Der Erweiterungsbau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses in Berlin-Mitte steht nach über 14 Jahren Bauzeit, zahlreichen Verzögerungen und massiven Kostensteigerungen nun kurz vor der Fertigstellung. Erste Teilbereiche wurden bereits übergeben, die endgültige Nutzung ist ab 2026 vorgesehen.

Der Ursprungsbau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses wurde 2003 eröffnet und von Stephan Braunfels entworfen. Mit dem Erweiterungsbau vollendet er nun das „Band des Bundes“ und verbindet die Regierungsbauten beidseits der Spree architektonisch zwischen Ost und West. / © Foto: Wikimedia Commons, Leonhard Lenz, CC0

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Nach jahrelanger Verzögerung nähert sich der Erweiterungsbau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses in Berlin-Mitte seiner Fertigstellung. Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) teilte auf Anfrage von ENTWICKLUNGSSTADT mit, dass die baulichen Arbeiten weitgehend abgeschlossen seien. Derzeit laufe die technische Inbetriebnahme. Erste Teilbereiche, darunter das neue „Forum Kunst im Bundestag“ wurden bereits an die Bundestagsverwaltung übergeben. Die übrigen Gebäudeteile sollen nach erfolgten Prüfungen schrittweise folgen.

Die Arbeiten am Erweiterungsbau begannen im Jahr 2010. Ursprünglich war eine Fertigstellung binnen vier Jahren geplant. Doch Baumängel, darunter eine undichte Bodenplatte sowie geänderte gesetzliche Anforderungen an die Gebäudetechnik, führten zu mehrfachen Planänderungen und Verzögerungen.

Architektonischer Abschluss des Bandes des Bundes: Erweiterungsbau mit Rundturm und 44.000 Quadratmetern Fläche

Der Erweiterungsbau umfasst insgesamt sechs oberirdische Geschosse und fällt insbesondere durch seinen kuppelförmigen Rundturm auf, der sich deutlich vom übrigen Ensemble abhebt. Mit einer Bruttogrundfläche von über 44.000 Quadratmetern setzt der Bau die architektonische Linie des ursprünglichen Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses fort und schließt das „Band des Bundes“ an dessen östlichem Ende entlang der Luisenstraße baulich ab.

Um Platz für das neue Gebäude zu schaffen, wurden bereits zu Baubeginn im Jahr 2010 mehrere Plattenbauten aus DDR-Zeiten abgerissen. Die Erschließung erfolgt künftig über eine große Freitreppe an der Ecke Luisenstraße/Schiffbauerdamm.

330 Abgeordnetenbüros und das Forum Kunst: Der Erweiterungsbau verbindet Politik und Kultur

Im Erweiterungsbau sind 330 neue Büros für Abgeordnete, Besprechungsräume sowie eine Kantine vorgesehen. Darüber hinaus beherbergt das Gebäude das neue „Forum Kunst im Bundestag“. Dieses wurde am 21. Mai 2025 mit einer Ausstellung zum 75. Jahrestag des Grundgesetzes eröffnet. Die Schau vereint 19 künstlerische Positionen zu den Grundrechten, ergänzt durch ein Projekt mit Jugendlichen zu Freiheit und Würde.

Auch das benachbarte Mauer-Mahnmal wird in das Ausstellungskonzept eingebunden. Bis Oktober 2025 zeigt es die Fotoinstallation „Texas Box“ von Harald Hauswald.

Von 190 auf 429 Millionen Euro: Wie sich die Baukosten für das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus vervielfachten

Die Baukosten für das Projekt sind im Laufe der Jahre deutlich gestiegen. Während ursprünglich mit 190 Millionen Euro gerechnet wurde, belaufen sich die haushaltsmäßig anerkannten Kosten mittlerweile auf rund 429 Millionen Euro (Stand: Dezember 2024). Allein in den vergangenen zwei Jahren erhöhte sich die Summe laut Spiegel nochmals um 30 Millionen Euro, unter anderem wegen gestiegener Materialpreise.

Zwischenzeitlich war sogar ein Abriss des Baus im Gespräch. Stattdessen wurden die Mängel behoben und der Bau fortgeführt. Bereits 2012 hatte es erste Hinweise auf Baufehler gegeben, die eine Reihe weiterer Verzögerungen nach sich zogen.

Architektonische Vollendung des Bandes des Bundes: Erweiterungsbau als symbolische Brücke zwischen Ost und West

Der Erweiterungsbau vervollständigt das sogenannte „Band des Bundes“, das Regierungsgebäude beidseits der Spree städtebaulich miteinander verbindet. Bereits der Ursprungsbau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses wurde vom Architekten Stephan Braunfels geplant, ebenso wie die Erweiterung. Die Idee: eine bauliche Brücke zwischen Ost und West im wiedervereinigten Berlin.

Nebenan entstanden in den vergangenen Jahren in modularer Holzbauweise bereits 400 Büroeinheiten, die 2022 bezogen wurden. Sie dienten als Übergangslösung für den wachsenden Platzbedarf im Bundestag. Mit der baldigen Fertigstellung des Erweiterungsbaus könnte nun auch das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus seinen ursprünglich geplanten Abschluss finden.

Quellen: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Deutscher Bundestag, Spiegel