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Im Gleisdreieckpark zwischen Kreuzberg und Schöneberg sollen zwei marode U-Bahn-Brücken durch Neubauten ersetzt werden. Das Bauvorhaben wird den innerstädtischen Park für mehrere Jahre in eine Baustelle verwandeln und Auswirkungen auf den U-Bahn-Verkehr der Linien U1 und U3 haben.

Gleisdreieckpark, Berlin-Kreuzberg

Die marode Hochbahnbrücke über den Gleisdreieckpark soll ab 2028 vollständig erneuert werden. Ursprünglich war der Baustart für 2026 vorgesehen. / © Foto: Wikimedia Commons, Burkhard Mücke, CC BY-SA 4.0

© Foto Titelbild: Depositphotos.com
© Foto: Wikimedia Commons, Burkhard Mücke, CC BY-SA 4.0

 

Im Gleisdreieckpark in Berlin-Kreuzberg stehen umfangreiche Bauarbeiten bevor. Nach fast 100 Jahren sollen zwei stark beschädigte Brücken der U-Bahn-Linien U1 und U3 vollständig ersetzt werden. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben die entsprechenden Planunterlagen eingereicht, die ab dem 3. November öffentlich ausliegen. Bis Anfang Januar 2026 können Bürgerinnen und Bürger Einwände einreichen.

Das Bauvorhaben betrifft die Viaduktbrücke „Bauwerk XII“ und die benachbarte Dennewitzbrücke. Beide stammen aus den Jahren zwischen 1913 und 1926 und zählen zu den ältesten Bauwerken des Berliner U-Bahn-Netzes. Für den Ersatzneubau sind Investitionen in Höhe von rund 74 Millionen Euro vorgesehen. Nach aktuellem Stand soll der Bau 2028 beginnen und bis Juni 2030 abgeschlossen sein.

Bauarbeiten am Gleisdreieckpark: Einschränkungen für Parknutzung und Nahverkehr erwartet

Für die Bauarbeiten müssen im Gleisdreieckpark etwa 15 Bäume gefällt und rund 11.000 Quadratmeter Fläche für Baustelleneinrichtungen genutzt werden. Damit wird ein zentraler Bereich des Parks, der sich für Radfahrende und Fußgänger zu einer wichtigen Verkehrsachse zwischen Potsdamer Platz und Südkreuz entwickelt hat, für mehrere Jahre gesperrt sein. Ein Hauptweg soll vollständig geschlossen werden, ein weiterer nur zeitweise. Der Parkeingang an der Kurfürstenstraße dient künftig als Baustellenzufahrt.

Auch der U-Bahn-Verkehr ist erheblich betroffen. Da die Brücken nicht während des laufenden Betriebs ersetzt werden können, sind mehrjährige Sperrungen und Schienenersatzverkehre unvermeidlich. Betroffen sind insbesondere die Linien U1 und U3, die täglich rund 57.500 Fahrgäste befördern.

Kreuzberg: Historische U-Bahn-Brücken mit gravierenden Mängeln

Die Sanierungsnotwendigkeit ist seit Jahren bekannt. Bereits 2016 stellten Gutachter erhebliche Schäden an der Stahlkonstruktion des Viadukts fest. Das Bauwerk erhielt damals die Zustandsnote 3,9 auf einer Skala, bei der ab 4,0 eine sofortige Sperrung erforderlich wäre. Seither dürfen die Züge die Brücke nur noch mit reduzierter Geschwindigkeit befahren. Zum Schutz der Parkbesucher wurde der Bereich unterhalb der Brücke abgesperrt und die Konstruktion vollständig verhüllt.

Auch die Dennewitzbrücke weist erhebliche Mängel auf. Sie führt die U-Bahn durch ein Wohnhaus in der Dennewitzstraße 2 und gilt als eines der architektonisch markantesten Bauwerke der Berliner Hochbahn. Da beide Brücken unter Denkmalschutz stehen, ist eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung zwingend erforderlich.

Brücken-Neubau: Langwierige Genehmigungsverfahren verzögern das Projekt

Warum der Ersatzneubau erst jetzt vorangetrieben wird, obwohl die Schäden seit fast einem Jahrzehnt bekannt sind, bleibt umstritten. Fachleute führen dies vor allem auf langwierige Genehmigungsprozesse in Berlin zurück. Planfeststellungsverfahren für größere Infrastrukturprojekte dauern häufig vier bis fünf Jahre. Hinzu kommen Personalmangel und komplexe Abstimmungen zwischen Behörden, Versorgern und Verbänden.

Der Denkmalschutz trägt ebenfalls zur Verzögerung bei. Da die historischen Brücken im Zuge des Neubaus vollständig abgetragen werden müssen, ist ein Verfahren mit öffentlicher Beteiligung vorgeschrieben. Mögliche Einwände oder Klagen könnten den Zeitplan zusätzlich verlängern.

Brücken-Neubau am Gleisdreieckpark: Teil eines umfassenden Sanierungsprogramms im Westen Berlins

Der Brückenersatz im Gleisdreieckpark ist Teil der sogenannten „U1-U4 Streckensanierung West“. Das Programm umfasst mehrere Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen an Brücken, Tunneln und Bahnhöfen, unter anderem am Bahnhof Nollendorfplatz und im Tunnelabschnitt unter dem Kurfürstendamm.

Bis die neuen Brücken errichtet sind, wird der Gleisdreieckpark seine Funktion als zentrale Grünverbindung im Berliner Stadtgefüge für mehrere Jahre nur eingeschränkt erfüllen können. Das Projekt gilt jedoch als notwendige Voraussetzung, um den sicheren und langfristig zuverlässigen Betrieb der Linien U1 und U3 zu gewährleisten.

Quellen: Tagesspiegel, rbb 24, Bahnblogstelle, BVG

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