Der Berliner Senat plant die Neugestaltung des südlichen Humboldthafens in Berlin-Mitte und will damit eine der letzten freien Flächen in Hauptbahnhofsnähe bebauen. Durch die geplante Mischung aus öffentlicher Uferpromenade, Gewerbeflächen, Gastronomie und Dienstleistungsangeboten könnte hier ein lebendiges Stadtquartier am Wasser entstehen.

Im Zuge der Entwicklung des südlichen Hafenbeckens am Hauptbahnhof soll unter anderem eine beidseitig öffentliche Uferpromenade entstehen, so wie es bereits auf der nördlichen Seite des Humboldthafens umgesetzt worden ist. / © Luftbild: FIS-Broker, SenStadt

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© Foto Titelbild: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler

 

Eines der letzten noch unbebauten Areale rund um den Berliner Hauptbahnhof möchte der Berliner Senat in den kommenden Jahren neu gestalten. Dies geht aus einer offiziellen Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen hervor. Ganz konkret geht es dabei um den südlichen Humboldthafen, der bislang – zumindest in Teilen – noch unbebaut ist.

Auf der östlichen Uferseite des südlichen Humboldthafens ist bereits vor mehreren Jahren ein Büro-Neubau entstanden, der westliche Bereich wird bislang eigentlich nur dafür genutzt, Baugeräte und Materialien für den auf der nördlichen Seite laufenden Bau der City-S-Bahn der Deutschen Bahn AG zu lagern.

Berlin Hauptbahnhof: Berliner Senat will südlichen Humboldthafen entwickeln

Dieses Projekt soll aber, nach mehrfacher Verzögerung, nun im Q1 2025 endlich abgeschlossen werden. Im Vorfeld macht sich der Berliner Senat also daran, die Planung des Grundstücks voranzutreiben und will daher den Bebauungsplan II-201da „Humboldthafen Süd“ aufstellen. Derzeit läuft die öffentliche Beteiligung für den Bebauungsplan-Vorschlag.

Noch bis einschließlich 12. November wird der Entwurf des Bebauungsplans im Internet veröffentlicht, zusätzlich werden die Unterlagen auch in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen zur Verfügung gestellt. Das Land Berlin ist Eigentümer des Grundstücks, was die Planbarkeit natürlich erheblich vereinfacht.

Bis zum 12. November läuft die öffentliche Beteiligung zum südlichen Humboldthafen in Moabit

Im Zuge der Entwicklung des südlichen Hafenbeckens soll unter anderem eine beidseitig öffentliche Uferpromenade entstehen, so wie es bereits auf der nördlichen Seite des Humboldthafens umgesetzt worden ist. Zudem soll die westliche Uferseite ebenfalls mit einem Gebäude bebaut werden, so wie die bereits bebaute östliche Seite.

Da das Grundstück laut Bebauungsplan mit einer gemischten Nutzung bebaut werden kann, wären an dieser Stelle sogar Wohnungen möglich, denn Gewerbeflächen sind auf dem Grundstück bereits vorhanden. Im Bebauungsplan ist bislang aber lediglich festgehalten, wie in einem möglichen Neubau das Erdgeschoss genutzt werden soll: „Publikumswirksame Nutzungen in den Erdgeschosszonen sind vorgesehen. Ziel ist eine Nutzung der Wasserlage als Teil des hochverdichteten Stadtquartiers und somit die Steigerung der Erholungsfunktion und eine Vernetzung mit dem Umfeld.

Auf dem Grundstück am Berliner Hauptbahnhof sollen keine Wohnungen realisiert werden

Auf Nachfrage ließ die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung jedoch wissen, dass Wohnungen auf dem Areal wohl nicht realisiert werden sollen: „Das Kerngebiet um den Humboldthafen soll aufgrund seiner besonderen Lage in erster Linie der Unterbringung von Dienstleistungsfunktionen mit ergänzenden Handelsbetrieben und gastronomischen Einrichtungen dienen. Analog zum bereits realisierten Büro- und Geschäftshaus östlich des Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanals soll auch auf der westlichen Seite ein Geschäftsgebäude entstehen.

