Erstmals fand der Karneval der Kulturen nicht in Kreuzberg, sondern auf den breiten Straßen Friedrichshains statt – mit großem Publikumsandrang, insgesamt 750.000 Besucher waren vor Ort. Der Standortwechsel wird von vielen Teilnehmern gelobt, ist jedoch kein Selbstläufer für eine dauerhafte Verlagerung. Doch die Rückkehr nach Kreuzberg ist längst noch nicht ausgemacht.

Die neue Route des Karnevals der Kulturen entlang der Frankfurter und Karl-Marx-Allee brachte mehr Raum und positive Rückmeldungen. Gleichzeitig wachsen Bedenken über die künftige Identität des Festivals. / © Foto: IMAGO / Anadolu Agency
© Foto Titelbild: IMAGO / Christian Spicker
Zum ersten Mal in seiner Geschichte zog der Karneval der Kulturen nicht durch Kreuzberg, sondern über die Frankfurter Allee und Karl-Marx-Allee in Friedrichshain. Breite Straßen, mehr Raum für Besuchende und ein geordneter Ablauf bestimmten das Bild der diesjährigen Parade. Rund 70 Gruppen beteiligten sich mit aufwändig gestalteten Wagen und Performances, begleitet von mehreren Hunderttausend Zuschauerinnen und Zuschauern, rund 750.000 sollen es insgesamt gewesen sein.
Veranstalter und Sicherheitsbehörden zogen ein überwiegend positives Fazit. Der Ablauf galt als weitgehend störungsfrei, auch das Platzangebot wurde vielfach gelobt. Der neue Standort ermöglichte eine Entzerrung der Zuschauermengen – ein Punkt, der in der Vergangenheit in Kreuzberg wiederholt Anlass zur Kritik bot.
Zustimmung mit Vorbehalten: Der Karneval der Kulturen zog erstmalig durch Friedrichshain
Die neue Route brachte jedoch nicht nur Erleichterung. Entlang der Mittelstreifen wurde vielfach die sensible Bepflanzung betreten, was zu Kritik von Anwohnenden und Umweltinitiativen führte. Auch die Müllmenge blieb trotz Reinigungsaktionen, wenig überraschend, ein weithin sichtbares ein Problem.
Während viele Besucherinnen und Besucher die Weitläufigkeit und Ordnung der Friedrichshainer Straßen begrüßten, vermissten andere die engere, dichtere Atmosphäre in Kreuzberg. Die Frage, ob mit dem neuen Ort auch ein Teil des politischen und kulturellen Profils des Karnevals verloren geht, bleibt zumindest im Raum.
Quo Vadis, Karneval der Kulturen? Debatte um den zukünftigen Standort
Ob der seit 1996 veranstaltete Karneval der Kulturen tatsächlich dauerhaft in Friedrichshain bleibt, ist derzeit offen. Der Veranstalter zeigte sich zufrieden, und Teile der Bezirkspolitik signalisierten Unterstützung für eine mögliche Wiederholung am neuen Ort.
Gleichzeitig gibt es in Kreuzberg weiterhin Stimmen, die eine Rückkehr des Karnevals fordern – sei es aus Gründen der Tradition, der Nähe zu migrantischen Communities oder aufgrund der identitätsstiftenden Wirkung des Festivals im dortigen Stadtteil.
Kreuzbergs großes Kulturfestival: Offene Fragen zu Finanzierung und Organisation
Neben der Standortfrage bleiben aber auch organisatorische und finanzielle Aspekte ungelöst. Die Finanzierung über öffentliche Mittel muss jährlich neu geklärt werden. Auch die logistische Belastung für den Stadtteil – sei es nun Kreuzberg oder Friedrichshain – sowie notwendige Abstimmungen mit Polizei, Anwohnenden und Infrastrukturträgern stellen Herausforderungen dar.
Die diesjährige Ausgabe kann somit als Testlauf gewertet werden – mit positiven Eindrücken, aber ohne abschließende Entscheidung. Ob der Karneval der Kulturen in Zukunft weiter durch Friedrichshain zieht oder in seinen Ursprungsbezirk zurückkehrt, dürfte von politischen, praktischen und stadtgesellschaftlichen Entwicklungen abhängen. Eine dauerhafte Verlegung des Kulturfestivals nach Friedrichshain wäre aber in jedem Fall eine große Überraschung.
Quellen: Piranha Arts AG, Berlin.de, RBB, visit Berlin.de, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel
Wieso nicht abwechselnd in verschiedenen Bezirken? Weniger Beeinträchtigung der Anwohner, wenn nicht jedes Jahr. Viele Bewohner in Stadt könnten von der Nähe profitieren. Man ermuntert die Leute auch mal in einen anderen Bezirk zu fahren. Und es taugt am Ende auch als Symbol, dass der KdK in allen Teilen der Stadt gefeiert wird – genauso wie die Kulturen in allen Teilen der Stadt zu finden sind.
Natürlich sollte der Karneval wieder nach Kreuzberg zurückgehen. Da ist er auch im Kiez verwurzelt. In London kommt ja auch keiner auf die Idee, den Notting Hill Carnival nach Camden oder so zu verlegen.