Die Mollstraße in Berlin-Mitte ist heute ein Relikt der DDR-Stadtplanung, welches vom Büro Graft Architects vollkommen neu gedacht wurde. Ihr visionäres Konzept verwandelt die graue Verkehrsader in eine blühende, nachhaltige Oase mit grünen Freiräumen und einer Wasserlandschaft, die sich entlang der heutigen Straßenführung schlängelt.

So sieht die Mollstraße in Berlin-Mitte heute aus – die Vision des Büros Graft sieht eine radikale Umgestaltung vor. / © Foto: Graft Architects

© Visualisierung Titelbild: Graft Architects
Text: Björn Leffler

 

Die Mollstraße befindet sich im Bezirk Berlin-Mitte und verläuft in Ost-West-Richtung. Sie beginnt am Alexanderplatz und endet im Osten an der Otto-Braun-Straße, wo sie in die Landsberger Allee übergeht. Sie ist eine relativ kurze, aber historisch und architektonisch interessante Straße, da sie in den 1950er und 1960er Jahren im Zuge der sozialistischen Stadtplanung der DDR angelegt und bebaut wurde.

Die Straße verbindet die Bezirke Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg und wird vor allem rund um den Platz der Vereinten Nationen (ehemals Leninplatz) von seinen geschwungenen Großwohnzeilen dominiert und einem direkt am Platz verorteten Wohnhochhaus in Plattenbauweise dominiert. Aber auch das Königstadt-Carrée an der Ecke Otto-Braun-Straße / Mollstraße ist ein markanter Bezugspunkt der Straße.

Mollstraße in Berlin-Mitte: Städtebauliche Potenziale der Verkehrsachse wurden noch nicht gehoben

Der Komplex besteht aus einem 20-geschossigen Bürohaus und einem zehngeschossigen Anbau, in dem ein Ibis-Hotel der Accor-Gruppe betrieben wird. Der Bau wurde 2010 fertiggestellt und ersetzte ein Wohnhochhaus aus den 1970er Jahren. Dass die städtebaulichen Potenziale der heutigen Mollstraße längst noch nicht gehoben sind, wird schnell klar, wenn man die weitläufige Straße vom Alexanderplatz kommend in Richtung Volkspark Friedrichshain abfährt oder abläuft.

Wie die Mollstraße vollkommen neu gedacht werden könnte, hat kürzlich das Büro Graft Architects aufgezeigt. Im Rahmen des 200. Jubiläums des AIV haben zehn namhafte Berliner Büros Visionen für zehn Berliner Straßen entworfen, die aufzeigen, wie der Straßenraum von morgen aussehen könnte. So hat sich etwa der Architekt Christoph Langhof die Holzmarktstraße vorgenommen, die ebenfalls die Stadtteile Mitte und Friedrichshain verbindet, etwas weiter südlich gelegen als die Mollstraße.

Nachhaltiger urbaner Raum: Graft machen aus der Mollstraße eine grüne und blaue Stadtlandschaft

Aus der heute betondominierten, ausladenden Verkehrsachse hat das Büro Graft in seiner Zukunftsvision eine grüne und blaue Stadtlandschaft gemacht, die im Grunde kaum wiederzuerkennen ist – und deren Breite in völlig anderer Weise als bisher genutzt werden könnte.

Bestehende Grünflächen könnten zu Grünräumen erweitert werden, auch Dachflächen sollten nach Vorstellung des Architektenteams sehr viel stärker begrünt werden. So sollen grüne Loggia-Fassaden und private Dachgärten das künftige Bild der Mollstraße prägen und die Idee einer lebenswerten Schwammstadt im Zentrum Berlins realisiert werden.

Vision: Eine innerstädtische Wasseranlage entlang der heutigen Mollstraße

Aber nicht nur sehr grün soll die neue Mollstraße werden, sondern auch sehr blau. Denn Graft haben aus der heutigen Verkehrsachse eine innerstädtische Flussanlage gemacht. Das Hauptelement des Entwurfs ist ein großzügiger Park am Platz der Vereinten Nationen mit ausgedehnten Wasserflächen bis in die Mollstraße.

Diese neuen, grünen und blauen Flächen sollen vor allem durch eine signifikante Reduzierung der bisherigen Verkehrsflächen erreicht werden. Die existierenden Freiflächen im Norden sollen zur Parkanlage erweitert werden, die sich bis in die angrenzenden Wohnquartiere erstrecken soll.

Die Reduzierung des Autoverkehrs soll Flächen für eine nachhaltige Umgestaltung frei machen

Die beiden unteren Geschosse der bestehenden Gebäude sollen “aufgebrochen” werden, um die Flächen für Einzelhandelsflächen, Werkstätten oder kleinere Büroflächen zu nutzen – und somit den urbanen Raum zu beleben. Die Idee für die neue Mollstraße sehen Graft dabei durchaus in der Tradition der Architektur der 1960er und 1970er Jahre.

Denn in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Idee vom Wohnen im Grünen durch aufgelockerte Großwohnsiedlungen vorangetrieben, sukzessive aber durch die Verkehrsentwicklung und die Realisierung der autogerechten Stadt immer weiter eingeschränkt. Diese Entwicklung, so stellen es sich die Planer von Graft vor, sollte durch sinnvolle Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs wieder zurückgedreht werden. Wie dies aussehen kann, zeigen die Berliner Architekten in ihrem spannenden Zukunftskonzept für die Mollstraße.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

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