Mit der Aufstellung von 19 Balustradenfiguren an der Nord- und Südfassade nähert sich die Rekonstruktion des Berliner Schlosses ihrem baulichen Abschluss. Die Skulpturen greifen barocke Vorbilder auf, sorgen aber auch für Diskussion – nicht nur wegen ihrer symbolischen Bedeutung, sondern auch wegen der Finanzierung.

Die neuen Balustradenfiguren auf dem Humboldt Forum greifen stilistisch die Formensprache des Barock auf, sind jedoch zeitgenössische Neuschöpfungen. Menschliche Figuren – teils bekleidet, teils unbekleidet – wurden eigens modelliert, um die Fassade nach historischem Vorbild rhythmisch zu gliedern und die vertikale Wirkung zu betonen. / © Foto: Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, David von Becker

© Fotos: Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, David von Becker
© Foto Titelbild: Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss / Boheifilm

 

Bis Ende Juni 2025 soll die Fassadenrekonstruktion des Humboldt Forums vollständig abgeschlossen sein. Den letzten baulichen Schritt bildet die Installation von 19 Balustradenfiguren, die an der Nord- und Südfassade angebracht werden. Die Skulpturen messen durchschnittlich über drei Meter und orientieren sich an barocken Vorbildern.

Die Stiftung Humboldt Forum kündigte an, dass die ersten Figuren bereits Mitte Mai montiert werden. Damit endet ein mehrjähriger Prozess, der architektonisch an das ursprüngliche Berliner Stadtschloss erinnern soll, das 1950 gesprengt wurde.

Balustradenfiguren markieren Abschluss der Schlossfassade: Rekonstruktion nach barockem Vorbild – mit neuen Elementen

Die Balustradenfiguren sind Neuschöpfungen, die sich an historischen Konzepten des Architekten Andreas Schlüter orientieren. Seine Entwürfe aus dem frühen 18. Jahrhundert sahen eine rhythmische Abfolge von Figuren, Vasen und Trophäen vor. Doch die Umsetzung blieb fragmentarisch – Teile der Schlossfassade blieben laut einer Pressemitteilung des Humboldt Forum über Jahrzehnte unvollendet.

Im 19. Jahrhundert wurden die Skulpturen teilweise ersetzt, erhielten jedoch eine neue symbolische Bedeutung: Sie stellten allegorische Darstellungen menschlicher Tätigkeiten wie Bergbau, Handel oder Kunst dar. Auffällig ist, dass einige Skulpturen Gesichter der preußischen Herrscherfamilie trugen – ein seltener Vorgang im Außenbau historischer Residenzen.

Spenden, Kritik und Transparenz: Debatten um die Finanzierung der Figuren in Berlin- Mitte

Finanziert wurden die neuen Skulpturen mit Spenden in Höhe von rund 3,4 Millionen Euro, die der Förderverein Berliner Schloss gesammelt hatte. Nach öffentlicher Kritik an der Geldherkunft veröffentlichte die Stiftung eine Spenderliste auf der Vereinswebsite. Zuvor war in einer Petition auf mögliche Verbindungen einzelner Mitglieder zur rechtsradikalen Szene hingewiesen worden.

Trotz dieser Debatte sieht die Stiftung in der nun abgeschlossenen Rekonstruktion einen architektonischen Meilenstein. Ein Programm mit Führungen, Vorträgen und Gesprächsrunden ist für Ende Juni geplant, um die Fertigstellung zu begleiten.

Fassade mit Geschichte: Das Humboldt Forum zwischen Repräsentation und Identität

Die neuen Balustradenfiguren greifen bewusst historische Ästhetik auf, setzen aber eigene Akzente. Während das barocke Original nie vollendet wurde, versucht die heutige Rekonstruktion, eine Balance zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu finden. Dabei stellt sich auch die Frage, wie viel Repräsentation und Symbolik eine öffentliche Fassade tragen sollte – und wie diese in ein modernes Verständnis von Stadtbild und Erinnerungskultur eingebettet werden kann.

Die bauliche Fertigstellung bedeutet nicht das Ende der Auseinandersetzung mit dem Ort: Künftig plant die Stiftung weitere Kunstprojekte sowie eine programmatische Beschäftigung mit der Geschichte des Schlosses und seiner Nutzung im Humboldt Forum.

Während das Humboldt Forum nun baulich weitgehend vollendet ist, stehen weitere gestalterische Maßnahmen im Umfeld des Gebäudes an: Auf der Ost- und Westseite sollen in den kommenden Jahren neue Freitreppenanlagen entstehen. Besonders im Fokus steht die geplante Freitreppe zur Spree am Eosanderportal. Der Baustart ist für den Spätsommer 2025 vorgesehen.

© Foto: Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, David von Becker

Quellen: Stiftung Humboldt Forum, Tagesschau, rbb, Förderverein Berliner Schloss