Das Holsten-Areal in Hamburg-Altona soll nach Jahren des Stillstands veräußert werden. Zwei Konsortien aus der Hansestadt stehen in der Endrunde um das 86.000 Quadratmeter große Gelände. Die Entscheidung der Adler Group über den neuen Eigentümer wird zeitnah erwartet.

© Visualisierung Titelbild: André Poitiers Architekt Stadtplaner RIBA 

 

Seit der ursprünglichen Ankündigung im Jahr 2016, auf dem ehemaligen Brauereigelände im Hamburger Stadtteil Altona ein neues Stadtquartier zu errichten, ist wenig passiert. Die Düsseldorfer Gerch Group hatte das Grundstück damals von der Carlsberg-Brauerei übernommen, mit dem Ziel, Wohnraum für rund 7.500 Menschen sowie Flächen für Gewerbe und ein Hotel zu schaffen.

Tatsächlich blieb das Gelände weitgehend ungenutzt. Einige Bauten wurden abgerissen, andere wie der denkmalgeschützte Juliusturm stehen bis heute. Nach mehreren Eigentümerwechseln gehört das Areal inzwischen der Consus Real Estate AG, einem Tochterunternehmen der Adler Group, die den Verkauf nun aktiv vorantreibt.

Holsten-Areal in Altona: Zwei Bietergruppen aus Hamburg in der engeren Auswahl

Seit Ende 2024 ist das Maklerunternehmen CBRE mit der Vermarktung beauftragt. Nach aktuellem Stand befinden sich zwei Konsortien aus Hamburg im finalen Auswahlverfahren. Sie haben Kaufangebote abgegeben und verhandeln derzeit exklusiv mit der Eigentümerin.

Ein Konsortium besteht aus dem Bau- und Projektentwicklungsunternehmen Otto Wulff sowie dem Immobilieninvestor Dieter Becken. Letzterer ist auch in Verhandlungen über den Kauf und die Fertigstellung des Elbtowers in der HafenCity involviert. Beide Partner streben eine gemeinsame Entwicklung des Holsten-Areals an und sehen darin ein zentrales Projekt für den Wohnungsbau in der Hansestadt.

Ehemaliges Brauereigelände: Auch städtische Unternehmen interessieren sich für das Gelände

Dem zweiten Konsortium gehören das kommunale Wohnungsunternehmen SAGA und das Immobilienunternehmen Quantum an. Beide haben bereits in früheren Phasen ihr Interesse an dem Grundstück signalisiert und verfügen über Erfahrung bei der Entwicklung großer Wohnprojekte im Hamburger Stadtgebiet.

Die Entscheidung über den Zuschlag wird in den kommenden Wochen erwartet. Ziel ist eine zügige Abwicklung des Verkaufs, um die lang geplante Entwicklung des Areals endlich zu realisieren.

Hamburg-Altona: Umfangreiche Wohnbebauung mit Mischnutzung geplant

Das Nutzungskonzept für das Holsten-Areal sieht die Errichtung von rund 1.360 Wohnungen vor. Dabei ist ein Drittelmix aus öffentlich gefördertem Wohnraum, frei finanzierten Mietwohnungen und Eigentum vorgesehen. Ergänzend sind Flächen für Büros, Gewerbe, Kitas sowie ein Hotel geplant.

Laut den Vermarktungsunterlagen von CBRE könnten auf dem Gelände bis zu 218.520 Quadratmeter Bruttogeschossfläche entstehen, davon rund 140.900 Quadratmeter für Wohnnutzung. Das entspricht einem der umfangreichsten Wohnungsbauprojekte, das in Hamburg aktuell in Vorbereitung ist.

Holsten-Gelände: Preisverhandlungen und mögliche Eingriffe der Stadt

Ursprünglich lag die Preisvorstellung der Adler Group bei rund 364 Millionen Euro – eine Summe, die in Fachkreisen als deutlich überhöht gilt. Experten schätzen den realistischen Marktwert auf rund 130 bis 140 Millionen Euro, abhängig von den geltenden Baugenehmigungen.

Die Stadt Hamburg besitzt ein Vorkaufsrecht für das Grundstück, das bislang jedoch nicht geltend gemacht wurde. Eine Bürgerinitiative fordert die Ausübung dieses Rechts, um durch ein unabhängiges Verkehrswertgutachten eine faire Bewertung zu erzielen und städtische Einflussmöglichkeiten zu sichern.

Ein stadtentwicklungspolitisch bedeutendes Projekt, nicht nur für Altona

Unabhängig davon, welches Konsortium den Zuschlag erhält, stellt das Holsten-Areal eines der wichtigsten Stadtentwicklungsprojekte Hamburgs dar. Die Verbindung von Wohnen, Arbeiten und sozialen Infrastrukturen auf einer zentral gelegenen Fläche verspricht Impulse für ganz Altona und darüber hinaus.

Die kommenden Entscheidungen werden zeigen, ob künftig eine rein wirtschaftlich orientierte oder eine stärker gemeinwohlorientierte Entwicklung verfolgt wird. Klar ist: Mit dem Verkauf des Grundstücks beginnt eine neue Phase für das Holsten-Quartier.

Quellen: Die Zeit, Hamburger Abendblatt, Hansetipp, Die Welt, Bürgerschaft Hamburg, Bürgerinitiative Knallt am Dollsten, André Poitiers Architekt Stadtplaner RIBA