In Berlin-Kreuzberg entsteht ein ungewöhnliches Kunstprojekt: Am Mehringplatz startet am 17. Mai die Umsetzung eines 30 Meter hohen Fassadenmosaiks. Unter Beteiligung der Nachbarschaft wird Street-Art dauerhaft sichtbar – als kollektive Skulptur im öffentlichen Raum.

Am 17. Mai beginnt an der zehngeschossigen Fassade des Wohnhauses Friedrichstraße 245 A die Umsetzung des großflächigen Kunstprojekts „VANDALISM – A Social Sculpture“. In den folgenden Monaten verwandelt sich die Hauswand schrittweise in ein Mosaik. / © Foto: Markus Bachmann photography
© Fotos: HOWOGE, Markus Bachmann photography
In wenigen Tagen beginnt die erste Umsetzungsphase des Fassadenkunstwerks „VANDALISM – A Social Sculpture“. An der Friedrichstraße 245 A entsteht ein rund 330 Quadratmeter großes Mosaik, das temporäre Graffitis in dauerhafte Kunst überführt. Die Umsetzung erfolgt unter der Leitung des US-amerikanischen Konzeptkünstlers Brad Downey, der seit vielen Jahren in Berlin lebt.
Begleitet wird das Projekt von einer zweitägigen Auftaktveranstaltung. Anwohnende und Interessierte können sich aktiv einbringen: Eine kleinere Wandfläche wird im Rahmen eines offenen Mosaik-Workshops gemeinschaftlich gestaltet. Damit beginnt der erste Abschnitt eines mehrere Monate umfassenden Prozesses.
Von Graffiti zu Mosaik: Street-Art trifft kollektive Gestaltung am Mehringplatz
Im Zentrum des Projekts steht die Zusammenarbeit mit Jugendlichen aus dem Quartier sowie Berliner Graffitikünstlerinnen und Graffitikünstlern. Sie bringen zunächst ihre Tags und Fill-Ins auf die Hauswand, die später in Hunderte handgefertigte Fliesen übertragen werden. Downey entwickelt aus diesen temporären Zeichen ein neues, dauerhaftes Kunstwerk.
Laut Projektbeschreibung versteht sich das Mosaik als „soziale Skulptur“ – eine Anspielung auf Joseph Beuys‘ erweiterten Kunstbegriff, der gesellschaftliche Teilhabe betont. Die Umsetzung erfolgt im Rahmen der Reihe LOA Berlin, die Urban Art an Wohnhäusern im Bestand der HOWOGE sichtbar macht.
Öffentlicher Raum als Bühne: Urban Art, Workshops, Open-Air-Kino und Kiezrundgänge in Kreuzberg
Das Projekt wird von der Stiftung Stadtkultur getragen und versteht sich als Einladung zum Dialog. Im Sommer folgen Workshops, Kiezrundgänge, Open-Air-Kino und Gesprächsformate. Ziel ist es, Kunst im öffentlichen Raum niederschwellig erlebbar zu machen und gleichzeitig lokale Identität zu stärken.
Der Standort am Mehringplatz markiert dabei einen symbolischen Schritt in die Stadtmitte. Bereits seit 2012 entwickelt LOA Berlin ortsbezogene Kunstwerke in Berliner Quartieren. Die Friedrichstraße 245 A ist das sechste Projekt dieser Art.
Rückgriff auf Traditionen: Mosaikkunst im neuen Gewand zwischen Vandalismus und Kunst
Mit dem Einsatz von Mosaiken knüpft Downey an ostdeutsche Gestaltungstraditionen an, wie sie etwa am Haus des Lehrers am Alexanderplatz sichtbar sind. Gleichzeitig lotet er die Grenze zwischen Vandalismus und Kunst neu aus – durch die bewusste Transformation von Street-Art in dauerhafte Bildwerke.
Brad Downeys Arbeiten sind international ausgestellt, seine künstlerische Handschrift verbindet Skulpturales mit Interventionen im Stadtraum. Häufig kombiniert er künstlerische Eingriffe mit performativen Elementen. Internationale Aufmerksamkeit erlangte Brad Downey unter anderem mit einem Dokumentarfilm über Straßenkunst sowie durch die Zusammenarbeit mit dem Street-Art-Künstler Leon Reid IV. Seine Arbeiten waren bereits in renommierten Sammlungen und Ausstellungen weltweit zu sehen. Für das Kreuzberger Projekt vereint er klassische Techniken mit partizipativen Ansätzen – ein Experiment zwischen Erinnerung, Gestaltung und Teilhabe.
Quellen: Stiftung Stadtkultur, Howoge, Wikipedia, Brad Downey