Seit über zwei Jahrzehnten steht das Bogensee-Areal mit der früheren Villa von Joseph Goebbels und der ehemaligen FDJ-Hochschule leer. Trotz Denkmalschutz und historischen Werten sieht die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) den Abriss als realistische Option – auch wegen hoher Kosten und fehlender Perspektiven.

Auf dem Areal am Bogensee bei Wandlitz stehen die denkmalgeschützte Villa von Joseph Goebbels und die frühere FDJ-Jugendhochschule – beide seit Jahren ungenutzt und in stark baufälligem Zustand. / © Foto: Wikimedia Commons, Olaf Tausch, CC BY 3.0
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Das rund 40 Kilometer nördlich von Berlin gelegene Areal am Bogensee sorgt erneut für Diskussionen. Die frühere Villa von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels und die zu DDR-Zeiten errichtete Jugendhochschule der FDJ stehen seit Jahrzehnten leer. Eigentümerin ist das Land Berlin, verwaltet wird die Fläche von der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM). Deren Geschäftsführung brachte nun einen Abriss ins Gespräch – trotz Denkmalschutz.
Zentrale Gründe sind die hohen Unterhaltskosten und der immense Sanierungsstau. Jährlich fallen laut BIM 120.000 Euro allein für Sicherungsmaßnahmen an. Investitionen im „deutlich dreistelligen Millionenbereich“ seien nötig, um das Gelände wieder nutzbar zu machen. Da bisher kein tragfähiges Nutzungskonzept existiert und sich kein Interessent für das gesamte Areal gefunden hat, sei ein Rückbau aus Sicht der BIM kaum noch vermeidbar.
Abrisspläne am Bogensee: Historisches Gelände ohne Perspektive
BIM-Geschäftsführerin Birgit Möhring erklärte, man wolle noch in diesem Jahr eine Entscheidung herbeiführen. Für 2026 sollen bereits erste Abrisskosten in den Haushalt eingeplant werden. Der Rückbau würde ebenfalls einen zweistelligen Millionenbetrag verschlingen. Dennoch sei er – angesichts des anhaltenden Leerstands – die wahrscheinlich einzige Option, um neue Folgekosten zu vermeiden.
Die Villa von Goebbels gilt als besonders sensibel. Ein früherer Verkaufsversuch wurde laut BIM gestoppt, um eine ideologisch problematische Nutzung durch „die falschen Leute“ zu verhindern. Der Denkmalschutz erschwert mögliche Nutzungsänderungen, zugleich sei ein museales Konzept bisher nicht realisiert worden.
Machbarkeitsstudie durch die Gemeinde Wandlitz läuft – doch Ergebnisse lassen auf sich warten
Parallel zur Abrissdebatte wird im Auftrag der Gemeinde Wandlitz und des Bundesbauministeriums eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Sie soll in den kommenden zwei bis drei Jahren klären, ob und wie das Gelände entwickelt werden kann. Doch die BIM sieht darin keine unmittelbare Lösung. Möhring betonte, dass sich bislang keine Institution bereit erklärt habe, das Gelände vollständig zu übernehmen.
Die Zukunft der denkmalgeschützten Gebäude ist damit weiter ungewiss. Denkbar wäre, lediglich die Goebbels-Villa museal zu nutzen – ein Vorschlag, der jedoch keine umfassende Lösung für das Areal bietet. Auch eine Teilnutzung durch die Bundespolizei wurde zwischenzeitlich diskutiert, bislang aber nicht weiterverfolgt.
Druck auf BIM wächst: Sparzwang, Sanierungsstau und Klimaziele
Der Sanierungsdruck trifft nicht nur das Bogensee-Areal. Die BIM verwaltet rund 5.000 landeseigene Gebäude – von Schulen über Verwaltungsgebäude bis hin zu Kulturbauten wie dem ICC. Der Sanierungsbedarf liegt laut aktueller Schätzung bei 8,3 Milliarden Euro. Davon entfallen allein 2,7 Milliarden auf energetische Ertüchtigungen, die notwendig wären, um die Berliner Klimaziele bis 2045 zu erreichen.
Weil die Mieteinnahmen stagnieren und die Ausgaben steigen, fordert die BIM zusätzliche Mittel oder alternative Finanzierungswege. Behörden zahlen derzeit im Schnitt unter zehn Euro pro Quadratmeter, doch eine Erhöhung ist angesichts der Haushaltslage kaum realistisch. Deshalb setzt die BIM verstärkt auf Flächenreduktion, Homeoffice und Desksharing, um Kosten zu senken. Das Bogensee-Areal steht dabei sinnbildlich für die Berliner Liegenschaftspolitik – zwischen Denkmalwert, Finanzdruck und fehlender Nachnutzung. Eine Entscheidung über Abriss oder Erhalt wird in den kommenden Monaten erwartet.
Quellen: Berliner Morgenpost, Tagesspiegel