Taxis blockieren Busspuren, die BVG droht mit Rückzug – doch der neue Europaplatz lässt für sie keinen Raum mehr. Das urbane Entree soll grüner werden, doch ein funktionierendes Verkehrskonzept bleibt bislang aus. Der geplante „grüne Schirm“ lässt keinen Platz für einen geräumigen Taxistand, dieser soll eigentlich auf der Südseite des Hauptbahnhofs liegen – doch bislang hält sich niemand an die Vorgabe.

Draufsicht: Deutlich grüner und besser strukturiert soll sich der Europaplatz auf der nördlichen Seite des Hauptbahnhofs in den kommenden Jahren präsentieren. Doch bislang weiß niemand, wo die Taxen künftig halten sollen. / © Visualisierung: Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen

© Visualisierungen: Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen

 

Nördlich des Berliner Hauptbahnhofs werden in den kommenden Jahren zahlreiche Landschaftsarchitekten ans Werk gehen, um die bestehenden Freiflächen neu zu gestalten – und deutlich grüner zu machen.

Bereits Ende 2022 berichteten wir über die Pläne, den nördlichen Vorplatz des Hauptbahnhofs, den Europaplatz im Ortsteil Moabit, umzugestalten. Wo derzeit aufgrund des Baus der neuen S-Bahnlinie “City-S-Bahn” noch eine Baugrube klafft, soll nach Inbetriebnahme der Linie ein neuer Stadtplatz gestaltet werden – zumindest teilweise.

Die „City-S-Bahn“ soll Hauptbahnhof und Ringbahn verbinden – aber wann?

Die “City S-Bahn” soll den Bahnhof an das nördliche S-Bahnnetz sowie die Ringbahn anschließen. Der mehrfach verschobene Start der neuen Linie scheint derzeit wieder einmal unklar. Dennoch soll Ende 2025 mit der Umgestaltung des Europaplatzes begonnen werden, wie die Berliner Senatsverwaltung laut einem Tagesspiegel-Bericht mitgeteilt hat.

Der entsprechende Gestaltungswettbewerb war bereits im Jahr 2023 entschieden worden. Das Büro Rehwaldt Landschaftsarchitekten konnte sich gegen drei Mitbewerber durchsetzen und die Jury mit seinem Konzept zur Neugestaltung des Areals überzeugen.

Rehwaldt Landschaftsarchitekten dürfen Europaplatz in Moabit umgestalten

Das Gelände, der sogenannte „Europaplatz Süd“, soll gemäß Abstimmung zwischen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen), der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klima- und Umweltschutz, dem Bezirk Mitte und der Deutschen Bahn AG zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität und der Umstiegsmöglichkeiten umgestaltet werden.

Das Konzept des siegreichen Büros hat das Ziel, eine möglichst großzügige, offene Platzfläche auszuformen, die den ankommenden Reisenden ein freundliches Willkommen bieten soll. Es soll eine deutliche Verbesserung zum heutigen Status Quo aus Baustellen, engen Autogassen, zu wenig Fahrradbügeln und mangelndem Parkraum darstellen.

Europaplatz am Hauptbahnhof soll zum „Entrée Berlin“ werden

Unter dem Leitbild „Entrée Berlin“ soll ein urbaner, einladender Platzraum in der Mitte der Stadt entstehen, der eine gute Orientierung und atmosphärische Aufenthaltsorte bieten soll.

Ein Hauptelement des Konzeptes soll ein „Grüner Schirm“ werden, der sich gegenüber dem Bahnhofsgebäude befinden wird. Als eine unregelmäßige Pflanzung hochstämmiger Bäume soll sich ein durchlässiger Raum formen, der einerseits eine Abschirmung zur Invalidenstraße herstellen soll, andererseits aber auch einen atmosphärischen Aufenthaltsort bilden kann.

Ein „Grüner Schirm“ und Terrazzobelag für den „neuen“ Europaplatz

Vom Bahnhofsgebäude bis zur Invalidenstraße soll im Rahmen der Umbauarbeiten eine durchgängige Oberfläche ohne Stufen oder Bordanlagen geschaffen werden. Als Material für die Umgestaltung soll ein Asphalt mit geschliffener Oberfläche verwendet werden, der einen möglichst hohen Komfort bieten soll.

Mittels heller Zuschlagstoffe und eingefärbter Bindemittel soll ein freundlicher, warmer und auch lebhafter Gesamteindruck erzeugt werden, der dem eines Terrazzobelages ähneln soll. Auf die entsprechende Umsetzung darf man in jedem Fall gespannt sein.

