Wie stehen unsere Leserinnen und Leser zur Neugestaltung des Gendarmenmarkts, zum geplanten Umbau des Kranzler-Ecks, zu neuen Berliner Fahrradstraßen oder zu einer möglichen Berliner Olympia-Bewerbung? Wir präsentieren die spannendsten Meinungen und Debatten.

Erhitzt die Gemüter: die Wiedereröffnung des frisch renovierten Gendarmenmarkts in Berlin-Mitte. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

© Foto Titelbild: ENTWICKLUNGSSTADT / envato

 

Das am heißesten diskutierte Thema der letzten Tage ist die Wiedereröffnung des Gendarmenmarkts in Berlin-Mitte:

© Foto: Grün Berlin GmbH

„Wie schon hier geltend gemacht: Es fehlt das Grün! Grün Berlin hat Murx gebaut! Ich habe nichts gegen eine Freifläche vor dem Konzerthaus, sollen doch dort Konzert gegeben werden, sodass man Platz für Tribünen braucht. Weshalb man aber die Grünanlagen gleich den Verhältnissen z. B. um 1900 neben Deutschem und Französischem Dom nicht wiederhergestellt hat, ist unverzeihlich. Und weshalb es zum Ausgleich für fehlendes Baumgrün auf dem Gendarmenmarkt nicht wenigstens Bäume als Straßenbäume zwischen Gendarmenmarkt und Markgrafenstraße gibt, ist ebenfalls unverzeihlich. Die Bäume hätten einer „Vermarktung“ des Gendarmenmarktes für Open-Air-Konzerte nicht entgegengestanden. Der Gendarmenmarkt ist leider Mal wieder Opfer einer ideologiebasierten und damit „blinden“ Stadtplanung.“ – Böhme

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„Die kaiserzeitliche Gestaltung mit den vielen Grünflächen empfinde ich als unübersichtlich und die Großzügigkeit des Platzes verunklärend. Es wäre interessant gewesen zu erfahren, wie denn der Platzraum vorher, z.B. um 1830 (also nach Errichtung des Schauspielhauses als letztem wesentlich platzprägenden Gebäudes), gestaltet war. Die Entscheidung, die Platzgestaltung der DDR unter Schutz zu stellen, finde ich absolut nachvollziehbar.“ – Ansgar

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„Kein Baum, kein Strauch, kein Schatten im Sommer, im Winter kalt und zugig. Zu wenig Sitzmöglichkeiten, ich nenne sie Sitzblöcke ohne Rückenlehne. Aber hey, zumindest pflegeleicht und vandalismussicher. Eine Steinwüste, ein Stein Vorgarten im XXL Format. Warum hat mein keine Tiefgarage darunter gebaut? Chance vertan.“ – Mops

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„Und diese Steinwüste ist der schönste Platz Europas? Ernsthaft?“ – Franz

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„Der Platz ist ein klimapolitisches Vorzeigeprojekt, das Geld wurde unter dem Pflaster verbaut. Jeder ist begeistert vom neuen Platz, nur die grünen Meckerköppe ziehen eine Fresse. Gester morgen um 8:45 war der Platz bereits voll von Besuchern, toll.“ – Wurstmaxe

 

In der Lynarstraße wurde eine Fahrradstraße eröffnet, in der Torstraße soll der Umbau ab 2026 losgehen:

© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

„Die sogenannten Modalfilter sollten auch auf den Gehweg ausgeweitet werden, denn wie ich selbst gesehen habe, fahren manche Autofahrer einfach über den Gehweg.“ – Michael (zum Umbau der Lynarstraße)

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„Eine überbreite Spur für KFZ… kompletter Quatsch und nur Symbolpolitik. Von der Verkehrsleistung zu vernachlässigen und für die Sicherheit sind die Änderungen katastrophal!“ – lime (zum Umbau der Torstraße

 

Berlin muss eine mögliche Olympia-Bewerbung allein schultern – und mutmaßlich gegen Hamburg und München antreten

© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

„2015 wurde in Hamburg gegen Olympia gestimmt, Jahre später unternimmt die Politik halt den nächsten Anlauf. Hoffentlich wird in Hamburg wieder abgestimmt und wieder dagegen. Warum wird nicht vor den Bemühungen der Politik abgestimmt?“ – Elec

