Der geplante Umzug der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) in das ehemalige Galeria-Kaufhaus am Alexanderplatz sorgt erneut für Diskussionen. Während Befürworterinnen und Befürworter den zentralen Standort als Chance sehen, warnt Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey vor erheblichen finanziellen Risiken.

Die Amerika-Gedenkbibliothek am Blücherplatz in Kreuzberg ist einer von zwei Standorten der Zentral- und Landesbibliothek Berlin. Seit Mitte der 1990er Jahre gehört sie zur ZLB, die derzeit noch auf die Stadtbibliothek in der Breiten Straße in Mitte und die AGB in Kreuzberg verteilt ist. / © Foto: depositphotos.com
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Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) hält den Umzug der Zentral- und Landesbibliothek in das Kaufhausgebäude von Galeria am Alexanderplatz derzeit für unrealistisch. Im Wirtschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses erklärte sie, es gebe aktuell keine tragfähige Finanzierungsgrundlage. Auch wenn sich Eigentümer Commerz Real sowie Galeria selbst eine Nutzung durch die ZLB wünschten, seien die Mietforderungen zu hoch.
Zudem betonte Giffey, dass Berlin bereits die beiden bisherigen Standorte in Mitte und Kreuzberg finanziell trage. Ein zusätzlicher Mietvertrag am Alexanderplatz übersteige die Möglichkeiten des Landeshaushalts. Der Wunsch nach einer einheitlichen Bibliothekslösung stehe damit in Konflikt mit der Haushaltslage, wie der Tagesspiegel berichtet.
Bibliothek im Galeria Kaufhaus? Giffey knüpft Gespräche an Bedingungen
Giffey stellte auch Bedingungen an mögliche Verhandlungen. Voraussetzung sei eine Verlängerung des Mietvertrags mit Galeria, der aktuell im Februar 2026 ausläuft. Nur wenn das Warenhaus langfristig am Standort bleibe, könnten Gespräche über eine zusätzliche Nutzung durch die ZLB geführt werden. Auch die Beschäftigten müssten Sicherheit haben, so Wirtschaftssenatorin Giffey (SPD).
Der städtebauliche Vertrag mit dem Eigentümer schreibt derzeit die Nutzung als Warenhaus vor. Eine reine Bibliotheksnutzung sei damit rechtlich nicht vorgesehen. Die Idee einer Doppelnutzung – Warenhaus und Bibliothek – steht jedoch weiter im Raum.
Seit Jahrzehnten geplant: Zusammenlegung der ZLB bleibt ein ungelöstes Problem
Der Diskussionsbedarf ist groß: Die ZLB ist auf zwei überlastete und baulich ungeeignete Gebäude verteilt. Die Amerika-Gedenkbibliothek in Kreuzberg wurde für 500 Besucherinnen und Besucher am Tag geplant – inzwischen sind es bis zu 3.500. Auch die Berliner Stadtbibliothek in Mitte ist räumlich und technisch nicht mehr zeitgemäß.
Bereits 1995 gab es Pläne, die beiden Standorte zu vereinen. Doch eine zentrale Bibliothek wurde nie realisiert. ZLB-Generaldirektor Jonas Fansa hält laut rbb und Tagesschau den Alexanderplatz für ideal: gute Verkehrsanbindung, ausreichend Fläche und ein öffentliches Signal für kulturelle Teilhabe.
Moderne Bibliothek als Kultur- und Bildungsort — doch das Geld fehlt laut Berliner Senat
Fansa verweist auf internationale Beispiele wie Oslo und Helsinki, wo Bibliotheken längst multifunktionale Orte seien, mit Musikstudios, Gemeinschaftsräumen oder Makerspaces. Eine moderne ZLB könne ähnliche Funktionen übernehmen.
Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson teilt grundsätzlich die Vision eines zentralen Bibliotheksstandorts. Doch die Finanzierung bleibt das größte Hindernis. Selbst frühere Ideen wie ein Umzug in das Lafayette-Gebäude scheiterten. Derzeit prüft die Kulturverwaltung laut eigenen Angaben verschiedene Optionen.
Ob die ZLB tatsächlich in das Galeria-Gebäude ziehen kann, bleibt unklar. Zwischen städtebaulicher Vision und finanzpolitischen Realitäten klafft eine Lücke. Klar ist nur: Die derzeitige Situation ist auf Dauer nicht tragbar und ein zentraler Bibliotheksstandort bleibt ein kulturelles Ziel für Berlin.
Quellen: Tagesspiegel, rbb, Tagesschau
Richtig die Erkenntnis, dass Berlin sich eine ZLB im Galeria-Gebäude nicht leisten kann (so wenig, wie im ehemaligen Galleries Lafayette in der Friedrichstraße). Widersprüchlich, dass sie eine Reduzierung der Miete fordert, was dann doch wieder den Standort aus Sicht Giffeys möglich macht.
In Wirklichkeit geht es um die Tatsache, dass die Commerz Real sich bei der Immobilie verhoben hat. Es gibt keine sonstigen validen Mietinteressenten! Und es nicht Aufgabe der Kommune, wirtschaftliche Risiken, insbesondere Fehlentscheidungen von privaten Unternehmen über den Steuerzahler aufzufangen. Das gilt für den Alexanderplatz so wie für die Friedrichstraße.
Man müsste endlich Rücklagen bilden für die Sanierung der Amerika-Gedenkbibliothek – und für einen Neubau. Und die Sanierung sowie den Neubar müsste man dann konsequent durchsetzen. Aber das kann Berlin aufgrund seiner Posemuckel-Politiker nicht. Ist so, wie mit dem ICC – auch da passiert nix, weil: Wer nichts macht, macht auch nichts falsch! Ist natürlich Nonsense: Auch Unterlassen ist eine politische Entscheidung, die katastrophale Folgen haben kann. Warum wird diese Stadt nur von solchen absoluten Losern regiert, egal, aus welcher Partei???