In Berlin-Kreuzberg sollen auf einem 41.200 Quadratmeter großen Areal an der Köpenicker Straße mehrere Hundert Wohnungen entstehen, doch der Bau verzögerte sich bisher. Nun scheint der Weg für die Entwicklung eines gemischten Quartiers mit Mietwohnungen, Gewerbe und sozialen Einrichtungen frei zu werden.

Kreuzberg: Direkt neben dem historischen Viktoriaspeicher könnten in den kommenden Jahren neue Wohnungen entstehen. / © Foto Titelbild: IMAGO / PEMAX

© Foto Titelbild: IMAGO / Jürgen Hanel
Text: Stephanie Engler

 

Auf einem städtischen Areal an der Köpenicker Straße in Berlin-Kreuzberg könnten künftig mehrere Hundert Wohnungen entstehen. Bereits seit dem vergangenen Jahrzehnt existieren Pläne zur dortigen Bebauung. Die Fläche von rund 41.200 Quadratmetern bietet viel Potenzial für die Entwicklung eines neuen Quartiers, doch bisher konnten die Pläne nicht realisiert werden.

Der Grund: In unmittelbarer Nähe, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, befindet sich der Galvanisierungsbetrieb Otek, der Metalle durch chemische Verfahren bearbeitet. Da es sich um einen sogenannten Störfall- oder Seveso-Betrieb handelt, gibt es strenge EU-Richtlinien, die den Bau von Wohnungen in einem bestimmten Umkreis verbieten. Versuche, den Betrieb umzusiedeln, blieben bisher erfolglos.

Wohnprojekt an der Köpenicker Straße: Durchbruch nach langen Verhandlungen

Nun konnte jedoch ein wichtiger Durchbruch erzielt werden, wie die Berliner Morgenpost berichtet. Laut der Senatsbauverwaltung wurde bereits im Juli eine Vereinbarung mit der Firma Otek getroffen. Diese sieht die Stilllegung der störfallrelevanten Betriebsbereiche vor, was den Weg für die Entwicklung des Areals frei macht. Diese Neuigkeiten sind besonders für den Grünen-Abgeordneten Julian Schwarze erfreulich, der in den vergangenen Jahren wiederholt beim Senat nach dem Stand der Entwicklungen nachgefragt hatte.

Die Senatsbauverwaltung teilte der Berliner Morgenpost mit, dass der Wegfall der Klassifizierung als Seveso-Betrieb nun die Errichtung eines Quartiers mit gemischter Nutzung ermögliche. Geplant sind sowohl Wohnungen als auch Gewerbeflächen und soziale Einrichtungen. Der weitere Planungsprozess liegt jetzt in der Hand des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Ein konkreter Zeitplan für die Umsetzung wurde bisher nicht genannt.

Kreuzberg: Grüne fordern Sozialwohnungen und nachhaltige Quartiersentwicklung

Der Grünen-Abgeordnete Julian Schwarze sieht in der Entwicklung des Areals eine große Chance für den Bezirk und fordert, dass ein hoher Anteil der neuen Wohnungen als Sozialwohnungen ausgewiesen wird – idealerweise bis zu 60 Prozent. Außerdem betont er die Notwendigkeit von bezahlbarem Raum für Kultur und Gewerbe. Besonders wichtig ist ihm, dass das Quartier nachhaltig gestaltet wird: Begrünte Flächen sollen entstehen und ein „Ufer für alle“ geschaffen werden. Die Errichtung von Hochhäusern auf dem Gelände lehnt er hingegen ab, da dies nicht dem Charakter des Spreeufers entspreche.

Der Abgeordnete fordert zudem klare Aussagen des Senats darüber, wann genau die Stilllegung der störfallrelevanten Betriebsbereiche erfolgen wird. Bis dahin, so Schwarze, sollte die Zeit genutzt werden, um die Bürgerbeteiligung zu starten. Er sieht das Areal als große Chance, Wohnen, Freizeit und Kultur an einem Ort zu vereinen und gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern ein neues Stück Stadt zu entwickeln.

Köpenicker Straße: Behala und WBM treiben Quartiersentwicklung voran

Eigentümer des Geländes ist die landeseigene Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft, Behala. Zusammen mit der ebenfalls landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) ist sie maßgeblich an der Entwicklung des neuen Quartiers beteiligt. Gemeinsam mit den zuständigen Senatsverwaltungen sollen sie die nächsten Schritte in der Planung vorantreiben.

