Frankfurt plant Großes: Entlang der Neuen Mainzer Straße soll eine lebendige Kulturmeile entstehen – mit neuem Schauspielhaus, öffentlichen Plätzen und kreativen Nutzungen inmitten des Bankenviertels.

Frankfurt plant eine Kulturmeile: Das städtebauliche Konzept soll parallel zur neuen Mainzer Straße verlaufen und das Bankenviertel mit dem Bahnhofsviertel verbinden. Ziel sei es hierbei, Das Museumsufer, die neue Oper, das neue Schauspielhaus und das Theater miteinander zu verknüpfen und neue, öffentlich zugängliche Flächen zu schaffen. / © Lageplan: Stadt Frankfurt, Dezernat für Kultur und Wissenschaft. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
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© Lageplan Titelbild: Stadt Frankfurt, Dezernat für Kultur und Wissenschaft
Die geplante Kulturmeile entlang der Neuen Mainzer Straße soll zwei zentrale Merkmale Frankfurts stärker miteinander verknüpfen: das international bekannte Museumsufer mit seinen 39 Museen und die markante Skyline. Ziel ist es, eine städtebauliche Verbindung zwischen Kultur und Architektur zu schaffen und neue Aufenthaltsqualitäten im Innenstadtbereich zu fördern.
Künftig sollen die Türme des Bankenviertels nicht mehr nur als reine Bürostandorte wahrgenommen werden. Im Rahmen der Kulturmeile ist vorgesehen, die Hochhäuser für neue Nutzungen zu öffnen – darunter Wohnraum, kulturelle Einrichtungen und Orte der Begegnung. So soll das Viertel lebendiger, vielfältiger und für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich werden.
Kulturmeile Frankfurt: Der Schauspielhausneubau macht den Anfang
Ein erster Schritt, um Kultur in die neue Mainzer Straße – und somit mitten in das Bankenviertel – zu bringen, ist der Umzug des Schauspielhauses. Dieser ist bereits seit längerem geplant: Die bisherige Theaterdoppelanlage in der neben dem Schauspiel auch die Oper untergebracht ist, befindet sich in marodem Zustand und ist stark sanierungsbedürftig.
Das Gebäude am Willi-Brand-Platz stammt aus dem Jahr 1963 und soll nach dem Standortwechsel abgerissen werden. An gleicher Stelle soll dann ein Neubau für die Oper Frankfurt entstehen.
Frankfurt als Kulturstadt: Neues Heim für das Schauspielhaus
Ein neuer Standort für das Schauspielhaus ist bereits gefunden: Der Kulturhotspot soll an der neuen Mainzer Straße 49 entstehen. Hier befindet sich aktuell der Hauptsitz der Frankfurter Sparkasse (FraSpa), diese will bis Ende des Jahres an die Hauptwache 1 umziehen.
Der Neubau des Schauspielhauses soll auf dem Teil des Grundstücks entstehen, auf dem sich aktuell der schmalere Riegelbau und der rechteckige Bau mit Innenhof befinden. Durch diese Platzierung ist ein direkter Zugang zur angrenzenden Wallanlage möglich.
Das neue Schauspiel soll eine Bruttogeschossfläche von etwa 5.500 Quadratmetern erhalten. Ebenfalls wird auf dem Grundstück zusätzlich auch ein Hochhausneubau für die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) entstehen. Beide Neubauten sollen über einen öffentlichen Platz verbunden werden, der den Zugang sowohl zur Wallanlage als auch zur neuen Mainzer Straße gewährleisten soll.
Drei Zukunftsvisionen für Frankfurt: Kulturmeile, neue Doppelanlage oder Spiegelvariante
Die ersten Schritte für die Realisierung der Pläne zum neuen Schauspielhaus und der dadurch entstehenden Kulturmeile wurden bereits unternommen: Im Dezember letzten Jahres stimmten die Stadtverordneten für einen Erbbaurechtsvertrag mit der Frankfurter Sparkasse und der Helaba. Zunächst musste sich das Konzept der „Kulturmeile“ jedoch gegenüber weiteren städtebaulichen Ideen durchsetzen.
