Zwei neue Brunnen, mehr Bäume und großzügige Grünflächen sollen die Freiräume rund um das Humboldt Forum in Berlin-Mitte zum klimagerechten Stadtraum verwandeln – gewissermaßen nachträglich. Gleich drei Umbauprojekte werden die Flächen am rekonstruierten Stadtschloss in den kommenden Jahren neu definieren und mehr Grün an den riesigen Kulturbau bringen. Ein Bauvorhaben läuft bereits, zwei weitere sollen in 2025 starten.

Auf dem Schlossplatz vor dem Humboldt Forum sollen in den kommenden Jahren mehrere Baumgruppen und ein neuer Brunnen realisiert werden. Zudem soll die bestehende Straße zur Fußgängerzone umgewidmet werden. Es ist nur eines von drei Projekten, die mehr Grün rund um das rekonstruierte Stadtschloss bringen sollen. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
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© Visualisierung Titelbild: bbz Landschaftsarchitekten
Nicht erst seit dem erfolgreich abgeschlossenen Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses in Form des Humboldt Forums wird über eine mögliche Rückführung des Neptunbrunnens an seinen historischen Standort diskutiert. Der Berliner Senat hatte in den vergangenen Jahren jedoch konstant andere Pläne verfolgt. Im Zuge der Planung für die „Rathausforum“ genannte Fläche in Mitte war festgelegt worden, dass der Neptunbrunnen an seinem jetzigen Standort vor dem Roten Rathaus verbleiben solle.
Am Humboldt Forum hingegen soll ein neuer, moderner Brunnen errichtet werden. Ziel ist es, die derzeit vollständig versiegelte Fläche, die vor allem in den Sommermonaten große Hitze erzeugt, baulich weiterzuentwickeln. Die nachträgliche Begrünung des Schloßplatzes ist eines von drei Projekten, die in den kommenden Jahren mehr Grün um den Kulturbau mit seinen historischen Fassaden bringen sollen.
Humboldt Forum: Südlicher Schloßplatz soll klimagerecht umgestaltet werden
Neben dem Neubau eines Brunnens sollen auf dem Schloßplatz auch zusätzliche Bepflanzungen entstehen, um den Platz attraktiver zu machen und die Aufenthaltsqualität zu steigern. Der Neptunbrunnen selbst, der mittlerweile stark sanierungsbedürftig ist, wird also nicht an seinen ursprünglichen Standort zurückkehren.
Aus den bisher nur vage formulierten Plänen zur Umgestaltung des Platzes ist nun ein konkretes Projekt geworden, welches im Rahmen einer AIV-Veranstaltung im September 2024 vorgestellt worden war.
Mehr Bäume und mehr Sitzgelegenheiten sollen auf dem Berliner Schlossplatz realisiert werden
Seit November 2023 hatte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen in Zusammenarbeit mit der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss sowie dem Bezirksamt Mitte, unter Einbeziehung der European School of Management and Technology (ESMT) und der Hochschule für Musik Hanns Eisler, eine Machbarkeitsstudie zum klimagerechten Umbau des Freiraums an der Südseite des Humboldt Forums durchgeführt.
Die European School of Management und die Musikhochschule Hanns Eisler grenzen südlich an den Schlossplatz, lediglich getrennt durch eine Verbindungsstraße, die um den Schloßplatz herumführt und über die Rathausbrücke in Richtung Nikolaiviertel und Alexanderplatz führt – jedenfalls tut sich das noch heute.
Nach der Fertigstellung des Humboldt Forums stand der vollständig versiegelte Schlossplatz in der Kritik
Erst vor kurzem wurde die Studie mit einem gemeinsam erzielten Ergebnis erfolgreich abgeschlossen, wie die Senatsverwaltung mitteilte. „Seit dem freiräumlichen Realisierungswettbewerb von 2012/2013 haben sich die Anforderungen an blau-grüne Infrastruktur, an Verschattung und Regenwassernutzung sowie Verdunstungskühle im Freiraum stark verändert. Für die Platzfläche mit den beiden Vorbereichen der Hochschulen wurden deshalb Potenziale für eine klimanagepasste und hitzeresiliente Platzgestaltung zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität für Besuchende und Studierende erarbeitet,“ heißt es in einer offiziellen Pressemitteilung des Senats.
Die vollständig versiegelten Flächen auf der Südseite des Humboldt Forums waren in den vergangenen Jahren häufig kritisch angemerkt worden, da vor allem in den Sommermonaten schattenspendende Elemente fehlten und sich der Asphalt enorm aufheizte. Dies soll nun baulich angepasst werden, und das verhältnismäßig kurzfristig.
Stadtschloss: Ab 2025 sollen 20.000 Quadratmeter Fläche neu gestaltet werden
Die oben erwähnte Machbarkeitsstudie zur klimagerechten Umgestaltung dieses Freiraums umfasst eine Fläche von rund 20.000 Quadratmetern. Davon entfallen etwa 13.000 Quadratmeter auf das Land Berlin und 7.000 Quadratmeter auf die Stiftung Humboldt Forum. Die ursprünglichen Planungen der bbz Landschaftsarchitekten wurden im Zuge der Studie weiterentwickelt, um neue gestalterische Freiräume zu nutzen.
