Die Senatsverwaltung plant auf der Elisabeth-Aue in Berlin-Pankow ein neues Stadtquartier mit bis zu 5.000 Wohnungen. Während die erste Etappe konkret wird, regt sich vor Ort Widerstand. Bei einer Informationsveranstaltung äußerten Anwohnende und Landwirte massive Kritik – auch eine Bürgerinitiative fordert den dauerhaften Schutz der Fläche.

Bei einer Informationsveranstaltung zur geplanten Bebauung der Elisabeth-Aue kam es zu sichtbarem Protest durch Anwohnende und Landwirte. Mit Bannern forderten sie ein tragfähiges Verkehrskonzept und ausreichende Infrastruktur, bevor das Bauvorhaben umgesetzt wird. Die Bürgerinitiative Elisabeth-Aue kritisiert insbesondere die fehlende Anbindung und verweist auf ökologische Risiken. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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Die Elisabeth-Aue liegt im nördlichen Berliner Bezirk Pankow, eingebettet zwischen Französisch Buchholz, Blankenfelde und dem Landschaftsschutzgebiet Barnim. Auf der rund 73 Hektar großen, derzeit landwirtschaftlich genutzten Fläche soll ein neues Stadtquartier mit etwa 5.000 Wohnungen entstehen. Geplant ist ein Quartier der kurzen Wege mit sozialen, kulturellen und gewerblichen Einrichtungen sowie Schulstandorten und Grünflächen. Erste Bauarbeiten könnten ab 2026 beginnen.

Kritik an Bebauungsdimensionen und Verlust von Landschaftsraum bei Infoveranstaltung deutlich geäußert

Bei einer öffentlichen Infoveranstaltung am 26. Mai 2025 in der Schule Eins kam es zu teils lautstarkem Protest. Etwa 50 Anwohnende und Landwirte demonstrierten vor Ort – einige mit Traktoren. Während Vertreterinnen und Vertreter der Senatsverwaltung auf die Notwendigkeit des Projekts angesichts der Wohnungsnot verwiesen, äußerten Teilnehmende Zweifel an der Dimension der Bebauung. Viele fürchten eine Entwicklung hin zu einem „Marzahn 2.0“ und kritisierten eine unzureichende Anbindung.

Die Bürgerinitiative Elisabeth-Aue warnt vor dem Verlust eines Landschaftsraums mit hoher ökologischer, klimatischer und kultureller Bedeutung. Laut Initiative sei die Fläche Lebensraum für zahlreiche geschützte Arten und Teil eines historisch gewachsenen Naturraums, der in das benachbarte Landschaftsschutzgebiet Blankenfelde integriert werden müsse.

Altlasten, Ackerfläche und erste Bauetappe: Öffentliche Beteiligung zur Elisabeth-Aue läuft

Die Elisabeth-Aue wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Teil der Rieselfeldwirtschaft zur Abwasserversickerung genutzt. Aufgrund der damaligen Nutzung ist der Boden stellenweise mit Schwermetallen belastet. Die Fläche wurde in den 1980er Jahren stillgelegt, seither wird sie landwirtschaftlich genutzt. Noch immer gelten Teile des Bodens als potenziell altlastenbelastet, was in der Planung berücksichtigt werden soll.

Parallel zur Veranstaltung wurde eine Online-Beteiligung gestartet. Noch bis zum 5. Juni 2025 können Bürgerinnen und Bürger Stellungnahmen zur geplanten Bebauung der südöstlichen Teilfläche abgeben. In einem ersten Schritt sollen rund 830 Wohnungen entstehen, ergänzt durch eine Oberschule, einen Park und neue Straßen. Die Umsetzung soll durch landeseigene Wohnungsunternehmen sowie Genossenschaften erfolgen.

Tram statt U-Bahn: Berlin plant direkte Anbindung des neuen Quartiers an das Pankower Zentrum

Am 11. Februar 2025 beschloss der Berliner Senat zudem, die Planungen zur Verlängerung der Straßenbahnlinien M1 und 50 in das zukünftige Quartier Elisabeth-Aue fortzuführen. Beide Linien sollen das neue Wohngebiet direkt mit dem Pankower Zentrum und angrenzenden Ortsteilen wie Niederschönhausen verbinden.

In der Hauptverkehrszeit soll die Linie 50 künftig alle fünf Minuten verkehren. Ein sogenannter Ringschluss der beiden Linien durch das Quartier ist Teil der Vorzugsvariante des Senats. Die geschätzten Kosten für die neue Strecke liegen laut ersten Berechnungen bei rund 74 Millionen Euro.

Elisabeth-Aue-Quartier in Pankow: Tram bis 2030, Wohngebiet bis 2024

Die rund 3,5 Kilometer lange Strecke soll nach Angaben der Senatsverwaltung für Mobilität bis 2030 in Betrieb genommen werden. Mobilitätssenatorin Ute Bonde bezeichnete die geplante Tram-Anbindung als pragmatischen Zwischenschritt, der schneller umgesetzt werden könne als ein möglicher U-Bahn-Ausbau. Neben dem Ringschluss der Straßenbahnlinien sind auch Taktverdichtungen sowie ergänzende Busverbindungen vorgesehen, um die verkehrliche Erschließung der Elisabeth-Aue stufenweise zu sichern.

