Mit den Stimmen der Regierungskoalition und der AfD wurde Ende Juni der Bebauungsplan für den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark verabschiedet. Während der Senat den Plan als Fortschritt für den Inklusions- und Breitensport wertet, kritisieren Bürgerinitiative und Linksfraktion massive bauliche Eingriffe, mangelnde Bürgerbeteiligung und eine Gefährdung des städtischen Mikroklimas.
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Das Berliner Abgeordnetenhaus hat am 26. Juni 2025 den Bebauungsplan für die westliche Teilfläche des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks beschlossen. Ziel des Plans ist die Umsetzung eines modernen, barrierefreien Sportareals mit einem Stadionneubau, einer Multifunktionshalle sowie zusätzlichen Sport- und Verwaltungsgebäuden. Die Entscheidung fiel mit den Stimmen der Rot-Schwarzen Regierungskoalition und der AfD-Fraktion.
Trotz dieses politischen Rückhalts stößt das Projekt auf deutliche Kritik. Insbesondere die Bürgerinitiative Jahnsportpark sowie die Fraktion Die Linke äußern schwerwiegende Bedenken hinsichtlich der ökologischen, städtebaulichen und sozialen Auswirkungen des Vorhabens. Sie fordern einen grundlegenden Kurswechsel zugunsten nachhaltiger und gemeinwohlorientierter Stadtentwicklung.
Kritik an Baumassen und mangelnder Transparenz am Bebauungsplan Jahn-Sportpark
Die Bürgerinitiative würdigt zwar, dass überhaupt ein Bebauungsplanverfahren durchgeführt wurde – eine zentrale Forderung der Initiative. Dennoch weicht die nun beschlossene Fassung erheblich von der im Mai 2024 öffentlich vorgestellten Version ab. Laut Initiative geschah dies ausschließlich zulasten der Anwohnerschaft. Die rund 1.000 eingereichten, mehrheitlich kritischen Stellungnahmen blieben weitgehend unberücksichtigt. Die Begründung der Senatsverwaltung, wonach den Belangen des Sports ein höheres Gewicht beigemessen werde, wird von der Initiative als vorgeschoben betrachtet.
Die im Plan vorgesehene bauliche Verdichtung übersteigt nach Einschätzung der Kritiker deutlich die Orientierungswerte der Baunutzungsverordnung für Sondergebiete. Insbesondere das geplante Stadion mit 20.000 Sitzplätzen und die Multifunktionshalle mit einer Baumasse von über 153.000 Kubikmetern seien überdimensioniert. Auch das vorgesehene Bürogebäude sei planungsrechtlich an diesem Standort nicht zulässig.
Bebauung Jahn-Sportpark: Verlust von Freiräumen und ökologischen Strukturen
Neben der städtebaulichen Kritik steht der Verlust von Grün- und Freiflächen im Fokus. Die Fläche der heutigen Sportwiese soll um rund 70 Prozent reduziert werden. Zudem ist die Fällung von 174 Bäumen vorgesehen. Ersatzpflanzungen sollen zwar erfolgen, doch selbst im Bebauungsplan wird eingeräumt, dass deren klimatische Wirkung erst in Jahrzehnten zu erwarten sei. Bereits in der Vergangenheit seien Ersatzpflanzungen nicht in vollem Umfang umgesetzt worden, was Zweifel an der tatsächlichen Realisierung neuer Begrünungsmaßnahmen nährt.
Die Linksfraktion weist darüber hinaus auf die erhebliche Erhöhung der Flächenversiegelung hin, die im Plan mit bis zu 90 Prozent beziffert wird. Dies widerspricht nach Auffassung der Kritiker den klimapolitischen Zielsetzungen Berlins und gefährdet die mikroklimatische Funktion des Sportparks, insbesondere im verdichteten Stadtraum Prenzlauer Berg.
Verkehrsproblematik nicht gelöst: Anwohnerschaft befürchtet Belastung
Ein weiterer zentraler Kritikpunkt betrifft das vorgelegte Verkehrskonzept. Laut der Bürgerinitiative handelt es sich lediglich um eine Analyse des Ist-Zustands, nicht jedoch um eine belastbare Planung für zukünftige Anforderungen. Die Gutachter gehen von unrealistisch seltenen Veranstaltungskonstellationen aus, während in der Realität mit zahlreichen Tagen zu rechnen sei, an denen Veranstaltungen im Stadion, in der Max-Schmeling-Halle und im benachbarten Mauerpark zusammentreffen. Die bestehende Verkehrsinfrastruktur sei für diese Belastungen nicht ausgelegt, und Konzepte für eine veränderte Erschließung lägen nicht vor.
Die daraus resultierende Belastung für die Anwohnerschaft sei erheblich und trage zusätzlich zur Ablehnung des Projekts bei. Auch aus Sicht der Linksfraktion gefährdet die Kombination aus Veranstaltungsverkehr und baulicher Verdichtung die Lebensqualität im Umfeld des Sportparks.
Bebauungsplan Jahn-Sportpark: Forderungen für eine alternative Planung
Die Bürgerinitiative fordert daher einen vollständigen Verzicht auf den Stadionneubau sowie auf die geplante Multifunktionshalle und das Bürogebäude. Stattdessen soll die Sportwiese in ihrer bisherigen Form erhalten bleiben. Auch das bestehende Stadion aus dem Jahr 1987, das bereits barrierefrei ist, soll nicht abgerissen, sondern saniert werden.
Die Linksfraktion schließt sich dieser Kritik an und sieht in der geplanten Ausrichtung auf kommerzielle Großveranstaltungen eine Fehlentwicklung. Stattdessen plädiert sie für eine gemeinwohlorientierte Sportinfrastruktur, die dem Inklusions-, Breiten- und Vereinssport langfristig zugutekommt.
Quellen: Fraktion Die Linke, Bürgerinitiative Jahnsportpark, berlin.de