Die erste S-Bahn-Teilstrecke der geplanten Nord-Süd-Verbindung für den Berliner Hauptbahnhof wird im Dezember 2023, ein Jahr später als geplant, in Betrieb gehen. Nach mehreren Verzögerungen und der Absage der geplanten Inbetriebnahme im Dezember dieses Jahres gilt dieses Datum nun offiziell als neuer Termin. Trotz zahlreicher Probleme gehen die Arbeiten derzeit voran.
© Visualisierungen: Deutsche Bahn AG
Text: Henriette Schubert
Geplant wurde das Infrastrukturprojekt “City-S-Bahn” zunächst unter dem Namen “S21”. Die starken Parallelen zum kostenintensiven und schwierigen Projekt “Stuttgart 21” veranlassten die Verantwortlichen jedoch zu einer Umbenennung in “City-S-Bahn”. Diese neue S-Bahn-Linie soll nach ihrer Fertigstellung den bereits bestehenden Nord-Süd-Tunnel entlasten.
Gleichzeitig wird der Berliner Hauptbahnhof hierdurch besser erreichbar sein und die Fahrtzeit zwischen Gesundbrunnen und Südkreuz soll sich deutlich verkürzen. Auch die Erreichbarkeit der Innenstadt soll durch den Bau der neuen Linie verbessert werden. Die Bahn selbst sieht das Projekt als künftige Hauptverkehrsader der Berliner Nord-Süd-Achse.
Probleme verursachten mehrfache Verschiebungen für Inbetriebnahme
Der Ausbau der S-Bahn-Verbindung in Berlin rund um die Innenstadt erlebt unterdessen nicht die erste Verschiebung für die Inbetriebnahme. Der erste Abschnitt der Strecke für die neue “City-S-Bahn” sollte ursprünglich bereits 2017 eröffnet werden. Nach anhaltenden Problemen ist die Inbetriebnahme inzwischen vorerst auf 2023 verschoben worden.
Sowohl die Auswirkungen der Corona-Pandemie, als auch Lieferengpässe beim Material und ein Mangel beim Fachpersonal, haben zur erneuten Verschiebung beigetragen. Diesem Bauabschnitt sollen zwei weitere Abschnitte folgen, die zunächst bis zum Potsdamer Platz und zuletzt bis zur Yorckstraße und dem Bahnhof Südkreuz verlaufen werden.
Abschluss des Gesamtprojekts “City-S-Bahn” wird nicht vor 2037 erwartet
Die Strecke soll zukünftig die neue Nord-Süd-Achse für Berlin bilden. Die finale Fertigstellung wird allerdings frühestens 2037 erfolgen. Nachdem die Projektleitung zuvor mit 2035 gerechnet hatte, wurde auch dieser Termin bereits nach hinten verschoben.
Trotz der mehrfachen Terminverschiebungen gehen die Arbeiten unterdessen voran. Das erste durchgehende Gleis auf der Strecke sei bereits verlegt worden, teilte die Deutsche Bahn AG mit. Dieses Teilstück verbindet den Tunnel mit dem Rampenbauwerk zur Brücke. Nach Fertigstellung dieses ersten Bauabschnittes, der insgesamt knapp vier Kilometer lang ist, werden die Vier-Wagen-Züge der Linie S 15 ab Gesundbrunnen starten.
Die neue “City-S-Bahn” wird erstmal an einem Interimsbahnhof halten
In der Nähe des Hauptbahnhofs verläuft die Bahnstrecke in einen Tunnel. Hier wird es zunächst einen Interimsbahnsteig am Hauptbahnhof unterhalb der Invalidenstraße geben. Die Fertigstellung der finalen, eigentlichen Station wird noch bis Ende der 2020er Jahre andauern.
Nach dem ersten Bauabschnitt soll der Ausbau der Teilstrecke zum S-Bahnhof Westhafen fertiggestellt werden. Die Inbetriebnahme hierfür ist für 2026 geplant. Neben einer Einfädelung der S 46 aus Königs Wusterhausen/Westend wäre überdies eine Verbindung des geplanten Campus Siemensstadt Square zum Hauptbahnhof denkbar.
Auch die Bewohnerinnen und Bewohner der benachbarten “Europacity” an der Heidestraße profitieren von dem Ausbau, denn auch an der Perleberger Brücke im Norden von Moabit ist die Einrichtung von zusätzlichen Haltepunkten vorgesehen. Zusätzlich soll hierdurch der Umsteigeverkehr von und zu den Bussen der BVG ermöglicht werden.
Nach 2023: Einschränkungen durch fortschreitende Bauarbeiten
Mit 1,9 Kilometern Länge unterquert der zweite, geplante Bauabschnitt die Spree, bevor sich die Strecke teilt, um sowohl östlich als auch westlich um das Reichstagsgebäude herum zu verlaufen. In Zukunft werden Fußgänger und Autofahrer mit Umwegen und Sperrungen zu rechnen haben. Dieser Abschnitt soll dann künftig bis zum Potsdamer Platz führen.
Die derzeitige Nord-Süd-S-Bahn wird heutigen Berechnungen zufolge für rund 22 Monate gesperrt werden. Im Bereich Dorotheenstraße/ Scheidemannstraße/ Brandenburger Tor wird überdies eine große Baugrube entstehen.
Im Tiergarten und Regierungsviertel werden neue Baustellen entstehen
Die weitere Streckenführung außerhalb des Denkmalgeländes im Großen Tiergarten sowie im Bereich des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas wird derzeit noch diskutiert. Initiativen erwarten hier eine weitaus größere Beeinträchtigung für die Gedenkorte als bislang durch die Deutsche Bahn kommuniziert.
Der dritte geplante Bauabschnitt wird zu den S-Bahnhöfen an der Yorckstraße in Kreuzberg führen. Auch eine Kurve zum Bahnhof Südkreuz ist für den Ausbau angedacht. Die Gesamtkosten des Projektes sind derzeit noch nicht sicher. Schätzungen zufolge könnten sie rund 900 Millionen Euro betragen.
Der Berliner Senat plant jedoch in diesem Jahr, sowohl die Kosten als auch den Nutzen des Bauvorhabens für alle drei Abschnitte nochmals zu überprüfen. Da im weiteren Bau mit zusätzlichen Schwierigkeiten zu rechnen ist, könnten auch die Kosten also noch weiter steigen.
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Quellen: Deutsche Bahn AG, Berliner Zeitung, Berliner Morgenpost, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN, BVG
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