Das Kreativzentrum „Jupiter“ schließt. Seit 2022 bekämpfte es in der Hamburger Mönckebergstraße den Leerstand eines Kaufhauses und belebte die Innenstadt. Trotz großer Beliebtheit endet die Zwischennutzung nun im April 2025 – überschattet von sicherheitstechnischen Mängeln und politischen Debatten.

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Seit 2022 bot das ehemalige Karstadt-Sporthaus unter dem Namen „Jupiter“ Raum für Kunst, Kultur und innovative Geschäftsideen. Möglich wurde dies durch das Förderprogramm „Frei_Fläche“ der Stadt Hamburg, das kreative Zwischennutzungen in leer stehenden Immobilien förderte. Auf rund 8.000 Quadratmetern entstand eine Plattform für Künstlerinnen und Künstler, Start-ups sowie gemeinnützige Initiativen.

Das Projekt wurde mehrfach verlängert – aus ursprünglich sieben geplanten Monaten wurden drei Jahre Zwischennutzung – und galt als beispielhaft für neue Wege im Umgang mit innerstädtischem Leerstand. Besucherinnen und Besucher schätzten die Vielfalt der Veranstaltungen – von Ausstellungen über Workshops bis hin zu kulturellen Festivals.

Mängel bei Brandschutz und Sicherheit aufgedeckt: Hamburger Zwischennutzung „Jupiter“ schließt

Doch hinter dem Erfolg verbargen sich sicherheitstechnische Probleme. Eine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion deckte auf, dass weder die erforderlichen baurechtlichen Genehmigungen noch ein vollständiges Brandschutzkonzept vorlagen. Erst bei einer Begehung im Februar 2025 wurden gravierende Mängel festgestellt: Marode Brandschutztüren sowie unklare und versperrte Fluchtwege stellten erhebliche Risiken dar.

Die Betreiberin, die Hamburg Kreativ Gesellschaft, wurde laut offiziellen Angaben erst im März 2025 über diese Zustände informiert. In Reaktion darauf wurde die maximale Besucherzahl auf 200 Personen beschränkt. Dennoch entschloss sich die Stadt nun dazu, das Projekt zu schließen, um die Sicherheit der Gäste nicht weiter zu gefährden.

Projekt „Jupiter“: Politische Kritik an der Handhabung durch den Hamburger Senat

Die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Dr. Anke Frieling, kritisierte dabei den Umgang des Hamburger Senats scharf. Sie bemängelte insbesondere, dass kleinere Gewerbetreibende häufig lange auf notwendige Genehmigungen warten müssten, während bei einem Großprojekt wie dem „Jupiter“ grundlegende Sicherheitsstandards missachtet worden seien.

Kultursenator Carsten Brosda verteidigte das Projekt als wichtigen Beitrag zur Belebung der Innenstadt, verwies aber darauf, dass die Verantwortung für die ordnungsgemäße Nutzung künftig stärker gemeinsam mit den Eigentümern getragen werden müsse.

Hamburger Innenstadt: Schmerzhafter Abschied von einem besonderen Ort

Für viele der beteiligten Kreativschaffenden bedeutet das Ende des „Jupiter“ einen schmerzlichen Verlust. Die besondere Lage und die günstigen Mietbedingungen – 1,50 € pro Quadratmeter – waren für viele Projekte entscheidend. Zahlreiche Veranstaltungen, Kunstausstellungen und soziale Initiativen fanden hier in den vergangenen Jahren ein Zuhause und leisteten einen Beitrag zur Vielfalt der Hamburger Innenstadt.

Noch im Januar 2025 berichteten wir darüber, dass das Kreativprojekt „Jupiter“ eine dritte Verlängerung bis Mitte 2025 erhalten hatte. Dennoch war vielen Nutzerinnen und Nutzern bereits bewusst, dass die Zwischennutzung keine dauerhafte Perspektive bieten würde. Trotz aller Hoffnungen endet mit der bevorstehenden Schließung eines der größten innerstädtischen Zwischennutzungsprojekte Deutschlands.

Hamburg: Wie geht es weiter mit dem Gebäude an der Mönckebergstraße?

Was künftig mit dem ehemaligen Kaufhaus passieren wird, ist derzeit noch unklar. Die Eigentümer des Gebäudes äußerten sich bislang nicht öffentlich zu ihren weiteren Plänen. Allerdings zeigen Erfahrungen aus dem Projekt „Jupiter“, dass die Nachfrage nach temporären Nutzungen durch Kreativschaffende in Hamburg weiterhin hoch ist.

Das Programm „Frei_Fläche“ soll zudem fortgeführt werden, um auch anderen Immobilienbesitzern Anreize zur Zwischennutzung zu bieten. Somit könnte das „Jupiter“ zumindest als Vorbild für künftige Projekte dienen, auch wenn sein eigenes Kapitel nun endet.

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Quellen: Pressemitteilung der CDU-Bürgerschaftsfraktion Hamburg, NDR