurde das Gebäude in den 1950er-Jahren wieder instand gesetzt, wobei man sicher aus Kostengründen auf die ursprüngliche und aufwendige Fassadengestaltung verzichtete.
Eigentümer war zuletzt die Malteser Stiftung, die als gemeinnützige Organisation im Jahr 2021 in der Stadt für heftigen Wirbel sorgte, denn die von den Maltesern betriebene „Ambulanz für Integrierte Drogenhilfe“, eine Suchtanlaufstelle für Schwerstabhängige, wurde aufgegeben, und die Suchtabhängigen quasi vor die Tür gesetzt. Bereits 2023 veräußerten die Malteser das Gebäude wieder, und eine Sanierung des Hauses stand für die Malteser Stiftung aus Kostengründen nicht zur Diskussion.
Südliche Friedrichstadt und Checkpoint Charlie: Neues Hotelprojekt bringt Bewegung ins Quartier
Zurzeit ist laut Berliner Morgenpost die Berliner Verwaltung GmbH Eigentümer der Immobilie, und der zuständige Geschäftsführer, Robert Jung, äußerte sich zum Projektstand dahingehend, dass ein Bauantrag gestellt sei und man guter Dinge sei, den Bau bis 2027 fertiggestellt zu haben. Ein Hotelbetreiber als Mieter stehe bereits in den Startlöchern, so der Geschäftsführer.
Aber nicht nur das Gebäude an der Friedrichstraße 209 soll durch das neue Hotel eine Aufwertung erfahren, die gesamte Kreuzung soll moderner gestaltet werden. Denn auch für das andere denkmalgeschützte Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite, Haus Friedrichstraße 210, sollen Interessenten eine konzeptionelle Neugestaltung planen.
Auch das Haus an der Friedrichstraße 210 soll modernisiert und reaktiviert werden
Das Erdgeschoss des Gebäudes steht momentan leer, und im Gebäude selbst scheint es nur zwei Mieter zu geben – das kann man zumindest am Klingelschild so deuten. Bis vor wenigen Jahren war im Erdgeschoss eine Starbucks-Filiale untergebracht.
Das im bayerischen Starnberg angesiedelte Immobilienunternehmen Ehret + Klein hat das Gebäude 2024 aus der Signa-Insolvenzmasse übernommen. Im exklusiven Standort im Zentrum Berlins hat man wohl ein gutes Entwicklungspotenzial erkannt.
Hochwertige Gastronomie im denkmalgeschützten Gebäude: Viele Herausforderungen für die neuen Eigentümer
Dem Unternehmen schwebt eine hochwertige Gastronomie vor – mit Fine-Dining-Terrasse, Bistro-Lampen und schwarz-weiß verklinkerten Fassaden –, das vermittelt zumindest eine Simulation.
Somit könnte auch in der Friedrichstraße 210 ein weiteres Hotelprojekt realisiert werden, was aber aufgrund des denkmalgeschützten Gebäudes allerhand Problempotenzial in sich birgt.
Geplant sind in diesem Geschäftshaus aus dem Jahr 1911 modern gestaltete Räume, errichtet damals übrigens von der Victoria Versicherung. Das ist vermeintlich der Grund, weshalb die historische Fassade so beibehalten und auch energetisch nicht aufgebessert werden soll.
Im historischen Gebäude Gebäude an der Friedrichstraße 210 sollen Wohnmodule installiert werden
Alternativ dazu wollen die Projektentwickler – sicher, um langwierige Antragstellungen und zusätzliche Kosten zu vermeiden – in den einzelnen Wohnetagen Module installieren, sprich: Wohnkabinen, die alle Vorzüge eines neuen und modernen Hotels bieten.
Das vielversprechendste Argument für einen zukünftigen Investor oder Hotelbetreiber – den es noch nicht gibt – wäre dann wohl, dass man durch die Modulvariante die Baukosten um circa 40 Prozent reduzieren könnte – so der Plan, der offenbar noch viele Variablen beinhaltet.
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg: Wohnungen sind beim Umbauprojekt nicht vorgesehen
Ob man denn bei der geplanten Gebäudesanierung auch an die Integration von Wohnungen gedacht hätte, wurde vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg verneint, wie die Morgenpost berichtet. Da das Grundstück im Bebauungsnutzungsplan in einem Kerngebiet liege, sind Wohnungen nur mit Ausnahmegenehmigungen erlaubt. Auch würden Nebennutzungsflächen, etwa für Spielplätze oder Fahrradabstellplätze, fehlen.
Ab September 2025 ist vorerst einmal eine „künstlerische Zwischennutzung“ vorgesehen. Um welche künstlerische Ausrichtung es sich dabei handele, sei noch unklar, so das Bezirksamt. Räumlich seien für die künstlerische Zwischennutzung der Keller, das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss geplant und auch bis Januar 2026 vergeben.
Bis Januar 2026 ist im Altbau an der Friedrichstraße 210 erst einmal eine Zwischennutzung vorgesehen
Hinsichtlich einer Belebung dieses derzeit trist daherkommenden Quartiers würden künstlerische Aktivitäten dem Standort sicher guttun. Außerdem würde auch ein gewisses Publikumsinteresse geweckt werden, das diesem Areal ein gewisses Flair zurückgeben würde.
Die seitens des Berliner Senats geplanten Veränderungen am Checkpoint Charlie, verknüpft mit den an der Diagonalkreuzung ausgelösten Aktivitäten, stünden diesem neuralgischen Stadtzentrum gut zu Gesicht.

Jahrelang leerstehend, nun auf dem Sprung in eine neue Nutzung: Zwei historische Gebäude in Berlin-Kreuzberg sollen saniert und für Hotelprojekte erschlossen werden. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Das Haus Friedrichstraße 209 wurde im Jahr 1907 erbaut, und in den oberen Etagen befand sich das Hotel „Pariser Hof“. An der heute noch gut erkennbaren historischen Fassade waren 1907 neben den Balkonen eine reichlich gestaltete Ornamentik angebracht und mit einem zusätzlichen großen Schriftzug mit dem Namen des Hotels versehen. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
Quellen: Berliner Morgenpost, Petersen Architekten, Malteser Stiftung, Architektur Urbanistik Berlin, Deutsches Architektur Forum, Berliner Verwaltung GmbH, Ehret + Klein