Mit im Rennen waren die „Spiegelvariante“ und die „neue Doppelanlage“: Die sogenannte „Spiegelvariante“ sieht eine Spiegelung des aktuellen Doppelhauses vor, dadurch entsteht am Willi-Brand-Platz ein öffentliches Foyer. Die dadurch entstehende Nähe beider Spielstätten gilt als vorteilhaft. Das Konzept der „neuen Doppelanlage“ beschreibt die Maßnahmen rund um einen Neubau der Doppelanlage am bisherigen Standort. Dadurch würde die bestehende städteräumliche Struktur weitgehend erhalten bleiben.
Hohe Kosten, enorme Flächenversiegelung, lange Bauzeit: Kritik an der Frankfurter Kulturmeile
Trotz der breiten Zustimmung im Stadtparlament gibt es auch kritische Stimmen zum Vorhaben. So stuften die Initiative „Zukunft Städtische Bühnen“ und die Partei Ökolinx die Kulturmeilen-Variante im vergangenen Jahr als „Jahrhundert-Fehlentscheidung“ ein. Ihre Hauptkritik richtet sich gegen den neuen Schauspielhaus-Standort an der Neuen Mainzer Straße – stattdessen plädieren sie für die Lösung „neue Doppelanlage“.
Beide Bühnen wären so weiterhin in direktem Bezug zueinander am Willy-Brandt-Platz untergebracht, die Werkstätten könnten im Stadtviertel Gutleut-West angesiedelt werden. Durch diese Variante gäbe es auch keine zusätzliche Versiegelung der angrenzenden Grünflächen in der Gallusanlage. Ein weiterer Faktor seien die langen Bauzeiten sowie die enormen Kosten der beiden Konzeptvarianten, die Neubauten vorsehen.
Frankfurt will Kulturstadt werden: Das neue Schauspielhaus als Auftakt
Mit der geplanten Kulturmeile will Frankfurt das renommierte Museumsufer stärker mit der innerstädtischen Hochhauslandschaft verzahnen und sich als Kulturstadt neu positionieren. Der Neubau des Schauspielhauses markiert den Auftakt für diese Transformation. Kulturelle Einrichtungen sollen künftig sichtbarer im Stadtbild verankert und zentrale Orte des Finanzviertels für eine breitere Öffentlichkeit nutzbar gemacht werden.
Gleichzeitig stößt das Vorhaben auf Kritik: Der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) sieht im bestehenden Theatergebäude architektonische Qualitäten, die durch einen vollständigen Abriss verloren gingen, und plädiert stattdessen für eine Teilsanierung. Ob die Vision einer offenen, vielfältigen Kulturmeile aufgeht, hängt daher nicht nur von städtebaulichen Entscheidungen ab – sondern auch davon, wie gut es gelingt, Funktionalität und kulturellen Anspruch miteinander in Einklang zu bringen.

Hier soll das neue Schauspielhaus entstehen, vorerst muss jedoch das aktuelle Hauptgebäude der Frankfurter Sparkasse (FraSpa) weichen. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Die aktuelle Doppelhauslösung bietet Flächen für das Schauspielhaus und die Oper. Das Gebäude befindet sich jedoch in sanierungsbedürftigem Zustand und soll abgerissen werden. Auf der Freifläche am Willi-Brand-Platz soll dann ein eigenes, neues Gebäude für die Frankfurter Oper entstehen. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Die „Kulturmeile“ setzte sich durch, ebenfalls im Rennen waren die Konzepte „Spiegelvariante“ (links) und „neues Doppelhaus“ (rechts). / © Foto: Stadt Frankfurt Dezernat für Kultur und Wissenschaft, Claus Graubner

Die geplante Kulturmeile verbindet das Mainufer mit dem Theater. Im Zentrum liegt die Gallusanlage, auch Wallanlage genannt. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
Quellen: Stadt Frankfurt, Frankfurter Rundschau, Stadt von Morgen, Neue Bühne Fankfurt, Skyline Atlas, Zukunft Städtische Bühne