 

Am Kranzler-Eck steht ein umfassender Umbau des gesamten Ensembles an – mit tiefgreifenden Veränderungen

© Foto: Wikimedia Commons, Manfred Brückels, CC BY-SA 3.0

„Das Drama um das Kranzler-Eck zeigt vor allem eines: Das bedingungslose Versagen der Stadtplaner wie auch der Architekten. Die Volieren kommen jetzt weg! Weshalb? Weil sie von vornherein Unfug waren. Eine Fehlplanung! Der Innenhof blieb faktisch ungenutzt.

So, wie es ein Fehler war, dem Kranzler ein Ende zu bereiten. Es lockte immerhin Publikum an, Publikum, dass den gesamten Ku’damm jedenfalls im Bereich bis zum Olivaer Platz bereicherte – aber der Vermieter wollte halt mehr Rendite rauspressen!

Und den alten Karstadt-Sport-Bau abreißen. Ich wusste gar nicht, dass das Gebäude nicht unter Denkmalschutz steht. Wenn das nicht der Fall ist, kann man über den Berliner Denkmalschutz nur fassungslos sein. Das Gebäude ist richtig gute, verdammt gute Architektur – innen wie außen! Man ist nur fassungslos!“ – Böhme

 

Unsere Reihe „Abschied von der autogerechten Stadt“ beschäftigt sich im vierten Teil mit der DDR-Stadtplanung nach dem Krieg

© Foto: IMAGO / Photo News

„Der Abschied vom Traum der autogerechten Stadt kann doch nicht bedeuten, dass wir den Stadtgrundriss des 19. Jahrhunderts wiederherstellen wollen. Der Stadgrundriss des 19. Jahrhunderts ist doch eine Weiterentwicklung mittlerweile zu eng und nicht mehr praktikabler Stadtgrundrisse voriger Epochen gewesen, aber nicht der Weisheit letzter Schluss. An der Gestaltung des Molkenmarktes kann man sehen, dass den Stadtplanern nichts anderes mehr einfällt, als die Wiederherstellung diese alten Stadtgrundrisses mit geschlossenen Innenbereichen, man kann auch sagen Hinterhöfen. Und das an einer Stelle, wo Weite und Sichtachsen einen Platz zwischen Alten Stadthaus und Rotem Rathaus ermöglicht hätten, der seinem Namen Platz in einer Metropole auch verdient hätte. Und man negiert die Stadtentwicklung der DDR, die ja auch Berlin, zumindest den Osten, geprägt hat. Warum orientiert man sich nicht an anderen Vorbildern, auch modernen. Ich verweise auf Paris, la Grand Arche von den Architekten Spreckelsen und Andreu. Dort ist ein wunderschöner Platz entstanden und kein Posemuckel. Aber man muss den Mut zur Lücke auch wollen. In Berlin finden Architektur und Stadtplanung selten zueinander. Am Molkenmarkt wurde große Chance vertan.“ – Udo Hummels, Architekt

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„Der gerade so davon gekommene Albert Speer, sr. hat mal lakonisch von sich gegeben, dass die Stalinalle das einzige Element ist, dass von seiner Germania-Planung umgesetzt wurde. Treffender hätte man sich zur Einordnung der beiden Diktaturen nicht äußern können…. Was die Feststellung hinsichtlich der Nichtnotwendigkeit solch breiter Trassen an das abseitig liegende Ostzentrum betrifft, kann man auch geteilter Meinung sein. Denn für die Partei war es ganz sicher nur eine Realisierung mit Vorlauf. Nämlich für den Tag, an dem ihnen der Westteil der Stadt auch gehören wird und selbigen dann die gleiche Behandlung zuteil geworden wäre. Es gibt es zwar keine offiziellen Einlassungen dazu, aber so haben unsere Oberindianer ja immer im Hinterstübchen gedacht…..Wie auch immer, ich werde den Tag nicht vergessen, als ich erstmals mit dem Auto in den Westteil fuhr und mir augenblicklich die Enge bewußt wurde… obwohl es dann durch die Stadtautobahn auch wieder relativiert wurde.“ – anda