Das ORWOhaus in Berlin-Marzahn feiert sein 18. Festival – mit einem Line-Up, das fast ausschließlich aus der eigenen Hausgemeinschaft stammt. Damit will die Veranstaltung an die bewegte Geschichte des Kulturkomplexes anknüpfen und ein Zeichen für selbstverwaltete Räume in der Berliner Musikszene setzen.

Das ORWOhaus in Marzahn hat sich zum größten selbst verwalteten Proberaumkomplex Europas entwickelt. Rund 200 Bands, 800 Musikerinnen und Musiker sowie zahlreiche Technikerinnen, Veranstalter und Produzenten nutzen die Räume regelmäßig. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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Am 12. und 13. Juli 2025 feiert das ORWOhaus Festival seine 18. Ausgabe. Dabei steht ein Konzept im Mittelpunkt, das die Community stärker in den Vordergrund rückt als je zuvor: Über 86 Prozent der auftretenden Acts stammen aus dem eigenen Haus. Unter dem Titel „Retro-Kassette“ will das Festival die musikalische Bandbreite des Hauses abbilden – und zugleich an die gemeinsame Geschichte erinnern.

Die Veranstaltenden sprechen von einem bewusst gesetzten Zeichen. Nach vielen Jahren mit internationalen Gästen sei es an der Zeit gewesen, ein Format zu schaffen, das auf Nähe, Austausch und kollektive Erinnerung setzt.

ORWOhaus in Marzahn: Ein Zentrum kreativer Produktion

Das ORWOhaus befindet sich in einem ehemaligen Plattenbau an der Landsberger Allee – unweit des S-Bahnhofs Poelchaustraße. Es gilt als größter selbstverwalteter Proberaumkomplex Europas. Rund 200 Bands, 800 Musikerinnen und Musiker sowie zahlreiche Technikerinnen, Veranstalter und Produzenten nutzen die Räume regelmäßig.

Verteilt auf sechs Etagen bietet das Haus nicht nur über 100 Proberäume, sondern auch mehrere Studios, Werkstätten und eine große Veranstaltungshalle. In der Berliner Musikszene hat sich das Haus längst als lebendiger Produktionsort etabliert – fernab von kommerziellen Strukturen.

Im Plattenbau an der Landsberger Allee: Vom Industriebau zum Kulturprojekt

Ursprünglich diente das Gebäude als Standort des VEB ORWO, einem Hersteller von Tonbändern und Filmen. Nach der Wende stand das Haus leer, bis es ab 1998 von Musikern schrittweise wiederbelebt wurde. Die abgelegene Lage im Industriegebiet erwies sich als Vorteil – Proben war hier rund um die Uhr möglich.

2004 drohte dem Projekt das Aus: Aufgrund von Brandschutzmängeln kündigte die Treuhandliegenschaftsgesellschaft alle Mietverträge. Der daraufhin gegründete ORWOhaus e.V. konnte durch öffentliche Proteste, politische Unterstützung und ein tragfähiges Finanzierungskonzept den Fortbestand sichern.

Mit hauseigener Konzerthalle „OHA“: Eigenständigkeit als Prinzip

Die Erfüllung der Brandschutzauflagen wurde durch Kredite und Fördermittel ermöglicht. Seit 2009 liegt eine offizielle Nutzungsgenehmigung vor. Der Verein verwaltet das Gebäude bis heute – unabhängig von kommerziellen Investoren. Damit gehört das ORWOhaus zu den letzten selbstverwalteten Kulturstandorten der Stadt.

Ein Meilenstein war 2016 der Ausbau der hauseigenen Konzerthalle „OHA“, die bis zu 900 Personen Platz bietet und 2017 beim 11. „ORWOhaus Festival“ eingeweiht wurde. Sie bildet auch 2025 wieder den zentralen Veranstaltungsort des Festivals.

Retro trifft Zukunft beim ORWOhaus Festival XVIII: Das Programm im Juli 2025

Das diesjährige Line-Up umfasst unter anderem „Kaskadeur“, „Corrode“, „Android Empire“ und „Mandelkokainschnaps“. Dazu kommen Formate wie Livekaraoke sowie Auftritte von Acts wie „1200lightyears“ und „Yaari“. Das Festival will damit nicht nur musikalische Vielfalt zeigen, sondern auch die Entwicklung eines lebendigen Netzwerks.

Im Zentrum steht 2025 nicht der große Name, sondern das gelebte Miteinander – ein Ansatz, der die Stärke des ORWOhauses seit über zwei Jahrzehnten ausmacht.

Live on stage: Dieses Line-Up erwartet die Besucherinnen und Besucher im Sommer

Freitag, 12. Juli

  • Magnetband
  • Double Play Tape – High Noise
  • Android Empire
  • Corrode
  • Turbine Stollprona
  • Kaskadeur
  • Nitroshot
  • Death Cult 69
  • Livekaraoke

Samstag, 13. Juli

  • Mandelkokainschnaps
  • Noahs Boat
  • Dropped
  • Virus
  • 1200lightyears
  • Yaari
  • King Karies
  • Laisor

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Quellen: ORWOhaus e.V., ORWO Net AG, Wikipedia, ORWO Media GmbH, Filmotec GmbH, Bandbüro Berlin