Die Kastanienallee in Pankow-Rosenthal steht erneut im Zentrum der Aufmerksamkeit. Während Anwohner den geplanten Ausbau kritisch sehen, rückt nun ein weiterer Aspekt in den Fokus: die maroden Wasserleitungen unter der Straße. Eine Erneuerung ist für 2026 geplant.
Auf dem Bild ist ein Abschnitt der Kastanienallee in Pankow-Rosenthal zu sehen. Die Straße verläuft geradeaus durch ein ruhiges Wohngebiet mit freistehenden Ein- und Mehrfamilienhäusern.

Die Kastanienallee in Pankow-Rosenthal verbindet die Bundesstraße 96a mit benachbarten Wohn- und Gewerbegebieten und ist Teil des übergeordneten Berliner Straßennetzes. Nach dem bereits abgeschlossenen ersten Bauabschnitt soll nun auch der Abschnitt zwischen Friedrich-Engels-Straße und Dietzgenstraße grundlegend erneuert werden. / © Foto: Wikimedia Commons, Günter Haase, CC BY-SA 3.0

© Titelbild: Wikimedia Commons, Günter Haase, CC BY-SA 3.0 

 

Neben der öffentlich geführten Debatte um den Ausbau der Kastanienallee in Pankow-Rosenthal tritt nun ein weiteres Problem zutage. Laut einer parlamentarischen Anfrage gab es in den letzten fünf Jahren gleich sechs Rohrbrüche an einer Trinkwasserleitung unterhalb der Straße. Die Frage, ob der schlechte Straßenzustand mit den Schäden zusammenhängt, steht im Raum.

Der CDU-Abgeordnete Lars Bocian vermutet, dass schwere Lastwagen auf dem unebenen Pflaster zur Belastung für die Leitung werden könnten. Die Berliner Wasserbetriebe hingegen sehen die Ursache der Rohrschäden in einer fortschreitenden Materialermüdung des verwendeten Graugusses. Die Leitung sei erneuerungsbedürftig, allerdings handle es sich um keinen außergewöhnlichen Fall.

Geplante Sanierung durch Wasserbetriebe: Trinkwasserleitung soll 2026 ausgetauscht werden

Eine konkrete Maßnahme ist bereits terminiert: Im zweiten Quartal 2026 soll die betroffene Trinkwasserleitung ausgetauscht werden. Die Arbeiten erfolgen im Rahmen der „Trinkwasserrehabilitationsstrategie“ der Berliner Wasserbetriebe. Ziel sei es, die Stabilität und Widerstandsfähigkeit der Wasserversorgung langfristig zu sichern, heißt es in einer Antwort des Senats.

Auch im Falle weiterer Havarien sei die Versorgung der Bevölkerung jederzeit gewährleistet, betont das Bezirksamt Pankow. Für den Ernstfall stünden geeignete Interimslösungen bereit.

Zweiter Bauabschnitt geplant: Ausbau zwischen Friedrich-Engels-Straße und Dietzgenstraße vorbereitet

Nachdem der erste Bauabschnitt der Kastanienallee von Hauptstraße bis Friedrich-Engels-Straße bereits abgeschlossen wurde, plant das Straßen- und Grünflächenamt nun den Umbau des östlichen Abschnitts zwischen Friedrich-Engels-Straße und Dietzgenstraße. Die Finanzierung erfolgt aus Investitionsmitteln des Bezirks. Die Baukosten belaufen sich laut Bauplanungsunterlage auf rund 4,4 Millionen Euro.

Laut „Stadtentwicklungsplan Mobilität und Verkehr Berlin“ zählt die Kastanienallee zum übergeordneten Straßennetz. Sie fungiert als Querverbindung zwischen der Bundesstraße 96a und den Ortsteilen Wilhelmsruh und Rosenthal. Zusätzlich dient sie als Sammelstraße für das angrenzende Wohngebiet. Der aktuelle Zustand entspricht nach Einschätzung der Behörden nicht mehr den verkehrlichen Anforderungen.

Straßenraum, Wasser und Bäume: Große Eingriffe im zweiten Bauabschnitt auf der Kastanienallee in Rosenthal geplant

Im geplanten zweiten Bauabschnitt zeigt sich ein komplexes Planungsumfeld. Die Fahrbahn soll erneuert, beidseitige Gehwege angelegt und eine neue Entwässerung installiert werden. Momentan fehlt ein Anschluss an das Regenwassernetz, weshalb neue Kanäle gelegt werden müssen. Auch Trinkwasser- und Schmutzwasserleitungen sollen überarbeitet werden. Die Leitungskoordination läuft derzeit bei den Berliner Wasserbetrieben.

Zugleich ist der Straßenbaumbestand stark geschädigt. Viele der Kastanien stammen aus der Nachkriegszeit und weisen Fäulnis auf. Zahlreiche Bäume mussten bereits gefällt werden. Die Planung wird durch einen landschaftspflegerischen Begleitplan ergänzt. Für den Abschnitt Friedrich-Engels-Straße bis Eschenallee bestehen derzeit keine lärmschutzrechtlichen Einschränkungen. Ein Baubeginn kann jedoch wegen der aktuellen Haushaltssperre nicht terminiert werden.

Lärmschutz bremst den weiteren Ausbau der Kastanienallee: Zweiter Teilabschnitt benötigt Planfeststellungsverfahren

Im zweiten Teilabschnitt zwischen Eschenallee und Dietzgenstraße ist die Lage komplexer. Hier ergeben sich aufgrund prognostizierter Verkehrsbelastung lärmschutzrechtliche Betroffenheiten. Deshalb ist ein Planfeststellungsverfahren nach Berliner Straßengesetz notwendig, um Baurecht zu schaffen.

Aufgrund der begrenzten Straßenbreite kann der Bezirk keine regelgerechten Radwege entlang der Kastanienallee umsetzen. Stattdessen wurde mit der Senatsverwaltung eine Vorzugslösung abgestimmt. Neben beidseitigen Gehwegen mit der Freigabe für Radverkehr sollen zwei benachbarte Straßen zu Fahrradstraßen umgestaltet werden. Vorgesehen sind die Eschenallee bis zur Nordendstraße sowie die Nordendstraße bis zur Schönhauser Straße.

Juristische Auseinandersetzung mit dem Bezirk: Bürgerinitiative fordert sofortigen Baustopp

Die Bürgerinitiative Kastanienallee fordert weiterhin einen sofortigen Stopp des Vorhabens, solange keine aktuellen Gutachten zu Lärm und Erschütterungen vorliegen. Mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass ein Ausbau ohne Schutzmaßnahmen unzumutbare Belastungen für Anwohner nach sich ziehen würde.

Zudem kündigten Vertreter der Initiative rechtliche Schritte an, sollte das Projekt ohne weitere Prüfung fortgesetzt werden. Kritik gibt es auch an der geplanten Fällung von über 40 Bäumen. Die Mehrheit der Bezirksverordnetenversammlung in Pankow plädiert inzwischen für eine Umplanung, die stärker auf die Bedürfnisse von Fußgängern und Radfahrern eingeht.

Quellen: Bezirksamt Pankow, Berliner Morgenpost