Aufgrund der Lärm- und Erschütterungsemissionen, die von dem überirdischen Bahnviadukt und der unter dem Baufeld verlaufenden Bahnanlagen ausgehen, verzichtet der Berliner Senat also darauf, an dieser Stelle ein Wohnungsbauprojekt in Angriff zu nehmen. Ob der Berliner Senat zur Entwicklung des Grundstücks mit einem privaten Investor oder einer der landeseigenen Unternehmen zusammenarbeiten wird, geht aus dem Bebauungsplan bislang ebenfalls nicht hervor – beides ist letztlich denkbar.

Eine Bebauung des Grundstücks wird erst ab Mitte der 2030er Jahre möglich sein

Mit der Entwicklung rund um den südlichen Humboldthafen beginnt eine Konzeptentwicklung für die letzte große Freifläche auf der südlichen Seite des Hauptbahnhofs, die eigentlich längst überfällig ist – doch es wird noch einige Zeit dauern, bis tatsächlich mit dem Bau begonnen werden kann. Eine Bebauung des Areals ist erst nach Fertigstellung der City S-Bahn frühestens Mitte bis Ende der 2030er Jahre möglich, so die Senatsverwaltung.

Das Grundstück soll zur dann zur entsprechenden Zeit im Erbbaurecht vergeben werden. Auf der Nordseite des Hafenbeckens immerhin kann man sich schon heute ansehen, wie die Uferpromenade auch im Süden künftig aussehen könnte. Der Umbau des nördlichen Hafenbeckens erfolgte in mehreren Abschnitten seit 2014 und wurde im Sommer 2022 eröffnet. Sechs Millionen Euro kostete die Promenade.

Der Humboldthafen ist das älteste Hafenbecken im Zentrum Berlins

Der Humboldthafen wurde Mitte des 19. Jahrhunderts nach Plänen des Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné errichtet und nach Naturforscher Alexander von Humboldt benannt. Das Becken umfasst eine Wasserfläche von 33.500 Quadratmetern und steht unter Denkmalschutz, vor allem die Uferwände und historischen Kranpodeste.

Der Humboldthafen ist somit das älteste Hafenbecken im Zentrum Berlins. Die Entwicklung der Uferpromenaden in einer so exponierten Lage bietet eigentlich manigfaltige Möglichkeiten, scheiterte in den vergangenen Jahren aber immer wieder an den unterschiedlichen Interessen und Zielen der Projektbeteiligten. Ein Umstand, der sich hoffentlich schnell ändert.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Quellen: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, FIS-Broker, Architektur Urbanistik Berlin, Deutsches Architektur Forum, Deutsche Bahn AG

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2 Comments

  1. Konrad Stuhlmacher 30. Oktober 2024 at 06:13 - Reply

    Interessant. Ich hatte verstanden, dass durch die Kürzung der Bahnhofshalle – entgegen der ursprünglichen Bahnhofsplanung – die unmittelbare Nachbarschaft des Bahnhofs zu laut für Wohnungsbau sei. Ist dies nicht der Fall?

  2. a.tirpitz 30. Oktober 2024 at 10:22 - Reply

    Also das allererste Bild ganz oben hinter der Überschrift mit dem gekürzten Dach löst sofort einen Proportionsunfallallergie bei mir aus. Selbst ein Laie kann jederzeit erkennen, dass da was nicht stimmt. Und so ist es ja auch…nicht nur an diesem Ende. Auf der gegenüberliegenden Seite ist dem Dach ja das gleiche widerfahren. Stellt man sich auf der Spreebogenparkseite auf und nimmt in Ruhe einen Blick oder schaut sich googlemaps-Bilder an (wie hier im Text auch teilweise zu sehen) sieht man sofort den Dachkrüppel in voller Blüte nebst seinen nackten Bahnsteigen…..Dem größten Hartmut M. von der Welt sei Dank! Wäre er doch bloß Ingenieur geblieben. (Und es war nicht seine letzte „große Tat“ in Berlin)… Wie auch immer, der alte Gerkan wird bis heute ob dieser Sache keine Ruhe in seinem Grab gefunden haben, auch wenn er zu Lebzeiten gutes Schmerzensgeld bekam. Man kann nur hoffen, dass es eines Tages einen bei der Bahn gibt, der ein klitzekleines bisschen ein architektonisches Sendungsbewußtsein verspürt und die Sache korrigiert.

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