In Berlin-Kreuzberg entsteht ein ungewöhnliches Kunstwerk: Der US-amerikanische Künstler Brad Downey verwandelt Graffitis von Jugendlichen und Berliner Street-Art-Künstlerinnen und Künstler in ein großflächiges Mosaik. Die Fassade an der Friedrichstraße 245 A wird damit zu einer sozialen Skulptur – mit Beteiligung aus dem Kiez.

An der zehngeschossigen Fassade des Wohngebäudes Friedrichstraße 245 A entsteht in den kommenden Monaten ein großflächiges Kunstwerk. Das Haus wird schrittweise zur Leinwand für das Mosaikprojekt „VANDALISM – A Social Sculpture“. Begleitet wird die Gestaltung durch ein vielfältiges Rahmenprogramm aus Workshops und Mitmachaktionen. Den feierlichen Abschluss bildet ein Straßenfest, bei dem das fertige Werk der Öffentlichkeit präsentiert wird. / © Foto: HOWOGE, Markus Bachmann photography

© Fotos: HOWOGE, Markus Bachmann photography

 

Im Mai 2025 beginnt in Berlin-Kreuzberg ein außergewöhnliches Kunstprojekt: Der US-amerikanische Konzeptkünstler Brad Downey realisiert im Auftrag der Stiftung Stadtkultur ein rund 330 Quadratmeter großes Mosaik an der Fassade des HOWOGE-Wohngebäudes Friedrichstraße 245 A. Unter dem Titel „VANDALISM – A Social Sculpture“ entsteht das sechste großformatige Fassadenkunstwerk im Rahmen der Reihe LOA Berlin.

Die Besonderheit: Downey entwickelt das Werk nicht allein. Berliner Graffitikünstlerinnen und Künstler sowie Jugendliche aus dem Quartier gestalten zunächst die Hausfassade mit Tags und Fill-Ins. Diese werden anschließend von Downey in Hunderte einzelne Fliesen übertragen und zu einem neuen Gesamtbild zusammengesetzt. So entsteht ein dauerhaftes Kunstwerk, das das Vergängliche der Graffitikunst mit der Beständigkeit der Mosaiktechnik verbindet.

Kunst für alle: Mitmachaktionen und Workshops am Mehringplatz

Das Projekt versteht sich als soziale Skulptur. Der Untertitel bezieht sich auf Joseph Beuys, dessen erweiterter Kunstbegriff den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Auch Downey betont, dass Graffiti eine demokratische Kunstform sei – offen für alle und niedrigschwellig zugänglich. Ziel des Projekts ist es, nicht nur Kunst zu zeigen, sondern die Nachbarschaft aktiv einzubeziehen.

Die Umsetzung beginnt mit einer zweitägigen Auftaktveranstaltung am 16. und 17. Mai. Dabei wird eine kleinere Wandfläche gemeinsam mit Anwohnenden gestaltet – ein niedrigschwelliger Einstieg in das komplexe Hauptwerk. Im Verlauf des Sommers sind weitere Mitmachaktionen, Workshops und begleitende Veranstaltungen geplant.

Von Urban Art bis Open-Air-Kino: LOA Berlin lädt zum Mitmachen in mehren Phasen über den Sommer ein

Bis September wird die Großfassade schrittweise umgesetzt. Das Rahmenprogramm umfasst Kiezrundgänge zu Themen wie Urban Art, Geschichte und Architektur, ein Open-Air-Kino und Gespräche mit dem Künstler. Den Abschluss bildet ein öffentliches Fassadenfest, bei dem das vollendete Kunstwerk der Nachbarschaft vorgestellt wird.

Mit dem neuen Standort am Mehringplatz rückt LOA Berlin erstmals in die Stadtmitte. Die Initiative, die 2012 mit Urban Art an HOWOGE-Fassaden begann, wird seit 2018 von der Stiftung Stadtkultur weiterentwickelt. Ziel ist es, Kunst im öffentlichen Raum als Begegnungsort zu etablieren und den sozialen Zusammenhalt zu stärken.

Konzeptkünstler Brad Downey und die Rückkehr der Mosaikkunst im Stadtraum

Brad Downey ist ein US-amerikanischer Konzeptkünstler, der seit vielen Jahren in Berlin lebt. Bekannt wurde er durch seine dreidimensionalen Werke im öffentlichen Raum, die er als Skulpturen versteht. Häufig kombiniert er künstlerische Eingriffe mit performativen Elementen. Internationale Aufmerksamkeit erlangte Downey unter anderem mit einem Dokumentarfilm über Straßenkunst sowie durch die Zusammenarbeit mit dem Street-Art-Künstler Leon Reid IV. Seine Arbeiten waren bereits in renommierten Sammlungen und Ausstellungen weltweit zu sehen.

Für das Kreuzberger Projekt „VANDALISM – A Social Sculpture“ greift Downey auf die Technik des Mosaiks zurück. Damit überträgt er Graffitis von Künstlerinnen uns Künstlern aus dem Quartier auf Hunderte einzelne Fliesen. Diese werden zu einem neuen, kollektiven Bild zusammengesetzt. Mit dieser Methode verbindet Downey die Flüchtigkeit von Street Art mit der Dauerhaftigkeit antiker Wandgestaltung. Gleichzeitig verweist er auf eine Tradition großformatiger Wandbilder in Ostberlin, wie sie etwa am Haus des Lehrers am Alexanderplatz zu finden ist. Durch diesen künstlerischen Transfer will das Projekt dazu anregen, die Grenzen zwischen Vandalismus und Kunst neu zu denken.

Quellen: Stiftung Stadtkultur, Howoge, Wikipedia, Brad Downey