Derzeit handelt es sich bei der Elisabeth-Aue noch um eine weitläufige Ackerfläche mit landwirtschaftlicher Nutzung. Bis spätestens 2040 soll hier ein neues urbanes Wohngebiet entstehen. Wie sich das Quartier in den kommenden Jahren entwickelt – und inwiefern Mobilitätsangebote und Infrastruktur zur Lebensqualität beitragen – wird sich im weiteren Verlauf des Planungsprozesses zeigen.

Quellen: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Bürgerinitiative Elisabeth-Aue, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Berliner Morgenpost

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6 Kommentare

  1. Max 27. Mai 2025 at 12:03 - Reply

    Kosten für 1 km U-Bahn bis 100 Millionen, dauert ewig zu bauen.
    1 km Strassenbahn 10 Millionen, blockiert den andern Verkehr
    Seilbahn und Monorail 5 Millionen, schnell gebaut, stört die andern nicht.

  2. Barbara Rau 27. Mai 2025 at 14:38 - Reply

    Im 1800 Jahrhundert war schon das Thema durch die Rieselfelder entstanden, da die Frischluft im Ortskern Pankow, durch den Gestank der Rieselfelder beeinflusst wurde.Die Verdichtung durch die Bebauung würde eine Beeinträchtigung des Klimas in der gesamten Innenstadt bedeuten. Das ist im Zuge der Klimaveränderung unbedingt zu berücksichtigen. Außerdem ist die zusätzliche, erforderliche Verkehrsanbindung an das geplante Neubaugebiet, durch die jetzt schon zugestauten Straßen (Pankow Rathaus, Schönholzer Str., Grabbeallee, Dietzgenstraße Nordend , Fernverkehrsstrase 96) kontraproduktiv. Der landwirtschaftliche Aspekt ist in dieser Ausführung noch nicht einmal angesprochen worden. Das sind alles Fakten, die gegen eine Bebauung der Elisabeth Aue sprechen. Mit freundlichen Grüßen Barbara Rau

  3. Grell, Beate 27. Mai 2025 at 15:21 - Reply

    Als Belüftungsfenster ist die Elisabeth Aue wichtig….neue Verdichtung ist klimaunverträglich,das wird uns tgl gepredigt. …. Der Straßenbahnhof,wo eine Markthalle,wie in anderen europäischen Städten entstehen könnte und Wohnungen obendrauf gebaut werden könnten. ….wäre eine Option. Für unsere alten Mitbürger hat der Senat kein Interesse Altenheime zu bauen. Zu zweit in einem Zimmer….Die Generation 64/65 gehen zeitnah in Rente. Wer soll qualitativ gut bauen? Unsere analphabetischen Fachkräfte? Die Krankenhäuser sind übervoll. Kein Personal und viel zu viel Menschen. Erstmal Brücken und Straßen bauen/erneuern, bevor neues Wohngebiet entsteht. Absolute Verkehrsbelastung auf anliegenden umliegenden Straßen. Abgase ohne Ende. Fein, dass wir eine Umweltplakette an den Autos haben müssen…. Eigenheimbesitzer haben Angst.

  4. Kathrin Köck 27. Mai 2025 at 16:30 - Reply

    Wie so oft werden auch hier wieder einmal die Folgen für die Menschen und das dazugehörige Umfeld nicht berücksichtigt.
    Ich schließe mich der Meinung der schon gegebenen Kommentare im ganzen Umfang an und hoffe das diese Argumente berücksichtigt werden und das Projekt nicht zur Umsetzung kommt.

  5. Andrea Meltzer 28. Mai 2025 at 16:26 - Reply

    Alle Großbauprojekte im Bezirk Pankow zusammengedacht( Elisabeth- Aue, Alte Schäferei, neue Bebauung links und rechts der A114, am Sandhaus Buch) sind von den heute schon völlig überforderte Ämtern des Bezirkes nicht zu händeln. Wohnungen werden gebraucht, aber zu welchem Preis, wenn bei Infrastruktur, Natur- und Klimaschutz etc. zuviele Abstriche zu schlechterer Lebensqualität führen. Da macht es sich der Senat zu einfach, sein Wohnungsbauprogramm zu (zu!) großen Teilen auf auf dem Rücken des Bezirkes Pankow durchzusetzen. Da braucht es entschieden mehr Ausgewogenheit und Unterstützung für die Ostbezirke.

  6. Nina heydecke 31. Mai 2025 at 17:58 - Reply

    Es gibt woanders viel bessere Flächen ! 74 Mio für die Straßenbahn ? Noch lange keine Planung für Müllabfuhr usw vorhanden ! Jedes kleine Stück Natur will man uns nehmen ! Lieber erst einmal den alten Straßenbahn Hof umbauen und andere Teile wie in Blankenburg ! Zu welchem Preis sollen hier Wohnungen entstehen ! Parkplätze sind nicht vorhanden und wo sollen all die Leute aus dem Wohngebiet rausfahren ? Auf die kleine Verbindungsstraße ? Ich glaub’s nicht ! Null Planung! Klimaschutz Naturschutz ? Wird hier einfach mal kurz ausgelassen !

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