Das Büro hatte bereits 2013 einen Wettbewerb zur Gestaltung der Freiflächen rund um das Humboldt Forum gewonnen, vor allem auf der Nordseite wurden vielfältige Grünflächen und Baumpflanzungen realisiert, auf der zum Lustgarten zugewandten Seite der Schloss-Rekonstruktion. Nun soll auch der südliche Vorplatz deutlich grüner und abwechslungsreicher werden.
Humboldt Forum: Drei Baumreihen sollen in diesem Jahr gepflanzt werden
Geplant ist eine Begrünung des Platzes mit Baumgruppen und Pflanzbereichen, die Schatten spenden und die Biodiversität fördern sollen. Sitzgelegenheiten sollen zudem die Aufenthaltsqualität für die Besucher und Passanten erhöhen. Am Standort des historischen Neptunbrunnens soll die oben erwähnte neue Brunnenanlage entstehen, für deren Gestaltung ein Wettbewerb angestrebt wird.
Der Neubau des Brunnens wird allerdings mit einer Umgestaltung der umliegenden Straßen einhergehen, um die Erreichbarkeit und Barrierefreiheit des gesamten Areals zu verbessern. Das bedeutet, dass nach aktuellem Planungsstand die Straße zwischen Schleusenbrücke und Rathausbrücke komplett umgewidmet werden soll.
Umwidmung von Straßenraum: Der Schlossplatz wird nach Süden erweitert
Um die Fläche homogen und fußgängerfreundlich gestalten zu können, soll die Straße in eine Fußgängerzone umgestaltet werden. Erste Begrünungsmaßnahmen sind bereits für 2025 vorgesehen. Dann wird ein erster Teil der geplanten Baumreihen gepflanzt. Im weiteren Entwicklungsprozess sollen dann der Brunnen-Neubau und die Umwidmung der Umgehungsstraße erfolgen, wodurch die Baumreihen noch einmal vergrößert werden sollen.
Ein externes Beratungsgremium aus Landschaftsarchitekten begleitete den bisherigen Prozess, doch einen Haken gibt es doch: die Finanzierung der Maßnahmen muss noch geklärt werden, da mehrere Projektbeteiligte an der Konzeption und Umsetzung beteiligt sind. Dazu laufen derzeit die Verhandlungen zwischen den Verantwortlichen.
Freitreppe vor dem Eosanderportal: Nachträglich um mehrere Bäume ergänzt
Ein anderes Umgestaltungsprojekt soll ebenfalls in diesem Jahr starten, an der Westseite des Humboldt Forums. Die lange angekündigten Bauarbeiten für die Freitreppe in Berlins historischer Mitte sollen im Spätsommer 2025 beginnen. Nach Angaben von Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) sei Bewegung in das Projekt gekommen; der Baubeginn sei noch für dieses Jahr vorgesehen.
Als Bauherr fungiert im Auftrag der Senatsverwaltung die DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft. Laut Gaebler sei die Ausführungsplanung abgeschlossen, derzeit werde die Vergabe der Bauleistungen vorbereitet. Sichtbare Bautätigkeiten seien ab dem dritten Quartal zu erwarten.
Berlin-Mitte: Freitreppe an der Spree soll bis Juli 2027 fertig werden
Die Baukosten werden auf rund sieben Millionen Euro geschätzt, die Bauzeit auf zwei Jahre. Die 38 Meter breite Freitreppe, die künftig den Schlossplatz mit dem Spreekanal verbinden soll, soll demnach im Juli 2027 fertiggestellt werden.
Neben dem Bau der neuen Treppe sollen auch mehrere Bäume gepflanzt werden, die im ursprünglichen Entwurf noch gar nicht vorgesehen waren, auch ein Fahrstuhl für den barrierefreien Zugang wurde nachträglich ergänzt. Sowohl der Fahrstuhl als auch die Begrünung der Freitreppe hatten schon zu Kostensteigerungen und Planungsverzögerungen geführt.
Freiraumprojekt „Rathausforum“: An der Ostseite des Humboldt Forums entsteht ein weiterer Brunnen
Damit nicht genug; auch an der Ostseite des Gebäudes wird in den kommenden Jahren ein neuer, begrünter Freiraum entstehen. Insgesamt knapp 34 Millionen Euro soll die Umgestaltung des gesamten „Rathausforum“-Geländes kosten, welches zwischen Fernsehturm, Marienkirche, Spree und Rotem Rathaus liegt.
Das Geld wird aus dem Förderprogramm Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW)“ sowie aus Investitionsmitteln des Landes Berlin in das Projekt fließen, für das die Bauarbeiten im Dezember 2024 bereits begonnen haben – begleitet von Protesten.
Projekt „Rathausforum“: Treppenanlage an der Spree soll neues Highlight werden
Die geplante Treppenanlage an der Spree soll zu einem Highlight des neuen Geländes werden. Eine Rampe wird künftig für einen barrierefreien Zugang zum Uferbereich sorgen. Neu gepflanzte Bäume sollen mehr Schatten bieten und gleichzeitig das Mikroklima verbessern. Sitzstufen in der Rasenböschung sollen zum Verweilen einladen, ein Wasserspiel mit Nebelwolken wird am Fuß der Treppe für Abkühlung sorgen.
Neben dem neuen, modernen Brunnen auf dem südlichen Schloßplatz soll hier also eine weitere, modern gestaltete Brunnenanlage entstehen und das Ensemble vor allem in den Sommermonaten kühlend ergänzen. An drei Seiten werden in den kommenden Jahren also ambitionierte Freiraumprojekte umgesetzt, die das Humboldt Forum gewissermaßen mit Verzögerung grüner und klimaverträglicher machen sollen. Auf die bauliche Umsetzung der Vorhaben darf man so oder so sehr gespannt sein.

