Im Berliner Tiergarten wurde die denkmalgeschützte Löwenbrücke nach umfangreicher Sanierung wieder freigegeben. Das historische Bauwerk verbindet technische Innovation des 19. Jahrhunderts mit den Anforderungen an moderne Denkmalpflege und städtische Infrastruktur.

Der Zustand der Brücke zuvor: Die Löwenfiguren sind das zentrale Gestaltungsmerkmal der Löwenbrücke im Berliner Tiergarten. Bei der jüngsten denkmalgerechten Erneuerung blieb ihr historischer Originalzustand erhalten, während die Brückenkonstruktion vollständig überarbeitet wurde, um heutigen Anforderungen an Sicherheit und Dauerhaftigkeit gerecht zu werden. / © Foto: Wikimedia Commons, Ulli 2mecs, CC BY-SA 4.0

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Am Donnerstag gaben Senatorin Ute Bonde und Landeskonservator Christoph Rauhut die denkmalgerecht erneuerte Löwenbrücke im Tiergarten für den Verkehr frei. Nach dem Abschluss der Bauarbeiten können Fußgängerinnen und Fußgänger die 1838 errichtete Brücke nun wieder nutzen.

Während der Freigabe betonte Bonde die besondere Bedeutung des Bauwerks für den städtischen Raum. Die Brücke verbinde nicht nur zwei Ufer, sondern auch technische Tradition mit moderner Baukultur. Auch Rauhut hob den Stellenwert der Brücke hervor. Er erinnerte an ihre Entstehung im 19. Jahrhundert, als Ingenieurbau, Bildhauerei und Landschaftsarchitektur auf neuartige Weise zusammenwirkten.

Historischer Ursprung der Löwenbrücke: Entwurf von 1838 als Teil der Umgestaltung des Tiergartens

Die Löwenbrücke entstand nach einem Entwurf von Ludwig Ferdinand Hesse, im Rahmen der großflächigen Umgestaltung des Berliner Tiergartens durch den Gartenarchitekten Peter Joseph Lenné. Um das damals sumpfige Gelände zu entwässern, wurden künstliche Wasserläufe angelegt. Um diese zu queren, ließ man mehrere Brücken bauen, darunter die Löwenbrücke.

Ludwig Ferdinand Hesse entwarf sie als Hängeseilbrücke. Ihr auffälligstes Merkmal bilden vier gusseiserne Löwenfiguren. In deren Mäulern verlaufen die Tragseile, die das Brückendeck tragen. Diese Figuren sind bis heute im Original erhalten. Damit ist die Löwenbrücke nicht nur das älteste Beispiel ihrer Art in Berlin, sondern auch ein frühes Zeugnis ingenieurtechnischer Gestaltung im öffentlichen Raum.

Konstruktive Mängel und Verfall: Wiederholte Rückbauten aufgrund von Witterungsschäden

Seit ihrer Entstehung war die Brücke wiederholt von Schäden betroffen. Bereits im 20. Jahrhundert musste die Holzkonstruktion mehrfach überarbeitet werden. Während des Zweiten Weltkriegs erlitt sie starke Zerstörungen. Der Wiederaufbau orientierte sich zwar am historischen Vorbild, doch auch diese Konstruktion zeigte früh Materialschäden.

Im Jahr 2014 entfernte man den hölzernen Überbau erneut, weil die Verwitterung die Tragfähigkeit beeinträchtigte. Eine Bauwerksprüfung im Jahr 2023 ergab, dass sich der Zustand weiter verschlechtert hatte. In der Folge entschied sich die Senatsverwaltung für einen vollständigen Ersatzneubau in denkmalgerechter Ausführung.

Tragwerksplanung mit historischem Bezug: Neues Tragwerk kombiniert Holzfachwerk mit moderner Seiltechnik

Die Planung übernahm das Ingenieurbüro schlaich bergermann partner. Ziel war es, dem historischen Erscheinungsbild möglichst treu zu bleiben, dabei aber die konstruktiven Schwächen früherer Versionen zu vermeiden. Als Tragwerk wählte man einen steifen Holzfachwerktrog. Diese Bauweise verteilt die Lasten gleichmäßig und erlaubt eine bessere Reaktion auf einseitige Nutzung.

Die Brücke misst 26,8 Meter in der Länge und überspannt mit einer Hauptspannweite von 17,6 Metern einen Teil des Neuen Sees. Ihre Breite beträgt zwei Meter. Die Tragseile bestehen aus verzinkten Spiralseilen. Da die Widerlager an den Ufern nicht verändert wurden, musste die Konstruktion exakt an die bestehenden Bedingungen angepasst werden.

Funktionalität und Denkmalwert vereint: Löwenbrücke bleibt Teil der Parkinfrastruktur im Tiergarten

Die Kosten für den Neubau lagen bei rund 2,6 Millionen Euro. Finanziert wurde das Projekt durch die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt. Dabei legten die Verantwortlichen Wert darauf, die Anforderungen der Denkmalpflege mit den funktionalen Bedürfnissen des Parkraums zu verbinden.

Die Löwenbrücke bleibt ausschließlich dem Fußverkehr vorbehalten. Sie ergänzt das Wegesystem im Tiergarten und übernimmt weiterhin eine wichtige Rolle in der Naherholung im Zentrum Berlins. Darüber hinaus bewahrt sie ein Beispiel technikgeschichtlicher Baukultur, das eng mit der Stadtentwicklung des 19. Jahrhunderts verbunden ist.

Löwenbrücke, Berlin, Tiergarten, Eröffnung

Verkehrssenatorin Ute Bonde und Landeskonservator Christoph Rauhut bei der Wiedereröffnung der rekonstruierten Brücke im Tiergarten. / © Foto: Bezirksamt Mitte

Löwenbrücke, Berlin, Tiergarten, Eröffnung

© Foto: Bezirksamt Mitte

Quellen: Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Schlaich bergermann partner

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2 Kommentare

  1. Andak Of 4. Juli 2025 at 07:33 - Reply

    SBP macht offensichtlich auch im Kleinen feine Statik… Wie auch immer, da hat der Tiergarten wieder ein Kleinod zurück….Man braucht nicht viel Fantasie, um zu ahnen, welche Spezies jetzt umgehend darüber herfallen wird. Es bräuchte nur kleine temporäre Web-Cams und eine Graffiti-Task Force… Leider wird es keiner tun.

    • Andak Of 4. Juli 2025 at 07:37 - Reply

      Ich werde mir das gute Stück gleich mal anschauen, solange es noch so aussieht.

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