Der geplante Umbau des Europaplatzes offenbart ein Problem: Wo halten künftig die Taxis?

Die nördliche Taxivorfahrt, die auf dem Geländes des vorgesehenen Baufelds liegt, wurde dann 2023 überraschend gesperrt, was zu lautstarkem Protest von Taxiverbänden führte. Statt zur Südseite zu wechseln (wie es eigentlich vorgegeben ist), blockierten Taxis und Mietwagen unerlaubt die Busspur in der Invalidenstraße.

Das Verkehrschaos eskalierte, die BVG konnte zwischenzeitlich ihre Haltestellen nicht mehr bedienen und drohte mit dem Rückzug mehrerer Linien. Die Verkehrsverwaltung reagierte – und verlegte die Taxivorfahrt zurück auf den Europaplatz. Das Begrünungsprojekt schien damit zumindest fraglich, eine Überarbeitung stand im Raum.

Senatsbauverwaltung bestätigt: Ursprüngliche Umbaupläne für den Europaplatz werden umgesetzt

Nun aber die Kehrtwende: Laut Senatsbauverwaltung soll die Umsetzung des „Grünen Schirms“ doch erfolgen, der Baubeginn ist für November dieses Jahres vorgesehen. Der Entwurf sieht tatsächlich keine Rückkehr der Taxis auf die Nordseite vor. Stattdessen sollen diese dauerhaft das Kapelle-Ufer ansteuern – ein Plan, der bisher kaum durchgesetzt wird.

Ein neues Verkehrskonzept für das Bahnhofsumfeld wird derzeit aber erarbeitet und soll im August 2025 vorliegen, wie es heißt. Vorschläge einer eigens eingerichteten „Taskforce Taxen“ wurden bislang allerdings nicht umgesetzt. Die strukturellen Probleme rund um den Hauptbahnhof bleiben – zu wenig Platz für Busse, Fahrräder und Fußgänger. Mit Spannung wird zu beobachten sein, ob das überarbeitete Verkehrskonzept den gordischen Knoten auf der Nordseite des Hauptbahnhofs wird zerschlagen können.

Regenwasser soll gesammelt und für gepflanzte Bäume genutzt werden

Immerhin: Der geplante Entwurf von Rehwaldt Landschaftsarchitekten soll die Fläche an der Invalidenstraße deutlich nachhaltiger werden lassen. Zukünftig soll das Regenwasser in Schlitzrinnen aufgefangen und größtenteils in den nördlichen Bereich geführt werden, wo es im „Grünen Schirm“ in einer Speicherrigole gesammelt wird. Hier sollen die Bäume das Wasser über die Wurzeln aufnehmen und es über die Baumkronen verdunsten können.

Dadurch soll auf dem Gelände vor allem in den heißen Sommermonaten ein kühlender Effekt für die unmittelbare Umgebung entstehen und das Regenwasser direkt vor Ort nutzbar gemacht sowie die Kanalisation entlastet werden.

Parkhaus für Fahrräder, Jelbi-Station und zusätzliches WC geplant

Das Fahrradparken und eine Jelbi-Station sowie ein möglicher Standort für ein WC sollen am östlichen Platzrand entstehen, in einem Gebäude mit begrüntem Dach. Die Visualisierung des Büros zeigt auch deutlich, dass auf dem östlichen Teil des Europaplatzes noch Platz für einen seit Jahren kolportierten Hochhausbau der Deutschen Bahn freigehalten wird.

Dieses Detail war in einer früheren Visualisierung zur Umgestaltung des Europaplatzes noch nicht enthalten. Über den Bau dieses Hochhauses in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof wird seit Jahren spekuliert – ob es tatsächlich kommt, ist bislang unklar. Doch genau wie die Umgestaltung des Europaplatzes muss auch dieses Projekt mindestens auf die Fertigstellung der „City-S-Bahn“ warten. Und das könnte wohl noch etwas dauern.

Quellen: Deutsche Bahn, Der Tagesspiegel, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Rehwaldt Landschaftsarchitekten, IVAS Ingenieurbüro für Verkehrsanlagen und -systeme

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2 Kommentare

  1. Max 11. Juni 2025 at 13:48 - Reply

    Busspur blockiert in 3 …2 …. 1 !

  2. Taxi Akbulut Tübingen 17. Juni 2025 at 20:15 - Reply

    Taxen sind unverzichtbar. Das wird mir fast jeden Tag bestätigt. Neulich um 1uhr nachts hoch schwanger musste die Dame ins Krankenhaus schnellstmöglich. Fruchtblase geplatzt während der Fahrt. Die Geburt hätte fast im Taxi stattgefunden :)

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