Die Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin erfährt eine bedeutende Erweiterung: Ein neues Seminarhaus wurde eröffnet, und ein jüdisches Café zieht auf den Campus ein. Mit diesen Neuerungen soll die Bildungsstätte ihre Kapazitäten erweitern und gleichzeitig ein Zeichen für Erinnerungskultur und Vielfalt setzen.
© Fotos: depositphotos.com, Staab Architekten
Text: Stephanie Engler
In das ehemalige Cafeteria-Gebäude der Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz im Bezirk Steglitz-Zehlendorf zieht die Meisterkonditorei Babka & Krantz ein, die traditionelle jüdische Backwaren und Speisen anbietet. Die Eröffnung findet am 1. Dezember statt. Ab dem 3. Dezember ist das Café für Besucherinnen und Besucher sowie die Nachbarschaft geöffnet.
Dabei steht das Café für mehr als nur kulinarischen Genuss. Denn jedes Gebäckstück sei ein Stück jüdischer Geschichte, betont Konditormeister Shahar Elkin. Neben den traditionellen Backwaren wird auch jemenitischer Kaffee angeboten, dessen Rezept auf Elkins Großmutter Tamar zurückgeht. Die Konditorei, gegründet 2022, ist der erste jüdische Meisterbetrieb in der 750-jährigen Geschichte der Berliner Bäcker-Innung.
Ein Ort für Reflexion: Kaffee und Geschichte verbinden im Haus der Wannsee-Konferenz
Gedenkstättenleiterin Deborah Hartmann zeigte sich erfreut über die Neuerung: Die Möglichkeit, Kaffee oder Kuchen zu genießen, werde den Besuchenden helfen, das Erlebte gedanklich zu verarbeiten, wie sie gegenüber dem Tagesspiegel äußerte.
Bereits im Oktober wurde das neue Seminarhaus der Gedenkstätte eingeweiht. Nach fast fünf Jahren Bauzeit bietet der Neubau nun Platz für bis zu 150 Personen. Flexible Raumkonzepte ermöglichen die Aufteilung in kleinere Seminarräume, die mit modernster Medientechnik ausgestattet sind.
Architektur und Technik: Der Neubau als modernes Seminarzentrum
Das neue Gebäude wurde vom Büro Staab Architekten geplant und fügt sich durch ein zurückhaltendes Design harmonisch in die denkmalgeschützte Anlage ein. Ein gläserner Gang verbindet den Neubau mit der historischen Villa und schafft Raum für Austausch und Begegnung.
Die Erweiterung markiert einen wichtigen Schritt für die Gedenkstätte, die sich der Vermittlung von Geschichte und der Förderung demokratischer Werte widmet. Der Bedarf ist angesichts steigender Besucherzahlen und gesellschaftlicher Herausforderungen groß: Hartmann betonte die Dringlichkeit, sich gegen Antisemitismus und Geschichtsrevisionismus zu positionieren, gerade in Zeiten wachsender politischer Spannungen.
Neubau am Wannsee: Ein Meilenstein für Erinnerungskultur und Demokratie
Die Baukosten von 4,15 Millionen Euro wurden vom Bund und dem Land Berlin getragen. Während die bauliche Erweiterung ein Meilenstein ist, wünscht sich die Leitung der Gedenkstätte mehr personelle Ressourcen, um die wachsenden Anforderungen zu bewältigen. Mit dem neuen Seminarhaus und dem jüdischen Café setzt die Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz ein Zeichen: Der historische Ort soll nicht nur erinnern, sondern auch Raum für Begegnung, Reflexion und den Austausch über Demokratie und Vielfalt bieten.
Durch den nun fertiggestellten Neubau wird das Grundstück am Wannsee völlig neu strukturiert. Das zwischen dem ehemaligen Gärtnerhaus und dem Rosengarten gelegene neue Gebäude begrenzt den Garten der Villa nach Süden. Der dreiseitig umschlossene Bau öffnet sich mit einem gläsernen Foyer zum Haupthaus und bindet mit einem schwungvollen Vordach die Gartenwege an beiden Seiten ein.
Neues Seminargebäude: Moderne und zurückhaltende Ergänzung der historischen Bausubstanz
Das Dach vermittelt zwischen dem zurückhaltenden Erscheinungsbild des Seminargebäudes zur denkmalgeschützten Anlage und der nötigen Raumhöhe für die Konferenznutzung. Gleichzeitig verleiht die plastische Dachgestaltung dem Bau ein unverwechselbares Profil. Das raumhoch verglaste Foyer dient als Treffpunkt und Aufenthaltsbereich, geprägt von der Sichtbeziehung zum Originalschauplatz.
Im Kontrast dazu bietet der dahinter liegende Konferenzbereich eine konzentrierte Atmosphäre. Der teilbare Raum wurde mit einer hölzernen Raumschale gestaltet, die Raumteiler, Einbaumöbel, Sonnenschutz, Licht- und Medientechnik integriert. Seitlich angrenzende Nebenräume sowie die Rückfassade aus Sichtbeton geben dem Gebäude Stabilität, während das markante Vordach dynamisch in den Garten ausgreift. Staab Architekten ist mit dem Erweiterungsbau ein beeindruckendes und zugleich angenehm zurückhaltendes Gebäude gelungen, das die historische Bausubstanz gekonnt ergänzt.
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Quellen: Babka & Krantz, Der Tagesspiegel, Staab Architekten