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In Hamburg-Bergedorf nimmt die Zahl leerstehender Wohnungen seit einigen Jahren deutlich zu. Besonders betroffen sind Gebäude, die bereits seit langer Zeit unbewohnt sind. Politik und Verwaltung stehen unter Druck, wirksame Lösungen zu finden.

© Fotos: Wikimedia Commons, Dguendel

 

In Bergedorf ist die Zahl der leerstehenden Wohnungen seit 2020 stark gestiegen. Nach Angaben des Bezirksamts verzeichnete die Behörde einen Zuwachs um 429 Prozent. Die Abteilung für Wohnraumschutz, die für die Überwachung solcher Fälle zuständig ist, beobachtet diese Entwicklung mit Sorge. Ihre Aufgaben umfassen die Kontrolle von Leerständen, den Umgang mit Zweckentfremdungen und die Prüfung illegaler Nutzungen.

Eines der auffälligsten Beispiele für anhaltenden Leerstand findet sich an der Chrysanderstraße. Dort stehen seit über einem Jahrzehnt mehrere Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus leer. Das Gebäude stammt aus den 1960er-Jahren und liegt ruhig am Rand der Bergedorfer Innenstadt. Laut Bezirksamt sind aktuell nur sechs der insgesamt 16 Wohnungen bewohnt. Bereits seit 2012 versucht die Verwaltung, den Eigentümer zu einer Sanierung oder Wiedervermietung zu bewegen.

Leerstände und langsame Verfahren in Bergedorf: Wiederbelebung von Wohnraum fällt schwer

Das Bezirksamt betont, man stehe in regelmäßigem Austausch mit dem Eigentümer. Dieser habe angekündigt, eine Sanierung und teilweise Neubebauung des Grundstücks zu planen. Konkrete Ergebnisse liegen bisher jedoch nicht vor. In der Bergedorfer Bezirksversammlung wird das Thema regelmäßig angesprochen, da sich seit Jahren kaum Fortschritte zeigen.

Robert Gruber, Mitglied der Linksfraktion, erklärte, dass die leerstehenden Wohnungen dringend gebraucht würden. Er verwies darauf, dass die geltenden Regeln des Hamburger Wohnraumschutzgesetzes eindeutig seien. Nach diesem Gesetz gilt eine Wohnung bereits nach vier Monaten Leerstand als zweckentfremdet. Gruber forderte, dass das Bezirksamt konsequenter eingreife und den Eigentümer zu einer Nutzung verpflichte.

Das leerstehende Haus Reetwerder 3 in Bergedorf: Langjähriger Leerstand in guter Lage

Auch in der Straße Reetwerder steht seit Jahren ein größeres Wohnhaus leer. Das Gebäude wurde 2018 nach mehreren baulichen und rechtlichen Problemen für unbewohnbar erklärt. Es befindet sich seitdem in Zwangsverwaltung, wobei nur notwendige Instandhaltungsarbeiten durchgeführt werden. Eine umfassende Sanierung ist bislang ausgeblieben, da sich die Eigentümerin gegen eine geplante Zwangsversteigerung juristisch wehrt.

Ernst Heilmann, ebenfalls Mitglied der Linksfraktion, erklärte, dass der langjährige Leerstand angesichts des Mangels an bezahlbarem Wohnraum nicht akzeptabel sei. Er schlug vor, die Verwaltung solle bei den zuständigen Behörden genauer nachfragen, wie die Situation beschleunigt werden könne. Zudem sprachen sich Bürgerinnen und Bürger in Eingaben an den Bezirk für eine Zwischennutzung der leerstehenden Gebäude aus, beispielsweise zur Unterbringung von Geflüchteten.

Wohnraumschutz und politische Verantwortung: Forderung nach stärkerem Handeln

Die Bergedorfer Politik fordert zunehmend, dass die gesetzlichen Möglichkeiten des Wohnraumschutzes vollständig ausgeschöpft werden. Viele Fraktionen sehen im wachsenden Leerstand ein strukturelles Problem, das durch längere Verwaltungsprozesse und fehlende Sanktionsmechanismen verschärft wird. Besonders in Zeiten hoher Mieten und begrenzter Flächen steigt der Druck auf die Behörden, aktiver zu werden.

Während Hamburg insgesamt versucht, mit Neubauprojekten den Wohnraummangel zu verringern, bleiben in Bergedorf mehrere Häuser seit Jahren ungenutzt. Ob sich die Situation bald ändert, hängt vor allem davon ab, ob Eigentümer, Verwaltung und Politik zu einer gemeinsamen Lösung finden. Fest steht, dass der Bezirk mit zunehmendem Leerstand ein Problem hat, das ohne konsequentes Handeln weiter wachsen dürfte.

 

Quellen: Hamburger Abendblatt, Die Linke, 

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