In zwei Phasen soll der südliche Schlossplatz vor dem Humboldt Forum umgestaltet werden. Dazu gehört der Bau einer neuen Brunnenanlage, die Pflanzung von insgesamt drei Baumreihen und die Umwidmung des bestehenden Straßenraums. Phase 2 zeigt, dass der Straßenraum umgewidmet und der Schlossplatz nach Süden hin vergrößert werden soll. / © Visualisierung: bbz Landschaftsarchitekten

Visualisierung: So soll der nachträglich begrünte Schloßplatz auf der Südseite des Humboldt Forums aussehen – in der letzten Ausbaustufe des Areals. / © Visualisierung: bbz Landschaftsarchitekten

Im Entwurf für die Freitreppe am Humboldt Forum wurden nachträglich noch ein Fahrstuhl und mehrere Bäume ergänzt. So soll die Westseite des Kulturbaus deutlich grüner werden als bisher. / © Visualisierung: bbz Landschaftsarchitekten, Sora Images

Eine barrierefreie Treppenanlage samt Brunnen soll an der Spree gegenüber des Humboldt Forums entstehen, die Bauarbeiten dafür laufen bereits. / © Visualisierung: Grün Berlin GmbH

Weniger Stein, mehr Grün: Bauminseln sollen Schatten spenden, große Flächen des Platzes sollen entsiegelt werden. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Auf der dem Lustgarten zugewandten Nordseite wurden bereits vielfältig gestaltete Grünflächen realisiert, verantwortlich dafür war das Büro bbz Landschaftsarchitekten. Dies soll nun auch die Realisierung der Grünflächen auf dem Schlossplatz im Süden verantworten. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
Quellen: AIV, bbz Landschaftsarchitekten, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Bezirksamt Mitte, Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, European School of Management and Technology (ESMT), Hochschule für Musik Hanns Eisler
Die Proletarisierung und Gagaisierung von Architektur und denen, die den mehrheitlichen Schwachsinn und Banalschrott durchwinkeln, hat 100 Jahren nach dessen Einsetzen nun aller Wahrscheinlichkeit nach die infantile Phase erreicht. Es reicht die Knöpfe „Nachhaltigkeit“, „klimagerecht“ u.ä. zu drücken, um sich ganz wohlig und holy zu fühlen, während man gleichzeitig einfachste stadträumliche und historische Zusammenhânge den Synapsen nicht mehr zumuten will…. Siehe die Brunnenentscheidung: Schlossbrunnen vor dem Fernsehturm belassen und moderne Brunnen vors Schloss. Gerade letztere Anlage hätte dem Turm ein grandioses modernes Wasserspiel in den Garten stellen können. Daß der Neptunbrunnen vors Schloss gehört, geschenkt. Aber würde man 3-jährigen Kindern ein Bilderrätsel bestehend aus Vorkriegszeit und heute zeigen, und es dann fragen, wo er denn wirklich hingehört , ich tippe 90% würden in den richtigen Bildausschnitt zeigen. (Mal davon abgesehen, dass der Rest der Bevölkerung ähnlich reagieren würde). Insofern ist die anfangs erwähnte „infantile Phase“ doch nicht ganz richtig, denn die zeitgenössischen Protagonisten sind irgendwie nicht mal zum Handeln von Dreijährigen in der Lage…. Mir schwant allerdings, dass die „Eliten“ immer noch mit der Schlossreko hadern und es nun aus Rache mit allerhand Skulpturenmist einhausen müssen. (Siehe z.B. Wippe)…. Aber das kennt man schon aus der Politik: Mit aller Brastigkeit gegen das Normale und in diesem Fall gegen das Schöne, egal welche Konsequenzen das hat.
In Teilen mögen Sie ja Recht haben (Neptunbrunnen), aber ich sehe das Glas als halb voll an. Ansonsten kommen Sie ganz schön bissig rüber…