Mit dem „Masterplan Magistralen 2040+“, einem strategischen Rahmen für die langfristige Entwicklung von Ein- und Ausfallstraßen, verfolgt Hamburg eine ambitionierte städtebauliche Strategie. Zwölf große Ein- und Ausfallstraßen sollen zu lebenswerten, klimaangepassten und gemischt genutzten Stadträumen entwickelt werden.

„Visitenkarte für Hamburg“: Die Umgestaltung der Grindelallee im Zuge des U5-Baus soll Raum für Grün, breite Rad- und Gehwege schaffen – und die belebte Straße zu einem lebendigen, grünen Zentrum für alle machen, die hier lernen, arbeiten, flanieren oder unterwegs sind. / © Wikimedia Commons, GeorgHH, CC BY-SA 3.0
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Hamburg hat als erste deutsche Stadt einen umfassenden Plan zur Umgestaltung ihrer Hauptverkehrsstraßen vorgelegt. Unter dem Titel „Masterplan Magistralen 2040+“ sollen bislang vom Autoverkehr dominierte Stadträume zu lebendigen, gemischtgenutzten Quartieren mit hoher Aufenthaltsqualität werden.
Die Strategie bezieht sich auf zwölf zentrale Magistralen mit einer Gesamtlänge von 160 Kilometern, an denen über eine halbe Million Menschen leben. Ziel ist es, diese Straßen nicht nur funktional, sondern auch städtebaulich aufzuwerten und für eine wachsende Stadtgesellschaft zukunftsfähig zu gestalten.
Magistralen als Zukunftsräume: Neue Leitbilder für urbane Lebensadern in Hamburg
Zentraler Ausgangspunkt des Masterplans ist die Erkenntnis, dass die Magistralen über ihre verkehrliche Funktion hinaus bedeutendes Entwicklungspotenzial bieten. Die Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein bezeichnete sie als „Lebensadern der Stadt“ und betonte deren Rolle für Wohnen, Arbeiten, Mobilität und Klimaschutz.
Ausgangspunkt für den Masterplan war das 2019 durchgeführte Internationale Bauforum. In dieser groß angelegten Planungswerkstatt entwickelten damals Fachleute aus Architektur, Verkehrsplanung und Landschaftsarchitektur innovative Ideen für die zukünftige Gestaltung der Magistralenräume.
Zwölf Magistralen, neun Raumtypen, zehn Modellräume: Das sind die Potenziale der Umgestaltung
Die Analyse der Magistralen ergab eine Vielzahl an räumlichen und funktionalen Ausprägungen, die in neun sogenannte Raumtypen zusammengefasst wurden – vom „Stadtboulevard“ bis zur „heterogenen suburbanen Gewerbemeile“. Für jeden Typus wurden Zielbilder für das Jahr 2040+ entwickelt, die konkrete Handlungsempfehlungen enthalten.
Zudem wurden zehn Modellräume definiert, in denen die erarbeiteten Strategien vertieft getestet werden sollen. Der Eimsbütteler Marktplatz etwa steht exemplarisch für die Herausforderung, einen reinen Transitraum in einen attraktiven Stadtraum mit Aufenthaltsqualität zu verwandeln.
Mehr Rad-und Gehwege in Hamburg: Klimaanpassung, Mobilitätswende und soziale Integration stehen im Fokus
Neben der baulichen Umgestaltung geht es im Masterplan auch um übergeordnete Ziele wie Klimaanpassung, Mobilitätswende und soziale Gerechtigkeit. Breitere Rad- und Gehwege, mehr Grünflächen, reduzierte Fahrbahnbreiten und multifunktionale Flächennutzung sollen die Lebensqualität entlang der Magistralen deutlich erhöhen.
Beispielhaft dafür steht der Raumtyp „Stadtboulevard“, wie ihn etwa die Grindelallee verkörpert. Durch eine neue Straßenraumordnung mit begrünten Fassaden, urbaner Nutzungsmischung und verbesserter Fußgängerfreundlichkeit soll sie zur „Visitenkarte der Stadt“ werden.
Langfristige Perspektive mit vielen Beteiligten: Erste Veränderungen in Hamburg bereits in Vorbereitung
Dabei ist der Masterplan kein Maßnahmenkatalog zur sofortigen Umsetzung, sondern eine strategische Richtschnur für die langfristige Stadtentwicklung Hamburgs. Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen betont, dass die Umsetzung nur in enger Kooperation mit den Bezirken und weiteren Fachbehörden gelingen kann.
Gleichzeitig wird deutlich, dass erste Veränderungen bereits in Vorbereitung sind. In vielen Bezirken existieren bereits Rahmenpläne oder Bebauungspläne für einzelne Magistralenabschnitte. Auch großmaßstäbliche Infrastrukturprojekte wie der Bau der U5 oder die Verlegung des Fernbahnhofs Altona fließen in die Planungen ein.
Masterplan Magistralen 2040+: Kritik am Tempo und Erwartungen an die Umsetzung
Während die Fachwelt den Masterplan als mutiges Planungsinstrument würdigt, wird von politischer Seite auch Kritik laut. Vertreterinnen und Vertreter der CDU fordern schneller umsetzbare Maßnahmen zur Schaffung von Wohnraum. Die Linke moniert unzureichende Maßnahmen gegen den Verkehrslärm, während der BUND mehr Mut zur echten Verkehrswende einfordert.
Die Projektverantwortlichen sehen im Masterplan dennoch eine große Chance: Er soll als Impulsgeber für eine ganzheitliche Stadtentwicklung wirken und Hamburgs Magistralen schrittweise zu lebenswerten Räumen transformieren – als Orte des Wohnens, Arbeitens und nachhaltigen Stadtlebens.
Quellen: competitionline.com, hamburg.de: Masterplan Magistralen 2040+, NDR