Direkt am Rathaus Charlottenburg entstehen 265 Mikro-Apartments der Marke „Havens Living“. Trotz hoher Mieten loben Vertreter von SPD und CDU das Projekt – auch weil keine bestehenden Wohnungen verdrängt werden. Die Debatte über möbliertes Wohnen auf Zeit erhält damit neuen Zündstoff.

An der Warburgzeile Ecke Otto-Suhr-Allee in Charlottenburg entsteht das Neubauprojekt „Havens Living“, das auf vollmöblierte Mikro-Apartments für Kurzzeitmieter setzt. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
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In Charlottenburg wächst derzeit ein neues Wohnprojekt: An der Warburgzeile, Ecke Otto-Suhr-Allee, entstehen auf dem Gelände des alten Postgebäudes 265 vollmöblierte Mikro-Apartments. Das Bauvorhaben „Havens Living“ richtet sich an urbane Kurzzeitmieter und Expats. Im Juni 2024 wurde bereits Richtfest gefeiert.
Die Apartments sind zwischen 18 und 48 Quadratmeter groß und kosten ab 1.600 Euro pro Monat – ein Quadratmeterpreis von bis zu 89 Euro. Neben der Miete sind allerdings Nebenkosten sowie Zugang zu Gemeinschaftsflächen, einem Fitnessstudio und einer Dachterrasse inklusive. Laut Betreiber International Campus Group bleiben die meisten Mieter durchschnittlich acht Monate in den Wohnungen.
Kritik an hohen Mieten aber Lob für Stadtentwicklung seitens SPD und CDU
Das Projekt richtet sich ausdrücklich nicht an Berliner Familien, sondern an Fachkräfte, die für kurze Zeit in Berlin arbeiten, wie die Berliner Morgenpost berichtete. Unternehmenssprecher Benjamin Rathay betonte, dass die Nachfrage nach diesem Wohnkonzept hoch sei. 60 Prozent der Mieter kämen aus Nicht-EU-Ländern.
Trotz der hohen Preise fanden sich zum Richtfest auch lobende Stimmen aus der Politik. Laut der Berliner Morgenpost erklärten Michael Müller (SPD) und Baustadtrat Christoph Brzezinski (CDU), dass Berlin angesichts steigender Zuzugszahlen auch temporäre Wohnangebote benötige. Der Innenhof werde begrünt und stehe künftig auch Anwohnenden offen, so Müller.
Laut Bezirksamt keine Verdrängung von Wohnraum, da der Umbau ehemalige Gewerbeflächen betrifft
Nach Angaben des Bezirksamts werden durch das Projekt keine bestehenden Wohnungen verdrängt. Der Umbau betrifft ausschließlich ehemals gewerblich genutzte Flächen. So wurde das denkmalgeschützte Postgebäude erhalten, während einstöckige Gebäude entlang der Warburgzeile aufgestockt und ein Innenhof neu gestaltet wurden.
Bis zum Frühsommer 2025 sollen die ersten Mieterinnen und Mieter einziehen. Die Entstehung neuer Wohnflächen durch Nachverdichtung gilt im dicht bebauten Charlottenburg als stadtentwicklungspolitisch bedeutsam – auch wenn die Zielgruppe der Apartments ein eher exklusives Segment anspricht.
Bezirk Charlottenburg setzt dennoch auf Regulierung von Zeitwohnen
Parallel zur Fertigstellung von „Havens Living“ geht der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf gegen die Ausbreitung von möbliertem Wohnen auf Zeit vor. In sozialen Erhaltungsgebieten sollen künftig keine neuen Kurzzeitmietverträge mehr erlaubt werden, sofern sie bestehende Wohnungen verdrängen.
Im Fall der Warburgzeile greift diese Regelung jedoch nicht, da es sich um eine Umwandlung von Gewerbe- zu Wohnfläche handelt. Die Debatte um bezahlbares Wohnen und neue Angebotsformen bleibt damit auch rund um das Rathaus Charlottenburg weiterhin hochaktuell.
Quellen: Berliner Morgenpost