Die Victoriahöfe in Berlin-Kreuzberg, ein imposantes Gebäude aus der Gründerzeit, erleben eine umfassende Sanierung, die sowohl den Erhalt des historischen Erbes als auch die Integration moderner Architektur umfasst. Der ursprüngliche Bau, der von 1893 bis 1913 erbaut wurde, gehört zu den bedeutendsten Baudenkmälern Berlins. Mittlerweile steht der Umbau kurz vor dem Abschluss, das ursprüngliche Nutzungskonzept wurde allerdings noch einmal überarbeitet.

Die Victoriahöfe in der Lindenstraße 20–25 wurden im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und blieben lange ungenutzt. In den letzten Jahren schreitet die Revitalisierung voran und ein neues Nutzungskonzept nimmt Gestalt an./ © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT
Der Gebäudekomplex der heutigen Victoriahöfe in der Kreuzberger Lindenstraße erstreckte sich ursprünglich über zwölf Höfe, von denen heute noch drei erhalten sind. Diese Höfe bilden auch heute noch das zentrale Element des denkmalgerechten Umbaus, der nach mehreren Jahren mittlerweile kurz vor dem Abschluss steht. Große Teil der historischen Fassade sind mittlerweile wieder sichtbar geworden.
Die Sanierungsarbeiten stellten für die Projektverantwortlichen durchaus eine Herausforderung dar, da sie sowohl historische Elemente bewahren als auch den modernen Anforderungen an Energieeffizienz und Technik gerecht werden mussten. Auftraggeber des Projekts ist die Cresco Capital Victoriahöfe Berlin, S.à r.l., während die Architektur von GBP Architekten, Berlin, verantwortet wird.
Victoriahöfe in Kreuzberg: Denkmalgerechte Sanierung und Integration moderner Technik
Das historische Gebäude unweit des Jüdischen Museums zu sanieren erwies sich als anspruchsvolles Projekt, dass den Anforderungen des Denkmalschutzes entsprechen musste, während gleichzeitig moderne Gebäude- und Klimatechnik integriert werden mussten. Besonders die Aufstockung des Gebäudes um ein fünftes Obergeschoss stellte eine große Herausforderung dar. Diese Maßnahme erforderte umfangreiche statische Anpassungen, um die strukturelle Integrität zu gewährleisten.
Darüber hinaus mussten die Fassaden und Stuckelemente des Gebäudes mit äußerster Sorgfalt restauriert werden. Die Verbindung von alter Bausubstanz mit moderner Technik wird letztlich durch die Zusammenarbeit zwischen Architekten, Tragwerksplanern und Fachhandwerkern möglich.
Ein zentrales Anliegen bei der Sanierung war die Erneuerung der Fenster. Die ursprünglichen Kastenholzfenster wurden durch schallisolierte Fenster ersetzt, um die Energieeffizienz des Gebäudes zu steigern und gleichzeitig den Lärm des innerstädtischen Umfelds zu reduzieren. Dies ist besonders wichtig, da sich die Victoriahöfe in einer der verkehrsreichsten Gegenden Berlins befinden. Auch die technischen Raffinessen wie die große Uhr an der hinteren Fassade wurden ausgebaut, geschützt und werden nach Abschluss der Arbeiten wieder an ihren angestammten Platz zurückkehren.
Lindenstraße in Kreuzberg: Wiederbelebung historischer Details, die als Zeitzeugen der Geschichte dienen
Besondere Aufmerksamkeit wurde auf die Restaurierung der Fassade und der historischen Details gelegt. Die Natursteinfassade des Hauptgebäudes wurde über 130 Meter lang restauriert, wobei jedes demontierte Element nummeriert und später wieder an seinen ursprünglichen Platz montiert wurde. Dieser akribische Prozess gewährleistet, dass auch Spuren des Krieges, die als Zeitzeugen der Geschichte erhalten bleiben, nicht verloren gehen.
Ein weiteres Highlight der Sanierung ist die neue Kuppel, die den Haupteingang ziert. Mit einer Spannweite von etwa 20 Metern bildet sie einen markanten architektonischen Akzent und wird durch innovative Bautechniken sicher in das bestehende Gebäude integriert. Die Kuppel wurde so konstruiert, dass die Lasten optimal verteilt werden, ohne die historische Struktur zu belasten.
Die Zukunft der Victoriahöfe: Moderne Büroräume statt Hotelnutzung
Nach der geplanten Fertigstellung bleiben die Victoriahöfe als historisches Wahrzeichen Berlins erhalten und werden zugleich zu einem modernen Standort für Büro- und Verwaltungsnutzung. Ursprünglich war ein Mischkonzept vorgesehen, das auch eine Hotelnutzung einschloss, doch inzwischen konzentriert sich der Umbau ausschließlich auf Büro- und Verwaltungsflächen.
Die Sanierung kombiniert denkmalgeschützte Architektur mit modernen Anforderungen und wertet das Gebäude funktional auf, ohne seinen historischen Charakter zu beeinträchtigen. Das Sanierungsprojekt setzt dabei auf eine harmonische Verbindung von Tradition und Innovation. Durch den Einsatz nachhaltiger Technologien und energieeffizienter Maßnahmen soll das revitalisierte Gebäude den Standards in Denkmalschutz und moderner Bauweise entsprechen. Das bisherige Resultat kann sich, unabhängig von der zukünftigen Nutzung, durchaus sehen lassen.
Victoriahöfe: Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und jahrelanger Leerstand
Das Gebäude im neobarocken Stil wurde in den Jahren 1893 bis 1913 als Zentrale der Victoria Versicherungsgesellschaft in der südlichen Friedrichstadt erbaut. Architekt war der 1857 in Köln geborene Wilhelm Walther, der als Regierungsrat zu den wichtigsten Architekten des wilhelminischen Berlins zählt.
Ursprünglich umfasste der Bau nach mehreren Erweiterungen (bis zu seiner endgültigen Fertigstellung im Jahr 1913) zwölf Höfe und erstreckte sich in den Block hinein von der Lindenstraße bis zur Alten Jakobstraße.
Von einstmals zwölf Höfen sind heute nur noch drei erhalten
1945 wurde das Ensemble durch einen Luftangriff der Alliierten stark beschädigt. Bis auf eine kurzzeitige Nutzung in den 1950er Jahren stand das Gebäude jahrzehntelang leer.
Nach dem Mauerbau waren unterschiedliche Institutionen im Gebäude ansässig, darunter befanden sich eine Medienhochschule, der Landesverband der Partei Bündnis 90/Die Grünen oder die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. Die Zukunft des Gebäudes wird aller Voraussicht nach ebenfalls wieder eine rein gewerbliche sein.
Quellen: tga-praxis.de, BG Bau Portal, GBP Architekten, Cresco Capital Victoriahöfe Berlin