Das Leibniz-Gymnasium in Kreuzberg hat eine ungewöhnliche Lösung für seine Platzprobleme gefunden: Ein Teil der Schleiermacherstraße wurde temporär zur Spielstraße erklärt. Damit erhalten die rund 800 Schülerinnen und Schüler mehr Raum für Pausen und Bewegung – auf Kosten von Parkplätzen für Anwohnende.
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Text: Stephanie Engler
Der Schulhof des Leibniz-Gymnasiums südlich der Gneisenaustraße reicht für die hohe Zahl an Lernenden längst nicht mehr aus. Hinzu kommt, dass der Sportplatz der Schule derzeit saniert wird und ebenfalls nicht zur Verfügung steht. Um der Enge zu begegnen, wurde ein 100 Meter langer Abschnitt der Schleiermacherstraße zwischen der Gneisenaustraße und einem nahegelegenen Spielplatz zur Spielstraße erklärt.
Seit Montag gilt dort ein Fahr- und Parkverbot von 9:30 bis 15:30 Uhr. Lehrkräfte bedienen Schranken, die zu Beginn der großen Pausen geöffnet werden, um den Kindern Zugang zur Straße zu ermöglichen. Nachmittags sowie an Wochenenden und Feiertagen können Anwohnende die Straße wie gewohnt nutzen. Laut Bezirksstadträtin Annika Gerold (Die Grünen) hat die Schule selbst diese Lösung initiiert, die zunächst bis Ende Mai 2025 gelten soll.
Leibniz Gymnasium in Kreuzberg: Anwohnende zwischen Zustimmung und Kritik
Für die Nachbarschaft bedeutet die Maßnahme Einschränkungen. Sie müssen ihre Fahrzeuge vor Schulbeginn umstellen und sich auf Lärmbelästigungen während der Schulpause einstellen. Der stellvertretende Schulleiter des Leibniz-Gymnasiums habe sich verständnisvoll geäußert und betont, man wisse, dass die Maßnahme Unannehmlichkeiten mit sich bringe, doch sei es wichtig, den Kindern ausreichend Platz zu bieten. Die betroffenen Anwohnenden seien im Vorfeld per Aushang informiert worden.
Die temporäre Spielstraße stößt jedoch auch auf positive Resonanz. Ragnhild Sørensen von der Initiative Changing Cities lobte den unkonventionellen und mutigen Ansatz. Es sei selten, dass Kindern im öffentlichen Raum Platz zugesprochen würde. Die Bezirksverwaltung betonte ebenfalls, dass temporäre Straßensperrungen wie diese nicht nur die Verkehrssicherheit erhöhen, sondern auch die Aufenthaltsqualität für Kinder verbessern könnten.
Temporäre Spielstraße vor Schulgebäude: Ein Modell mit Vorbildcharakter?
Die Idee einer Schulstraße ist in Berlin noch relativ neu. Bisher gibt es nur vereinzelte Beispiele, darunter die Singerstraße in Mitte, die dauerhaft zur Schulstraße erklärt wurde, und die Pfalzburger Straße in Charlottenburg, die zeitweise für den Autoverkehr gesperrt wird. Zudem wurden in anderen Bezirken, wie Pankow, Straßenbereiche temporär für Schulerweiterungen genutzt.
Das Projekt in Kreuzberg könnte also als Vorbild für weitere Schulen in dicht bebauten Stadtgebieten dienen. Bis Ende Mai 2025 bleibt Zeit, die Maßnahme zu evaluieren und mögliche Verbesserungen oder eine dauerhafte Umsetzung zu prüfen.
Quellen: Leibniz Gymnasium Berlin, Architektur Urbanistik Berlin, Der Tagesspiegel, Berliner Morgenpost, Changing Cities, Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg