Unter der Autobahntrasse am Bundesplatz fehlt es bislang an Aufenthaltsqualität. ENTWICKLUNGSSTADT zeigt einen neuen Nutzungsvorschlag: eine modulare Tiny-Market-Halle mit Holzbau, Urban Gardening und Kiosken. Bereits zuvor hatte das Büro delusearchitects ein Konzept für einen Mobilitäts-Hub mit Sharing-Angeboten und Einzelhandel entwickelt.

Eine Tiny-Market-Halle könnte den bislang dunklen und wenig einladenden Parkraum unter der Stadtautobahn am S+U-Bahnhof Bundesplatz beleben und deutlich aufwerten. / © Visualisierung: Wikimedia Commons (mit KI bearbeitet)

© Visualisierung & Titelbild: Wikimedia Commons, Sebastian Rittau, CC BY 4.0 (mit KI bearbeitet)

 

Der Bundesplatz liegt im Süden des Berliner Ortsteils Wilmersdorf, direkt an der Grenze zum Ortsteil Friedenau. Er ist ein stark frequentierter Verkehrsknotenpunkt mit Anschluss an U- und S-Bahn sowie mehreren nahegelegenen Autobahnzufahrten. Über den Platz verläuft die Stadtautobahn, während ein Tunnel die Bundesallee unterirdisch unterquert.

Der öffentliche Raum ist damit vollständig von Verkehrsinfrastruktur geprägt, für Aufenthaltsqualität bleibt bislang kaum Platz. Seit Jahren steht der Platz deshalb im Fokus städtebaulicher Diskussionen. Während einige Initiativen eine Reduzierung des Autoverkehrs fordern, plädieren andere für eine kreative Umnutzung bestehender Strukturen.

Modulare Markthalle und Urban Gardening: Neue Impulse für den Raum unter der Trasse am Bundesplatz

Ein möglicher Nutzungsvorschlag von ENTWICKLUNGSSTADT, der über bestehende Ideen hinausgeht, sieht die Errichtung einer modularen Markthalle unter der Autobahntrasse vor. Die Halle soll aus nachhaltigem Holz bestehen, mit lichtdurchlässigen Elementen gestaltet sein und Platz für kleine Kioske bieten, etwa für lokale Händlerinnen und Händler, soziale Projekte oder Gastronomie.

Die Markthalle könnte einen wichtigen Beitrag zur Belebung des bislang dunklen, wenig einladenden Zwischenraums leisten. Ergänzt durch Urban-Gardening-Elemente, etwa Hochbeete, Pflanzkisten oder Hydroponik-Module, ließe sich der Ort zusätzlich begrünen und an die lokale Nahversorgung anbinden.

Verkehr reduzieren, Stadt zurückgewinnen: Die Forderung nach einer Tunnel-Schließung am Bundesplatz

Mit diesem Konzept könnte eine soziale Schnittstelle geschaffen werden: ein Ort für Begegnung, niedrigschwellige Versorgung und gemeinschaftliches Gärtnern. Denkbar wäre zudem die Kombination mit bestehenden Mobilitätsideen wie Fahrradabstellanlagen oder Sharing-Stationen für E-Scooter und Lastenräder.

Die Idee reiht sich ein in die laufende Debatte um die Zukunft des Bundesplatzes. Die Bürgerinitiative Bundesplatz sowie der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf fordern seit Jahren die Schließung des Autotunnels unter dem Platz. Damit soll der öffentliche Raum wieder zusammengeführt und die Zerschneidung durch den Verkehr aufgehoben werden.

Zwischen politischem Stillstand und pragmatischen Zwischennutzungen: Wie der Umbau dennoch beginnen könnte

Bereits 2020 sprach sich die Bezirksverordnetenversammlung für die Schließung des Tunnels aus. Ein konkreter Zeitplan fehlt bislang. Die Umsetzung hängt maßgeblich von der Senatsverwaltung für Verkehr ab. Eine Machbarkeitsstudie wurde zwar angekündigt, lässt jedoch weiterhin auf sich warten.

Unabhängig davon besteht bereits heute Potenzial für eine neue Nutzung unter der Autobahntrasse. Die vorgeschlagene Tiny-Market-Halle versteht sich nicht als dauerhafte Lösung, sondern als temporär realisierbares Modell. Sie könnte kurzfristig errichtet werden und als Testlauf für eine langfristige Umgestaltung dienen.

Mobilitäts-Hub statt Parkplatz: delusearchitects entwerfen neue Nutzung unter der Stadtautobahn

Eine weitere Idee stammt vom Berliner Architekturbüro delusearchitects. Das Büro schlägt vor, die bislang als Parkplatz genutzte Fläche unter der Autobahn in einen modernen Mobilitäts-Hub umzuwandeln. Vorgesehen ist eine Kombination aus Sharing-Angeboten für Fahrräder, Roller und E-Autos sowie Einzelhandelsflächen und Sitzbereichen. Auch die Gestaltung der angrenzenden Böschung, etwa mit Rutschen, soll zur Aufenthaltsqualität beitragen.

Gestalterisch setzt das Büro auf transluzente Fassaden und farbige Tartanbeläge, die den Ort hell und freundlich wirken lassen, auch bei Nacht. Das Konzept sieht vor, dass ein privater Einzelhändler die Fläche im Rahmen einer Public-Private-Partnership zu günstigen Konditionen betreibt. Ob das Vorhaben umgesetzt werden kann, ist derzeit noch offen. Es handelt sich bislang um eine eigeninitiativ entwickelte Idee des Büros, die auf politische Unterstützung angewiesen ist.

Wie kann der Bundesplatz besser genutzt werden als bislang?

Beide Konzepte – Tiny-Market-Halle und Mobilitäts-Hub – zeigen auf unterschiedliche Weise, wie der heute infrastrukturell dominierte Bundesplatz in einen sozial und städtebaulich wertvolleren Raum verwandelt werden könnte. Die Kombination aus lokaler Ökonomie, grüner Gestaltung und Mobilitätsangeboten weist einen möglichen Weg, wie auch komplexe Verkehrsräume künftig neu gedacht und genutzt werden können.

Auch unter der Hallesche-Tor-Brücke in Berlin-Kreuzberg könnte ein bislang ungenutzter Infrastrukturraum erschlossen werden. ENTWICKLUNGSSTADT stellt in einem weiteren Beitrag fünf kreative Nutzungsideen für den Raum entlang des Landwehrkanals vor, von Markthalle bis Urban Sports Hub.

Mobility Hub am Bundesplatz: So stellt sich das Büro delusearchitects die zukünftige Gestaltung unter der massiven Autobahntrasse der Stadtautobahn vor. So soll der heute unwirtliche und dunkle Ort wieder nutzbar und angenehmer werden. / © Visualisierung: delusearchitects

© Visualisierung: delusearchitects

So sieht es derzeit am Bundesplatz unter der Autobahntrasse aus, dunkel und wenig einladend. / © Foto: delusearchitects

Quellen: delusearchitects, Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Tagesspiegel, Berliner Morgenpost, Wikipedia, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz