Im Laskerkiez in Berlin-Friedrichshain soll in unmittelbarer Nähe des Technoclubs „About Blank“ ein neues Hotel entstehen. Während das Bezirksamt Nutzungskonflikte fürchtet, betonen Senat und Investor die Chance für ein Miteinander von Clubkultur und Beherbergung.
© Foto Titelbild: Wikimedia Commons, Singlespeedfahrer, CC0
In Berlin-Friedrichshain sorgt ein geplanter Hotelneubau für Diskussionen zwischen Bezirk und Senat. Konkret geht es um ein Projekt an der Laskerstraße nahe der Warschauer Brücke, das gegen den ausdrücklichen Widerstand der Bezirksverordnetenversammlung und des Baustadtrats nun vom Land Berlin genehmigt wurde .
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg lehnt Hotelneubau an der Laskerstraße ab
Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg hatte den Antrag des Projektentwicklers Trockland zunächst abgelehnt. Der geplante Beherbergungsbetrieb mit rund 240 Betten liegt in direkter Nachbarschaft zum Technoclub „About Blank“, einem etablierten Veranstaltungsort für alternative Clubkultur. Das Bezirksamt befürchtet Nutzungskonflikte: Lärmbeschwerden könnten den Clubbetrieb gefährden, der bisher auf ein gewerblich geprägtes Umfeld zählen konnte.
Auch in der Bezirksverordnetenversammlung zeigte sich eine Mehrheit skeptisch gegenüber dem Vorhaben. Vertreterinnen der Grünen und der SPD sprachen sich dafür aus, die Fläche entweder als Grünfläche zu sichern oder für Wohnnutzung und Kleingewerbe zu entwickeln. Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) sieht in einer zunehmenden Ansiedlung von Hotels eine Gefahr für die soziale Durchmischung im Kiez.
Widerspruchsverfahren: Hotelneubau ist planungsrechtlich zulässig
Trotz dieser Bedenken hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung im Rahmen eines Widerspruchsverfahrens entschieden, dass der Hotelbau planungsrechtlich zulässig ist. Ein Bauantrag liegt zwar noch nicht vor, doch mit der Entscheidung kann das Vorhaben weiterverfolgt werden. Die Senatsverwaltung argumentiert, dass Schallschutzmaßnahmen eine friedliche Koexistenz mit dem Clubbetrieb ermöglichen sollen.
Nach Angaben des Investors gilt die Nähe zum Club sogar als Pluspunkt für den Standort. Man wolle die Nachbarschaft aktiv gestalten und den Clubbetrieb unterstützen. Geplant sei ein Hotel, das sich vor allem an Gäste richte, die genau wegen des alternativen Kulturangebots nach Berlin reisen, so der Tagesspiegel.
Friedrichshain-Kreuzberg: Wie viele Hotels braucht der Bezirk?
Nach Angaben aus der Bezirksverwaltung sind derzeit mindestens drei weitere Hotelneubauten im Umfeld Alt-Stralau, Rudolfkiez und Laskerkiez geplant – allesamt in enger Nachbarschaft. Vertreter der SPD warnten daher vor einer „Entvölkerung“ der Innenstadt, wenn zunehmend Flächen für touristische Zwecke statt für dauerhaftes Wohnen genutzt werden.
In einem Antrag fordern die Grünen nun sogar, neue Hotelprojekte in Friedrichshain-Kreuzberg künftig restriktiver zu steuern. Ziel sei es, eine Überkonzentration zu vermeiden und eine gleichmäßigere Verteilung über die Stadt zu erreichen. Die CDU wiederum will sich einer generellen Ablehnung nicht anschließen, plädiert aber dafür, jeden Standort sorgfältig zu prüfen.
Laskerstraße: Zwischen Hotellerie und Clubkultur
Neben dem Konflikt um das Hotel an der Laskerstraße steht ein weiteres Beispiel für die bauliche Entwicklung der Gegend: In unmittelbarer Nähe entsteht mit dem Ostkreuz Campus eines der größten Neubauprojekte im Mediaspree-Gebiet. Hier sollen moderne Büroflächen für mehrere Tausend Arbeitsplätze geschaffen werden.
Der Gebäudekomplex rund um das neue „Pollux“-Gebäude zeigt, wie eng Gewerbe, Hotellerie und subkulturelle Nutzung an diesem Standort aufeinandertreffen. Inwieweit das Gleichgewicht zwischen Tourismus, Wohnen, Arbeiten und Nachtleben am Ostkreuz langfristig erhalten bleibt, wird sich zeigen.
Quellen: Tagesspiegel, Pandion AG, Enpal, Collignon Architektur und Design GmbH, kadawittfeldarchitektur
Tags (Schlagwörter) zu diesem Beitrag
One Comment
Hinterlasse einen Kommentar Antworten abbrechen
Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..
Ist nicht eher die Frage: Wie viele Clubs braucht eigentlich Friedrichshain? Das die Bezirksverantwortlichen natürlich jeden verschmierten Schuppen als „schützenswert“ definieren verwundert kaum. Es ist eigentlich nur zu hoffen, dass bei jedem Bauvorhaben der Senat übernimmt…