Die genauen Details der Vereinbarung mit der Firma Otek sind jedoch vertraulich. Laut einer Vertreterin der Behala wurde eine Stilllegung der störfallrelevanten Betriebsbereiche vereinbart, aber finanzielle Details oder genaue Modalitäten der Vereinbarung wurden nicht bekannt gegeben.

Das Areal an der Köpenicker Straße bietet eine seltene Gelegenheit, inmitten der dicht bebauten Innenstadt von Berlin ein neues Quartier zu entwickeln. Die Verbindung von Wohnraum, Gewerbe und sozialen Einrichtungen in einem gut angebundenen Stadtteil wie Friedrichshain-Kreuzberg ist eine Chance, die sowohl von den Verantwortlichen als auch von der Bevölkerung mit hohen Erwartungen begleitet wird. Der Wunsch nach mehr bezahlbarem Wohnraum ist groß, ebenso wie die Hoffnung, dass das Quartier nachhaltig und lebensnah gestaltet wird.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Quellen: Otek, Berliner Morgenpost, Architektur Urbanistik Berlin, Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, Berliner Woche, Behala, Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM)

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5 Comments

  1. […] Nun kann ein modernes Quartier mit Wohnungen, Gewerbebetrieben und sozialen Einrichtungen Wirklichkeit werden. Grünen-Abgeordneter Julian Schwarze jubelt: Er fordert, dass bis zu 60 Prozent der neuen Wohnungen als Sozialwohnungen geschaffen werden. Gleichzeitig soll der Fokus auf nachhaltig gestaltete Flächen gelegt werden, die Lebensqualität bringen. Doch konkrete Zeitpläne bleiben vorerst ungewiss. Die Vorfreude steigt jedoch, denn das Areal an der Köpenicker Straße birgt die Chance, ein neues Stück lebenswertes Berlin zu formen. Für weitere Informationen zu diesem surrenden Projekt, siehe die aktuelle Berichterstattung auf entwicklungsstadt.de. […]

  2. […] Der Grüne-Abgeordnete Julian Schwarze freut sich über diesen Durchbruch und fordert, dass bis zu 60 Prozent der neuen Wohnungen Sozialwohnungen werden. Bedürftige sollen somit eine echte Chance auf ein Zuhause bekommen. Zudem soll das Areal nachhaltig gestaltet werden, komplett mit begrünten Flächen und einem neuen „Ufer für alle“. Der nächste Schritt liegt nun beim Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Alles hängt von der tatsächlichen Stilllegung des störfallrelevanten Betriebs ab! Die Bewohner und Verantwortlichen in der Stadt warten gespannt – es ist klar: Das ist eine einmalige Chance für mehr Wohnraum mitten in Berlin! Mehr dazu steht auf entwicklungsstadt.de. […]

  3. Philipp 14. Oktober 2024 at 20:27 - Reply

    60% Sozialwohnungen – selten so gelacht. Was ist das für ein unrealistischer Populismus. Wenn man Bauen will, muss es sich auch für irgendwen lohnen. Wie soll das funktionieren? Und dann auch noch am besten ohne Hochhäuser. Warum eigentlich? Wer soll diese ganze Sozialromantik eigentlich finanzieren? Und bräuchte Kreuzberg nicht eine Stärkung der Mittelschicht? Wieso macht man dort keine Baugenossenschaften? So könnte man sichere Mieten schaffen mit Familien der Mittelschichte. Immer diese Extreme fordern und dann immer nur totalen Stillstand erreichen. Es ist wirklich nicht zum aushalten…

  4. […] “Kreuzberg: Entwicklung eines neuen Wohnquartiers nimmt Fahrt auf” […]

  5. Franz 1. November 2024 at 10:54 - Reply

    Ist das vielleicht auch ein wenig Heuchelei, was die Grünen da betreiben? Nun, auf dem (ehemaligen) Zapf- Beitriebsgelände findet nach meiner Wahrnehmung seit etwa einem Jahrzehnt (wenn nicht länger) nichts, vor allem keine Wohnungsbauplanung des Bezirks oder Ähnliches statt. Außer einem Fahrradmarkt ab und zu ist da nichts. Einfach nichts. Man pokert, wenn überhaupt. Die Brommybrücke für Fußgänger und Radfahrende ist ebenfalls eingeschlafen. Wer will da glauben, dass die grüne Bezirksmehrheit etwas Konstruktives unternimmt. Bleibt zu hoffen, dass sich der Senat der Sache annimmt. Oder liege ich falsch?

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