Im Süden des Bezirks Tempelhof-Schöneberg entwickelt das Unternehmen UTB Projektmanagement ein nachhaltiges Wohn- und Gewerbequartier rund um die historische Alte Mälzerei im Ortsteil Lichtenrade. Dabei entstehen unter anderem 202 neue Mietwohnungen. Die ersten Mieterinnen und Mieter sind bereits eingezogen, das Projekt steht kurz vor der Fertigstellung.
© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler
Am Dienstag berichteten wir über ein Wohnungsbauprojekt, welches im Bezirk Tempelhof-Schöneberg entstehen soll, das künftige Quartier „Marienhöfe“. Dieses soll unweit des S-Bahnhofs Attilastraße realisiert werden und neben Gewerbeflächen auch insgesamt 770 neue Wohnungen auf den angespannten Berliner Wohnungsmarkt werfen. Bislang gibt es dieses Projekt aber nur auf dem Reißbrett, die tatsächliche Bauphase steht noch aus, und die derzeitige Immobilienkrise macht den Startzeitpunkt unsicher.
Deutlich weiter südlich, im Ortsteil Lichtenrade, ist man da bereits deutlich weiter. Denn unweit des S-Bahnhofs Lichtenrade wächst dort seit Jahren das „Lichtenrader Quartier“. Bevor der Wohnungsbau begann, wurde die historische Alte Mälzerei vom Unternehmen UTB Projektmanagement GmbH modernisiert und mit einem neuen, innovativen Nutzungskonzept versehen. Im Herbst 2020 wurden die Bauarbeiten abgeschlossen. Gewerbeflächen sind hier entstanden, auch der Bezirk hat großräumige Flächen im Gebäude für eine Stadtteilbibliothek, Volkshochschule, Musikschule, Kindermuseum und Suppenküche angemietet.
Wohnungsbau: Im Juli 2022 war Baustart für das Quartier „Lichtenrader Revier“
Ziel des Projektentwicklers war und ist es, die Alte Mälzerei und ihre Umgebung zu einem kulturellen Ort der Begegnung und des Miteinanders zu entwickeln. Im Juli 2022 war dann schließlich Baustart für ein seit mehreren Jahren geplantes, weiteres Bauvorhaben rund um die historische Mälzerei. Neben insgesamt 202 Wohnungen sollen in dem neuen Stadtquartier Gemeinschafts- und Multifunktionsräume, ein Schwimmbad, eine Kita, ein Marktplatz, ein Biomarkt, Gastronomieflächen, ein Mobility Hub und weitere Flächen für Freizeit sowie ein Stadtplatz entstehen.
Auch eine Sauna auf dem Gelände ist geplant. Ein Großteil der Gebäude ist mittlerweile fertiggestellt oder steht kurz vor dem Abschluss, und man kann sich schon sehr gut vorstellen, wie das künftige Quartier sich in die bestehende Umgebung einfügen wird. Schon heute ist durch die vielseitig genutzte Alte Mälzerei viel Bewegung auf dem Areal.
Eine Mischung aus Wohnen, Freizeit und Gewerbe soll das Quartier in Lichtenrade beleben
Rund um die Alte Mälzerei soll somit eine gesunde Mischung aus Wohn-, Freizeit- und Gewerbeflächen angesiedelt werden, um den Bewohnern des Kiezes einen kulturellen und gesellschaftlichen Anziehungspunkt und einen Ort der Begegnung anbieten zu können – das funktioniert sehr gut sichtbar bereits heute. Die Alte Mälzerei ist zu einem attraktiven Anziehungspunkt in Lichtenrade geworden.
Die 202 Wohnungen werden als Mietwohnungen vertrieben. 78 dieser Wohnungen sollen mietpreis- und belegungsgebunden mit einer Nettokaltmiete ab 6,50 Euro im Monat angeboten werden. Die Mieten der frei finanzierten Wohnungen werden zwischen 7,92 Euro und 14,50 Euro betragen. Ein Teil der neuen Wohnungen wurde bereits fertiggestellt, die ersten Mieterinnen und Mieter sind bereits eingezogen.
Thomas Bestgen, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von UTB, äußerte sich schon vor dem Baustart wie folgt zum zukünftigen Mietkonzept: “Als Eigentümer und Projektentwickler wollen wir in der Vermietung mit dem Lichtenrader Revier bewusst andere Wege gehen. Wir haben uns neben den öffentlich geförderten Wohnungen zusätzlich und freiwillig gestaffelte Mietengrenzen auferlegt. Diese schließen die Lücke zwischen den öffentlich geförderten und frei finanzierten Mieten und berücksichtigen damit unterschiedliche Einkommen. (…)”
Alte Mälzerei in Lichtenrade: Errichtung Ende des 19. Jahrhunderts
Am Ende des 19. Jahrhunderts, als die Nachfrage nach Bier stark anstieg, ließ Max Fincke, Generaldirektor der Schloßbrauerei Schöneberg A.G., außerhalb der dicht besiedelten Stadt Schöneberg eine moderne Mälzerei errichten. Die Anlage entstand zwischen 1897 und 1898 und setzte erstmals auf das innovative pneumatische Verfahren von Josef Nikolaus Galland, um Malz effizienter herzustellen. Täglich erreichten 28 Güterwagen mit Braugerste die Mälzerei, die jährlich 60.000 Zentner Malz produzierte.
Nach dem Ersten Weltkrieg lohnte sich der Weiterbetrieb der Mälzerei aufgrund der Getreiderationierung nicht mehr, und das Hauptgebäude wurde an einen Lagerbetrieb vermietet. Die Nebengebäude wurden abgerissen, und 1933 nutzte die Wehrmacht das Hauptgebäude als Lebensmittellager. Während des Kalten Krieges diente es der West-Berliner Senatsreserve, bevor es weiterhin als Lagerhaus genutzt wurde. Seit 1984 steht das historische Gebäude unter Denkmalschutz und erinnert an die industrielle Braugeschichte Berlins – und erlebt seit 2020 eine neue Blüte.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
Quellen: UTB Projektmanagement GmbH, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, Wikipedia, Architektur Urbanistik Berlin