Der geplante Abriss der Westtribüne im Jahn-Sportpark verzögert sich weiter: Das Berliner Verwaltungsgericht hat einem Eilantrag von Umweltverbänden stattgegeben und den Artenschutz gestärkt. Damit kann der Abriss frühestens im Oktober 2025 beginnen. Die Entscheidung stellt die Senatsverwaltung vor neue Herausforderungen.

Der Antrag des Berliner Senats, die Arbeiten vor der Brutzeit der Haussperlinge und Fledermäuse zu beginnen, wurde abgelehnt. Das Gericht stimmte damit den Argumenten von Umweltverbänden und Bürgerinitiativen zu, die unzureichende Ersatzmaßnahmen für betroffene Tierarten bemängeln. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
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Der Streit um den geplanten Abriss der Westtribüne im Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg hat eine neue Wendung genommen. Das Berliner Verwaltungsgericht hat am 13. Februar 2025 entschieden, dass der Abriss frühestens im Oktober 2025 beginnen darf.
Ein Antrag des Berliner Senats, die Arbeiten noch vor der Brutzeit der Haussperlinge und Fledermäuse zu starten, wurde abgelehnt. Damit folgt das Gericht den Argumenten von Umweltverbänden und Bürgerinitiativen, die gravierende Mängel bei den geplanten Ersatzmaßnahmen für betroffene Tierarten sehen.
Kein Abriss vor Oktober 2025: Unzureichendes Kompensationsverhältnis der Ersatzniststätten kritisiert
Die Richter bemängelten insbesondere, dass das von der Senatsverwaltung vorgelegte Konzept für Ersatzniststätten nicht ausreiche, um den Artenschutz zu gewährleisten. Obwohl der Senat kurzfristig Holzgerüste mit Nistkästen aufstellen ließ, hielt das Gericht diese Maßnahme nicht für genügend.
Die notwendige „hohe Annahmewahrscheinlichkeit“ der neuen Nistplätze sei nicht sichergestellt, insbesondere da die Standorte erst wenige Tage vor dem geplanten Abriss aufgestellt wurden. Laut Umweltverbänden sei es dem Senat nicht gelungen, ein schlüssiges Ausgleichskonzept vorzulegen.
Neues Urteil zum Jahn-Sportpark: Bürgerinitiative Jahnsportpark & NaturFreunde Berlin erfreut
Die Entscheidung des Gerichts wird von der Bürgerinitiative Jahnsportpark und den NaturFreunden Berlin als wichtiger Erfolg für den Artenschutz gewertet. Sie kritisieren, dass der Senat versäumt habe, rechtzeitig angemessene Ersatzmaßnahmen zu planen und bezeichnen das Auftreten der Senatsverwaltung als „beschämend“.
Vertreter der Initiativen zeigen sich erfreut und würdigten das Urteil als Signal dafür, dass Naturschutzrecht nicht ignoriert werden dürfe. So erklärte Uwe Hiksch von den NaturFreunden, dass Investoren und Senatsverwaltungen nicht an europäischem und nationalem Naturschutzrecht vorbeiplanen dürften. Nun erwarte man vom Berliner Senat, dass er „endlich Artenschutz ernst nimmt und eine grundlegende Neuplanung für das schöne Gelände mitten in Berlin vornimmt.“
Hohe Kosten und negative Auswirkungen auf das Stadtklima: Abrisspläne in der Kritik
Trotz der gerichtlichen Entscheidung und Widerstand seitens der Umweltverbünde hält der Berliner Senat nach wie vor an den Plänen für den Neubau des Stadions fest. Gegner des Projekts bemängeln die hohen Kosten von rund 200 Millionen Euro sowie die Auswirkungen auf das Stadtklima aufgrund mangelnder Nachhaltigkeit.
Zudem steht das Vorhaben im Widerspruch zu verschiedenen städtischen Umweltstrategien, darunter das Berliner Stadtgrün-Konzept und das Schwammstadtkonzept. Auch die Bürgerinitiative argumentiert, dass die Versiegelung von Flächen sowie der Verlust von Nistplätzen nicht ausreichend berücksichtigt wurden.
Abrisspläne für Westtribüne im Jahn-Sportpark: Wie geht es weiter?
Neben der Senatsverwaltung unterstützt auch der Landessportbund Berlin das Vorhaben weiterhin und spricht sich für eine Umsetzung „im Sinne der Inklusion“ aus. Es ist zu erwarten, dass der Senat Beschwerde gegen das Urteil einlegt, um den Abriss und Neubau des Stadions weiter voranzutreiben.
Dennoch setzen sich Umweltverbände und Anwohnende weiterhin für eine ökologisch verträglichere Alternative ein. Ob das Stadionprojekt wie geplant ab Oktober 2025 realisiert wird oder eine neue Planung erforderlich ist, bleibt vorerst offen.
Quellen: NaturFreunde Berlin, Berliner Morgenpost, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, O+M Architekten GmbH, LOR Landschaftsarchitekten, Bürgerinitiative Jahnsportpark, Fachhochschule Erfurt, Verein Pfeffersport