Die Zukunft des ehemaligen Karstadt-Gebäudes am Leopoldplatz bleibt ungewiss. Ursprünglich waren Wohnungen und Büros geplant, doch diese Pläne wurden offenbar verworfen. Stattdessen setzt die Eigentümerin, die Versicherungskammer Bayern, auf eine andere Nutzung. Jetzt lesen mit ENTWICKLUNGSSTADT PLUS.
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Seit der Schließung des Karstadt-Warenhauses an der Müllerstraße im Januar 2024 steht das Gebäude in Berlin-Wedding leer. Ursprünglich war vorgesehen, das Gebäude am Leopoldplatz grundlegend umzubauen und es mit Wohnungen, Büros und Einzelhandelsflächen neu zu gestalten. Diese Pläne wurden gemeinsam mit der Signa-Gruppe entwickelt, die jedoch infolge ihrer Insolvenz aus dem Projekt ausschied.
Nun hat die Versicherungskammer Bayern als alleinige Eigentümerin ihre Strategie offenbar geändert. Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Die Grünen) erklärte beim Gesprächsformat „Runder Tisch Leopoldplatz“, dass Wohnungen und Büros in der aktuellen Planung keine Rolle mehr spielen, wie kürzlich die Berliner Morgenpost berichtete. Stattdessen konzentriere sich die Eigentümerin auf die Instandhaltung des Gebäudes, um es weiterhin nutzbar zu halten. Eine langfristige Perspektive sei jedoch noch unklar.
Lidl-Supermarkt als Zwischenlösung im Karstadt-Gebäude am Leopoldplatz – oder mehr?
Um eine erneute Belebung des Standorts zu ermöglichen, wurde bereits vor Monaten die Einrichtung eines Lidl-Supermarkts im Erdgeschoss ins Gespräch gebracht. Diese Pläne sind mittlerweile weit fortgeschritten: Der Discounter soll Anfang April 2025 in das Gebäude einziehen.
Während anfangs von einer rein temporären Nutzung die Rede war, könnte Lidl langfristig in dem Gebäude bleiben. Die Versicherungskammer Bayern äußerte sich hierzu nur zurückhaltend, bestätigte aber, dass für die kommenden Jahre nur „eingeschränkte Nutzungsmöglichkeiten ohne wesentliche Eingriffe in das Gebäude“ vorgesehen seien. Damit erscheint es denkbar, dass der Supermarkt über die ursprünglich geplante Übergangsphase hinaus bestehen bleibt.
Karstadt am Leopoldplatz: Kulturelle Nutzung in Prüfung
Neben dem Lidl-Markt ist auch eine kulturelle Nutzung des Gebäudes im Gespräch. Remlinger erklärte, dass der Bezirk gemeinsam mit der Versicherungskammer Bayern an einer Zwischennutzung für bis zu fünf Jahre arbeite. In diesem Zusammenhang soll eine Machbarkeitsstudie erstellt werden, um die Möglichkeiten für kulturelle Veranstaltungen oder andere öffentliche Nutzungen zu prüfen.
Bereits kurz nach der Schließung von Karstadt gab es Vorschläge, Teile des Gebäudes für kulturelle oder soziale Zwecke zu öffnen. Diese scheiterten jedoch bislang an baulichen Anforderungen, insbesondere an Brandschutzauflagen. Ob und in welcher Form kulturelle Veranstaltungen künftig möglich sein werden, hängt nun von den Ergebnissen der Studie ab. Konkrete Fortschritte sind jedoch nicht vor Ende des Jahres 2025 zu erwarten.
Wedding: Wiederinbetriebnahme des Parkhauses an der Müllerstraße geplant
Zusätzlich zur Nutzung des Erdgeschosses durch Lidl plant die Versicherungskammer Bayern, das zum Karstadt-Gebäude gehörende Parkhaus wieder zu eröffnen. Laut Remlinger werde derzeit ein Betreiber gesucht, um das Parkhaus für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Damit könnte eine weitere Infrastrukturmaßnahme zur Belebung des Standorts beitragen.
Ein weiteres Vorhaben betrifft die äußere Gestaltung des Gebäudes. Derzeit ist die Fassade geprägt von einem dunklen Grau-Braun und teilweise mit Netzen verhangen. Dies soll sich in Zukunft ändern: Die Außenwände des Gebäudes sollen künstlerisch gestaltet werden, um das Erscheinungsbild aufzuwerten. Konkrete Details dazu wurden bislang jedoch nicht bekannt gegeben.
Einzelhandel, Wohnungen, Büros? Die Zukunft des Karstadt-Standorts im Wedding bleibt ungewiss
Trotz der geplanten Zwischennutzungen bleibt die langfristige Entwicklung des Karstadt-Gebäudes am Leopoldplatz unklar. Die ursprünglich vorgesehenen Wohnungen und Büros sind nicht mehr Teil der aktuellen Planungen, und eine umfassende Neugestaltung des Gebäudes scheint in absehbarer Zeit nicht zu erfolgen.
Für den Bezirk und die Anwohnenden ist die schnelle Wiederbelebung des Gebäudes jedoch von großer Bedeutung. Ein langfristiger Leerstand könnte das Umfeld zusätzlich belasten und Angsträume schaffen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die geplanten Maßnahmen – der Lidl-Supermarkt, eine mögliche kulturelle Nutzung und die Wiedereröffnung des Parkhauses – ausreichen, um das Gebäude sinnvoll in das Quartier einzubinden.
Quellen: Berliner Morgenpost, Bezirksamt Mitte