Weil in Berlin zunehmend Büros leer stehen, will der Gewerbeflächenanbieter GSG in Kreuzberg und Charlottenburg-Wilmersdorf künftig „Wohnen auf Zeit“ anbieten. Geplant sind möblierte Mikroapartments – allerdings nicht für den regulären Mietmarkt. Kritikerinnen und Kritiker fordern stattdessen dauerhaft bezahlbaren Wohnraum.

In Berlin steigt der Büro-Leerstand. Die GSG plant, leerstehende Flächen in Kreuzberg und Charlottenburg-Wilmersdorf künftig als möblierte Mikroapartments auf Zeit zu vermieten. / © Foto: pixabay
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In Berlin stehen immer mehr Büroflächen leer. Besonders betroffen ist Kreuzberg: Dort verzeichnet die Gewerbesiedlungs-Gesellschaft (GSG) nach eigenen Angaben Leerstände von bis zu 25 Prozent. Geschäftsführer Sebastian Blecke erklärte gegenüber dem RBB, dass man deshalb an mehreren Standorten prüfe, leerstehende Flächen in möblierte Mikroapartments umzuwandeln.
Konkret sei ein Projekt mit knapp 5.000 Quadratmetern Fläche in Kreuzberg bereits in Planung. Ein weiteres mit ähnlichem Umfang befinde sich in Charlottenburg-Wilmersdorf in der Sondierungsphase. Die Apartments sollen möbliert, zeitlich befristet und außerhalb des regulären Mietmarkts vermietet werden – meist für drei bis sechs Monate.
„Commercial Living“ unter Druck: Wohnraum für wenige, Kritik von Verbänden
GSG will bis zu 10.000 Quadratmeter für das Konzept „Commercial Living“ umnutzen. Solche Flächen gelten rechtlich weiterhin als Gewerbe und sind damit nicht an Mietpreisregulierungen gebunden. Für Eigentümer kann diese Regelung lukrativer sein, als schwer vermittelbare Büroflächen.
Der Berliner Mieterverein reagierte mit Kritik, wie der RBB berichtet. Sprecher Sebastian Bartels sagte, Kurzzeitwohnen sei nur für eine kleine, wohlhabendere Zielgruppe interessant. Angesichts der Wohnungsnot brauche Berlin jedoch unbefristete, unmöblierte und sozial verträgliche Mietwohnungen.
Hoher Aufwand und enge Vorgaben: GSG fordert flexiblere Umnutzungsregeln
Ein Umbau zu regulärem Wohnraum sei rechtlich und baulich aufwendig, so Blecke. In reinen Gewerbegebieten sei eine Umwidmung planungsrechtlich oft unzulässig. In Mischgebieten sei dies zwar möglich, doch auch hier müssten hohe bauliche Standards (etwa beim Schallschutz) eingehalten werden.
Die GSG fordert deshalb, bürokratische Hürden zu senken. Blecke erklärte, die Politik müsse bei Nutzungsänderungen pragmatischer vorgehen. Nur so ließen sich größere Flächen effektiv in Wohnraum überführen.
Steigender Leerstand und neue Strategien: GSG passt sich dem Büromarkt an
Tatsächlich ist der Büro-Leerstand in Berlin stark gestiegen: Laut einem Marktbericht von BNP Paribas standen Anfang 2025 rund 1,6 Millionen Quadratmeter leer – mehr als doppelt so viel wie 2022. Der Trend zum Homeoffice verstärke diesen Effekt, während weiterhin neue Büroflächen gebaut würden.
Die GSG sieht die Umnutzung als Teil einer neuen Strategie. Man wolle künftig stärker auf ein gemischtes Angebot setzen und damit flexibler auf Marktveränderungen reagieren. Wohnraum entsteht so zwar, jedoch nur eingeschränkt nutzbar für die breite Bevölkerung.
Quellen: rbb