Das Dragonerareal in Berlin-Kreuzberg wird als Modellprojekt für klimaangepasste Stadtentwicklung ausgezeichnet. Das Bundesbauministerium würdigt das Quartier „Rathausblock“ als eines von 18 bundesweiten Klimaquartieren und unterstreicht damit den beispielhaften Charakter des Vorhabens.

Direkt hinter dem Kreuzberger Finanzamt erstreckt sich das Dragonerareal, ein ehemaliges Kasernengelände, das seit den 1920er Jahren zivil genutzt wird. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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Das Modellprojekt Rathausblock in Berlin-Kreuzberg zählt seit dieser Woche offiziell zu den bundesweit ausgezeichneten Klimaquartieren. Im Rahmen des Forschungsprojekts „Resiliente Stadtentwicklung“ ehrte das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen insgesamt 18 Stadtquartiere, die Klimaschutz und Klimaanpassung auf beispielhafte Weise in die Stadtentwicklung integrieren.

Das ausgezeichnete Quartier umfasst das rund 4,7 Hektar große Dragonerareal sowie angrenzende Flächen im Westen Kreuzbergs. Die ehemalige Kaserne aus dem 19. Jahrhundert wurde nach ihrer militärischen Nutzung ab den 1920er Jahren zivil genutzt, etwa durch das Finanzamt und kleinere Gewerbebetriebe. Nach jahrelangen Diskussionen um die Zukunft des Areals beschloss das Land Berlin 2018 eine gemeinwohlorientierte Entwicklung unter dem Namen „Rathausblock“.

Wohnen, Arbeiten und Begegnung als Leitbild für eine gemeinwohlorientierte und nachhaltige Quartiersentwicklung

Das Projekt erhält historische Bausubstanz und setzt auf klimafreundliche Strategien. Geplant sind Dach- und Fassadenbegrünungen – auch an denkmalgeschützten Gebäuden. Zudem sieht das Konzept ein abflussloses Regenwassermanagement vor. Ziel ist es, Regenwasser auf dem Gelände zurückzuhalten und weiterzuverwenden. Eine Kooperation mit den Berliner Stadtwerken ergänzt das Vorhaben um ein energetisches Quartierskonzept. Dieses soll künftig auch Wärmequellen aus der U-Bahn, Abwasser und Abluft nutzen.

In den kommenden Jahren entstehen auf dem Gelände rund 470 Wohnungen, davon ein großer Teil gefördert. Hinzu kommen neue Gewerbeflächen für Handwerk und kleinteilige Betriebe. Auch soziale Infrastrukturen wie eine Kita und eine Jugendfreizeiteinrichtung sind Teil des Konzepts. Damit wird die typische Kreuzberger Mischung aus Wohnen, Arbeiten und Kultur weitergeführt.

Ein Ort mit wechselvoller Geschichte: Die Entwicklung des Dragonerareals

Das Dragonerareal blickt auf eine vielschichtige Vergangenheit zurück. Ursprünglich als Weidefläche genutzt, wurde es ab 1855 Standort der Garde-Dragoner-Kaserne. Mit der Umsetzung des Hobrecht-Plans und dem Ausbau der Blockrandbebauung entwickelte sich das Gelände städtebaulich weiter. Nach dem Ersten Weltkrieg endete die militärische Nutzung. In der Folge entstanden Verwaltungsgebäude, Werkstätten und Kfz-Betriebe.

Während der NS-Zeit diente das Gelände als Rüstungsstandort mit dem Einsatz von Zwangsarbeiterinnen. Nach 1945 prägten Abriss, Straßenbau und U-Bahn-Ausbau das Areal. Ab 2010 formierte sich Widerstand gegen die geplante Privatisierung. 2018 ging das Gelände in Landeseigentum über – der Startpunkt für eine gemeinwohlorientierte Entwicklung als „Rathausblock“.

Sondervermögen und Partizipation als Basis für einen sozial und ökologisch ausgerichteten Wandel

Bezirksstadtrat Florian Schmidt erklärte, die Auszeichnung zeige, wie innovativ Berlin in Sachen nachhaltiger Stadtentwicklung sei. Das Projekt verbinde den historischen Charakter des Areals mit modernen klimaschonenden Ansätzen und setze neue Maßstäbe für energetische Modernisierung. Für die Sanierung des Bestands, so hieß es, sei eine enge Abstimmung mit dem Denkmalschutz notwendig.

Bereits seit der Überführung des Areals in das Berliner Sondervermögen Daseinsvorsorge wird der Rathausblock in einem kooperativen Verfahren geplant. Der partizipative Ansatz soll sicherstellen, dass die Nachbarschaft aktiv in die Quartiersentwicklung eingebunden bleibt und das Dragonerareal zu einem lebendigen, sozialen und resilienten Stadtraum wird.

Im Zuge der Bauarbeiten kamen auch archäologische Funde ans Licht. Neben den Fundamenten eines historischen Pferdestalls wurde ein unbekannter, 56 Meter langer Kanal entdeckt. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Auf dem Gelände wurden bereits nicht denkmalgeschützte Gebäude abgerissen, derzeit prägen Bauzäune und laufende Rückbauarbeiten das Bild. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Quellen: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH, WBM