Während in Berlin viele ehemalige Karstadt-Immobilien leer stehen oder nur langsam einer neuen Nutzung zugeführt werden, zeigt Hamburg einen pragmatischen Weg auf: Das Bezirksamt Wandsbek zieht in ein ehemaliges Warenhaus. Könnte dieses Modell auch für Berlin zukunftsweisend sein?

Die Entscheidung in Hamburg könnte für Berlin als Vorbild dienen – insbesondere für Bezirke, die eigene Verwaltungsgebäude modernisieren oder zusammenführen wollen. In Wedding etwa wird derzeit das Karstadt-Gebäude am Leopoldplatz nur teilweise genutzt. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
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Der Niedergang der Warenhauskette Karstadt hat in Berlin zahlreiche prominente Immobilien hinterlassen, deren Zukunft oft ungewiss ist. Ob am Hermannplatz, am Leopoldplatz oder in Charlottenburg – der Umgang mit den leerstehenden Gebäuden verläuft unterschiedlich und oft schleppend. In einigen Fällen wie am Tempelhofer Damm oder in Neukölln wurden erste Nutzungen etabliert, während andere Objekte noch auf eine tragfähige Perspektive warten.
Dabei stehen die Immobilien häufig an zentralen Lagen und bieten enormes Potenzial für neue städtebauliche Konzepte. Was fehlt, sind oftmals abgestimmte Strategien, politische Klarheit und der Mut zu pragmatischen Lösungen, die kurzfristige Bedarfe mit langfristiger Stadtentwicklung verbinden.
Nachnutzung mit öffentlichem Mehrwert: Das Beispiel Hamburg-Wandsbek
Ein solches pragmatisches Modell zeigt nun Hamburg auf: Im Bezirk Wandsbek wird die leerstehende Karstadt-Immobilie nicht an einen privaten Investor verkauft oder aufwendig umgebaut, sondern direkt vom Bezirksamt selbst genutzt. Die zur Finanzbehörde gehörende ISZ GmbH hat dafür rund 11.400 Quadratmeter im ehemaligen Warenhaus angemietet, das Teil des städtebaulichen Projekts „Quartier Wandsbek Markt“ ist.
Bis spätestens 2029 sollen rund 370 Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen der Verwaltung dort einziehen, darunter das Jugendamt, der Allgemeine Soziale Dienst und die Grundsicherung. Auch ein Bürgerbüro ist vorgesehen, um Anliegen der Bevölkerung direkt vor Ort zu bearbeiten. Für die Stadt Hamburg bedeutet das nicht nur die Reaktivierung einer prominenten Immobilie, sondern auch eine Aufwertung des gesamten Quartiers.
Hamburg-Wandsbek: Kosteneffizienz und Standortvorteile als Entscheidungsfaktoren
Ausschlaggebend für den Verzicht auf einen Neubau waren gestiegene Baukosten sowie ein reduzierter Flächenbedarf aufgrund von Homeoffice-Regelungen. Zudem liegt der neue Standort verkehrsgünstig am U-Bahnhof Wandsbek Markt, was ihn zu einem „Bezirksamt der kurzen Wege“ macht – so die Einschätzung der Hamburger Senatsverwaltung.
Das Projekt ist Teil einer übergeordneten Transformation des Quartiers, bei der Wohnen, Arbeiten, Dienstleistungen und Gastronomie miteinander verknüpft werden. Die frühere Kaufhausfassade wird denkmalgerecht renoviert, während rückwärtige Gebäudeteile aus den 1960er-Jahren rückgebaut und modernisiert werden.
Bezirksamt zieht in Karstadt-Gebäude: Ein Modell für Berlin?
Die Entscheidung in Hamburg könnte für Berlin als Vorbild dienen – insbesondere für Bezirke, die eigene Verwaltungsgebäude modernisieren oder zusammenführen wollen. In Wedding etwa wird derzeit das Karstadt-Gebäude am Leopoldplatz nur teilweise genutzt. Auch am Hermannplatz steht eine umfassende Nachnutzung noch aus. Statt aufwendiger Neubauten könnten bestehende innerstädtische Immobilien wie die ehemaligen Karstadt-Häuser durch öffentliche Nutzungen sinnvoll reaktiviert werden.
Eine solche Nutzung könnte nicht nur kurzfristig Flächenengpässe im öffentlichen Dienst beheben, sondern gleichzeitig Impulse für ganze Stadtquartiere setzen. Der Hamburger Ansatz zeigt, wie durch langfristige Mietverträge mit klarer Perspektive leerstehende Immobilien wieder Teil des urbanen Alltags werden können – effizient, bürgernah und städtebaulich integrierbar.
Karstadt Nachnutzung: Mehr Pragmatismus wagen?
Berlin steht bei der Nachnutzung seiner Karstadt-Gebäude vor komplexen Aufgaben. Das Beispiel Wandsbek bietet jedoch einen gangbaren Weg, wie durch Kooperation zwischen öffentlicher Hand und privaten Eigentümern schnell wirksame Lösungen entstehen können. Statt jahrelanger Debatten könnte mehr Pragmatismus helfen, urbane Ressourcen besser zu nutzen – zum Vorteil für Stadt, Verwaltung und Bevölkerung.
Einen detaillierten Überblick über den aktuellen Stand der Nachnutzung ehemaliger Karstadt-Standorte in Berlin bietet der Beitrag: Neukölln bis Wedding: So geht es mit den leerstehenden Karstadt-Gebäuden weiter.
Quellen: Bezirksamt Wandsbek, Pressemitteilung, Union Investment Real Estate GmbH, Hamburger Abendblatt, NDR
Ähm … hat Berlin denn überhaupt Bedarf an neuen eigenen Immobilien, die zudem umgebaut werden müssen? Und wie hoch ist die Homeofficequote im öffentlichen Dienst? Relativiert das nicht nochmal den Bedarf?
In Mitte will man jedenfalls ein neues Rathaus bauen, wie immer qualitativ mittelmässig.
Und ich fände es viel besser, wenn Karstadt, also Galeria am Herrmannplatz erhalten bliebe. Dazu müsste der Bezirk erstmal Obdachlose, die dort in Müllansammlungen leben, vernünftig unterbringen. Aber den unsozialen Zustand gibt es seit Monaten und der Bezirk schien insbesondere zu Signa-Zeiten nichts dagegen zu haben, den Standort unattraktiv zu machen?
[…] weitere Informationen lesen Sie die Berichte auf Entwicklungsstadt und […]
Auf eins kann man sich verlassen, die Stadt Berlin wird es interessierten Investoren so schwer machen, dass sie dankend ablehen.
Sollen sie es doch selber kaufen, beim BER hat man ja gesehen wie gut sie es können.