In Berlin-Kreuzberg soll an der Blücherstraße neuer Wohnraum für 320 Mietwohnungen entstehen – doch das geplante Bauprojekt bringt ein soziales Wohnprojekt unter Druck. Der Konflikt zwischen Investor, Politik und Anwohnerschaft bahnt sich bereits an. Auch die erforderliche Fällung von Bäumen ruft bereits Proteste hervor.

In der Kreuzberger Blücherstraße soll ein Bauvorhaben mit Platz für 300 Mietwohnungen umgesetzt werden. Weichen müssen dafür eine Unterkunft für Geflüchtete und mehrere Bäume. / © Foto: Wikimedia Commons, Assenmacher
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In Berlin-Kreuzberg bahnt sich ein Konflikt um eine in den 1960er Jahren errichtete Immobilie an, die sich in der Blücherstraße 26 befindet. Im derzeitigen Gebäude leben heute noch rund 100 unbegleitete minderjährige Geflüchtete.
Träger der Einrichtung im Auftrag des Landes Berlin ist die Kompetenz Jugendhilfe gGmbH, an die das Gebäude vermietet wurden. Deren Mietvertrag läuft allerdings zum Jahresende aus – und eine Verlängerung des Vertrags steht derzeit nicht in Aussicht, denn das Areal wurde an einen privaten Investor veräußert, wie kürzlich die Berliner Morgenpost berichtete.
Blücherstraße in Kreuzberg: Wohnprojekt soll Flüchtlingsunterkunft ersetzen
Das neunstöckige Gebäude soll nach Plänen des Investors energetisch saniert und das Areal um vier bis fünf Neubauten mit bis zu sechs Geschossen ergänzt werden. In das Sockelgeschoss sollen Gewerbe und Einzelhandel einziehen. Hinter dem Projekt steht die in Berlin ansässige Primus Immobilien AG.
Ein Bauvorbescheid für das Projekt liegt bereits vor, der Baustart ist schon für Anfang 2026 vorgesehen. Nach Primus-Angaben soll die Bauzeit rund zweieinhalb Jahre betragen. Die Primus Immobilien AG hatte im Dezember 2024 öffentlich gemacht, dass sie das Gelände erworben hat – und umgehend bekräftigt, auf dem Areal den Bau neuer Wohnungen umsetzen zu wollen.
Primus Immobilien AG will Bestandsbau sanieren und vier neue Gebäude errichten
Das Unternehmen beschreibt das Projektvorhaben wie folgt: „Auf dem Grundstück befindet sich ein 1965 errichtetes neunstöckiges Wohnhaus, welches im Zuge der Maßnahmen energetisch saniert werden soll. Ergänzt wird das Grundstück durch vier Neubauten mit bis zu sechs Etagen.“
Insgesamt sollen im Zuge des Bauprojekts etwa 320 Wohneinheiten auf über 16.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche entstehen. Primus betont ausdrücklich, dass beim Projekt an der Blücherstraße keine Eigentumswohnungen, sondern Mietwohnungen errichtet werden sollen. Gegenüber der Morgenpost gab Primus die Prognose ab, dass die Preise für künftige Mieterinnen und Mieter bei etwa 20 Euro pro Quadratmeter liegen werden.
In Berlin plant das Unternehmen den Bau von 2.000 neuen Wohnungen bis 2028
Das Projekt in der Kreuzberger Blücherstraße ist nur eines von mehreren Wohnungsbauprojekten, welche die Primus Immobilien AG in den kommenden Jahren umsetzen möchte. Das Unternehmen erläutert seine Strategie wie folgt: „Ziel ist es, ein Portfolio von 2.000 Mietwohnungen aufzubauen und bis 2028 fertigzustellen. Der Fokus liegt hierbei auf zentralen, innerstädtischen Lagen mit exzellenter Verkehrsanbindung.“
In Berlin entwickelt das Unternehmen weitere Standorte in Pankow, Schöneberg, Prenzlauer Berg und Charlottenburg. Entwickelt werden unterschiedlich ausgerichtete Projekte mit Eigentumswohnungen, Gewerbeflächen und – wie an der Blücherstraße – Mietwohnungen. Das geplante Wohnquartier in Kreuzberg befindet sich in einem bereits bebauten Areal zwischen Blücherstraße, Schleiermacherstraße, Baerwaldstraße und Gneisenaustraße.
Bauvorbescheid liegt vor: 320 Mietwohnungen sollen ab Januar 2026 an der Blücherstraße entstehen
Die nun geplante Nachverdichtung samt Sanierung des Bestandsbaus soll Platz für zusätzlichen Wohnraum in einer der begehrtesten Wohnlagen Berlins schaffen, doch das Vorhaben ist nicht frei von Konflikten. Denn für die im Gebäude derzeit ansässige Kompetenz Jugendhilfe gGmbH stellt sich die Frage, wie es für die Einrichtung ab Januar 2026 weitergehen soll.
Wie es nach dem Auslaufen des Mietvertrags zum Jahresende weitergeht, ist laut Geschäftsführung der Einrichtung noch unklar. Die Aufforderung zum Auszug habe das soziale Projekt überraschend getroffen – die Mitteilung der zuständigen Senatsverwaltung sei erst vor einem Monat eingegangen.
Kreuzberg: Konflikte um geplanten Wohnungsbau bahnen sich an
Doch auch der geplante Neubau sorgt in der Anwohnerschaft für Diskussionen: Vorgesehen ist eine Bebauung des bisherigen Gartenbereichs des Hochhauses – ein Vorhaben, das bereits in der Vergangenheit zu Anwohnerprotesten geführt hat, insbesondere zum Schutz der dortigen Bäume.
Die SPD im Bezirk hat jedoch bereits signalisiert, das Projekt unterstützen zu wollen, da zusätzlicher Wohnraum in der Stadt dringend benötigt werde. Dennoch muss zumindest für die Kompetenz Jugendhilfe gGmbH und die von ihr verantworteten Flüchtlinge eine Lösung gefunden werden, wie die Partei einräumt.
Quellen: Berliner Morgenpost, Architektur Urbanistik Berlin, Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, Primus Immobilien, Kompetenz Jugendhilfe gGmbH