Das ehemalige französische Kino L’Aiglon in Berlin-Wedding steht seit 1994 leer. Nun will das Land Berlin das denkmalgeschützte Gebäude wiederbeleben – mit einem Fokus auf Kultur und einer potenziellen Investorenbeteiligung. Doch das Vorhaben hält einige Herausforderungen bereit.

Wedding: Für das historische Kino L’Aiglon gibt es zwar noch keinen konkreten Zeitplan zur Wiederbelebung, doch eine kulturelle Zwischennutzung als Film- und Fotolocation ist geplant, während langfristig ein öffentlich-privates Nutzungskonzept entwickelt werden soll. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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Am nordwestlichen Rand des Stadtteils Wedding, unweit des ehemaligen Flughafens Tegel, befindet sich ein fast vergessenes Stück Stadtgeschichte: das Lichtspieltheater L’Aiglon. Errichtet in den 1950er Jahren als kulturelles Zentrum der französischen Streitkräfte, diente das Gebäude einst als Kino, Theater und Veranstaltungsstätte. Doch seit dem Abzug der Alliierten im Jahr 1994 steht das Haus leer.

Inzwischen hat sich aber einiges getan. Das Land Berlin erwarb 2023 die Immobilie vom Bund, mit dem Ziel, das denkmalgeschützte Gebäude in neuer Funktion kulturell zu nutzen. Die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) arbeitet derzeit an einem Konzept, das sowohl eine kulturelle Wiederbelebung als auch die Einbindung eines privaten Investors vorsieht.

Lichtspieltheater L’Aiglon: Berliner Kulturgeschichte mit französischen Wurzeln

Das L’Aiglon war Teil des Quartier Napoléon, heute Julius-Leber-Kaserne, und bot bis Anfang der 1990er Jahre Raum für Filmvorführungen, Konzerte und Theaterstücke. Der Bau wurde 1956 fertiggestellt und war ein architektonisches Highlight, mit einem prunkvoll gestalteten Saal, edler Holzverkleidung und einem großzügigen Foyer mit Glasfassade.

Nach dem Abzug der französischen Truppen übernahm die Bundeswehr das Gebäude. 2007 ging es in die Verwaltung der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) über. Trotz der kulturellen Bedeutung blieb das Kino allerdings jahrzehntelang ungenutzt. Die Sanierung galt als wirtschaftlich nicht vertretbar, wodurch das Bauwerk zunehmend verfiel.

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Heute erinnert das Innere des Gebäudes an ein Museum der Kinokultur: Originale Projektoren, Lederbestuhlung und eine intakte Bühne erzählen von der einstigen Nutzung. Doch der Erhaltungszustand ist kritisch. Putz bröckelt, Staub bedeckt viele Flächen, und die Sanitäranlagen sind veraltet. Die nun verantwortliche BIM geht davon aus, dass umfassende Investitionen nötig sein werden, um das Haus wieder nutzbar zu machen.

Dabei bringt der Denkmalschutz besondere Auflagen mit sich. Weite Teile der Bausubstanz – darunter die Holzverkleidungen im Saal und die Projektionsgeräte – müssen erhalten bleiben. Das schränkt die Gestaltungsmöglichkeiten künftiger Nutzerinnen und Nutzer ein, bewahrt aber zugleich den historischen Charakter des Hauses.

Kulturstätte L’Aiglon: Zwischen Nutzungskonzept und Zwischennutzung

Ein konkreter Zeitplan für die Wiederbelebung steht derzeit noch aus, rund um das Gebäude tut sich derzeit kaum etwas. Die BIM setzt auf ein öffentlich-privates Modell, bei dem ein Investor gemeinsam mit der Stadt ein tragfähiges Konzept entwickeln soll. Klar ist: Das Kinoformat allein wird wohl keine Zukunft haben. Stattdessen könnte der Saal als Veranstaltungsort für Theater, Musik oder Probenräume dienen.

Parallel wird an einer Zwischennutzung gearbeitet. So soll das L’Aiglon bereits bald als Kulisse für Filmproduktionen und Fotoshootings vermietet werden. Damit könnte das Gebäude zumindest temporär wieder in den kulturellen Fokus rücken – und Schritt für Schritt auf eine dauerhafte Nutzung vorbereitet werden.

Stadtentwicklung im Wandel

Auch das Umfeld des L’Aiglon befindet sich im Umbruch. Denn direkt gegenüber entsteht derzeit das Schumacher-Quartier, ein neues Wohngebiet mit über 5.000 geplanten Einheiten – ein Viertel, in dem die Stadt Berlin einen klaren Bedarf an kultureller Infrastruktur sieht. Ein revitalisiertes L’Aiglon könnte hier einen wichtigen Beitrag leisten – als Ort der Begegnung und kulturellen Vielfalt.

Die Herausforderung bleibt jedoch beträchtlich. Der künftige Investor muss nicht nur finanziell, sondern auch konzeptionell überzeugen. Gelingt das, könnte das L’Aiglon nicht nur ein Symbol für Berlins französisches Erbe, sondern auch für gelungene städtische Transformation werden. Es scheint allerdings noch ein weiter Weg zu sein, wenn man das Gebäude derzeit sieht.

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Quellen: rbb24, offizielle Website der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM)