Berlin setzt ein Zeichen für Innovation im Brückenbau: Am 18. November 2024 wird Berlins erste reine Aluminiumbrücke im Bezirk Treptow-Köpenick zwischen den S-Bahnhöfen Adlershof und Johannisthal für Fußgänger und Radfahrer freigegeben.

Am 18. November 2024 eröffnet die erste reine Aluminiumbrücke der Stadt im Bezirk Treptow-Köpenick zwischen den S-Bahnhöfen Adlershof und Johannisthal und ist für Fußgänger sowie Radfahrer konzipiert. / © Foto: WISTA / René Legrand

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Text: Stephanie Engler

 

Besonders bemerkenswert an der neuen Fußgänger- und Radfahrerbrücke in Berlin-Adlershof ist ihre Materialwahl: Zum ersten Mal wurde in Berlin eine Brücke vollständig aus Aluminium gefertigt. Im Vergleich zu Stahl, der üblicherweise bei Brücken verwendet wird, bietet Aluminium den Vorteil einer hohen Korrosionsbeständigkeit, was kostspielige Wartungsmaßnahmen überflüssig machen soll.

Während Stahlbrücken alle 20 bis 30 Jahre aufwendig saniert werden müssen, ist Aluminium aufgrund seiner geringen Wartungsintensität eine langfristige wirtschaftliche Lösung. Die Brücke kostete rund elf Millionen Euro und wurde im Januar 2024 eingehängt.

Neue Aluminiumbrücke in Adlershof: Verbindung von Naherholungsgebieten und Schulwegen

Die neue Brücke ist Teil eines größeren, überregionalen Fuß- und Radwegenetzes, welches die Naherholungsgebiete „Landschaftspark Johannisthal“ im Süden und „Köllnische Heide“ im Norden miteinander verbinden wird. Die Konstruktion erfüllt zudem eine wichtige Ausgleichsfunktion, da sie als sichere Verbindung zwischen Wohngebieten und Schulen dienen soll.

Der Verlauf des Weges führt über das Adlergestell und die Bahngleise und endet 200 Meter nördlich der Neltestraße. Die fünf Meter breite Brücke mit großzügigen Kurvenradien entspricht zudem den Anforderungen des Berliner Mobilitätsgesetzes und ermöglicht eine barrierefreie Überquerung.

Herausforderung im Bauprozess: Einnachtung und Einhub der Brücke

Die Aluminiumbrücke, die von der Hentschke Bau GmbH errichtet wurde, stellte besondere Herausforderungen an Planung und Logistik. Zwei große Brückenteile wurden im Januar 2024 von Engen in Baden-Württemberg nach Berlin transportiert und in einer nächtlichen Sperrung des Adlergestells mithilfe eines Großkrans eingehängt.

Die Brücke zog bereits vor ihrer offiziellen Eröffnung Aufmerksamkeit auf sich, allerdings in einer weniger erwünschten Form: Anwohner und Spaziergänger bemerkten, dass die Konstruktion mit Graffiti beschmiert wurde. Obwohl die Baustelle abgesichert war, nutzten Unbefugte Lücken im Bauzaun, um Zugang zu erhalten. Die Senatsverwaltung für Verkehr erklärte auf Nachfrage, dass beschädigte Absperrungen unverzüglich repariert würden, um die Sicherheit der Baustelle zu gewährleisten.

Brücken-Neubau in Treptow-Köpenick: Zusammenarbeit von WISTA und Senatsverwaltungen

Die Brückenbaumaßnahme wurde im Auftrag des Landes Berlin von der WISTA.Plan GmbH umgesetzt, wobei die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen als Vorhabensträger und die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz als Baulastträger agieren. Gemeinsam mit dem Bezirksamt Treptow-Köpenick wurden umfangreiche Abstimmungen vorgenommen, um das Bauprojekt an die Infrastrukturbedürfnisse des Bezirks anzupassen und eine harmonische Integration in das bestehende Netz der Berliner grünen Hauptwege sicherzustellen.

Die neue Brücke stellt zudem nicht nur einen funktionalen Beitrag zur Mobilität in Berlin dar, sondern entspricht auch modernen Anforderungen an nachhaltige Bauprojekte. Durch ihre Langlebigkeit und die wartungsarme Bauweise aus Aluminium soll sie ein zukunftsweisendes Modell für weitere Brückenbauvorhaben in der Hauptstadt sein. Zusätzlich zur Verkehrsfreigabe wird im dritten Quartal 2024 eine umfassende Begrünung des Brückenumfelds erfolgen, bei der die Fläche rund um die Brücke mit Bäumen bepflanzt wird, um die Aufenthaltsqualität in diesem Bereich weiter zu steigern.

Neue Brücke in Adlershof: Namensgebung zu Ehren von Hilde Archenhold

Die Brücke wird nach Hilde Archenhold, der Tochter des Astronomen Friedrich Simon Archenhold, benannt. Sie wurde während des Zweiten Weltkriegs von den Nationalsozialisten verhaftet und ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo sie ermordet wurde. Die Namensgebung erfolgt im Rahmen der Eröffnungszeremonie, zu der auch Familienmitglieder und Schüler des Archenhold-Gymnasiums erwartet werden.

Mit der Freigabe der Hilde-Archenhold-Brücke wird nicht nur eine neue Fuß- und Radwegverbindung geschaffen, sondern auch die städtebauliche Entwicklung des Bereichs um das Adlergestell unterstützt. Durch die Verbindung der Naherholungsgebiete und die Verbesserung des Schulwegs kann die neue Brücke einen wertvollen Beitrag zur Lebensqualität und Attraktivität von Berlin-Adlershof und seinen angrenzenden Vierteln leisten.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

© Foto: WISTA / René Legrand

Quellen: Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, WISTA Management GmbH, Berliner Morgenpost, Hentschke Bau GmbH, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Bezirksamt Treptow-Köpenick

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2 Comments

  1. Anthony R Flambard 11. November 2024 at 20:24 - Reply

    Wenn man bedenkt, dass die erste Aluminiumbrücke bereits 1950 in Kanada fertiggestellt wurde, setzt eine Aluminiumbrücke in Berlin im Jahr 2024 wirklich Maßstäbe für die Stadt.
    Trotzdem ist sie eine sehr schöne Brücke.

  2. MH-1 16. November 2024 at 17:43 - Reply

    Gibt es nicht schon eine Aluminiumbrücke auf dem Ikea-Gelände in Tempelhof?

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