In Frankfurt-Ginnheim ist mit dem Umbau der Platensiedlung eines der größten Nachverdichtungsprojekte Deutschlands abgeschlossen worden. Ohne zusätzliche Flächenversiegelung sind mehr als 680 neue Wohnungen entstanden – ein Modell, das überregional Aufmerksamkeit findet.

Lange Zeit prägten Baugerüste die Platensiedlung in Ginnheim. Nun sind die Arbeiten weitgehend abgeschlossen: Seit 2018 entstanden 681 neue Wohnungen, etwa die Hälfte davon gefördert – das Quartier wuchs von 342 auf über 1.000 Einheiten. / © Foto: Wikimedia Commons, Thomas Kroemer, CC BY-SA 4.0
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© Foto Titelbild: ABG Frankfurt Holding / Jean-Luc Valentin
Mit der Fertigstellung der umfangreichen Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen in der Frankfurter Platensiedlung hat die ABG Frankfurt Holding eines der derzeit größten Projekte für Nachverdichtung und Aufstockung in Deutschland abgeschlossen. Seit Beginn der Arbeiten im Jahr 2018 sind insgesamt 681 neue Wohnungen entstanden – rund die Hälfte davon im Rahmen des geförderten Wohnungsbaus. Die ursprüngliche Zahl der Wohnungen in der Siedlung stieg damit von 342 auf über 1.000 an.
Die neue Platensiedlung bietet nun über 2.000 Menschen ein Zuhause. Das Frankfurter Wohnungsunternehmen investierte rund 180 Millionen Euro in die Umwandlung des ehemals monofunktionalen Quartiers, das einst als Wohnsiedlung für US-Soldaten diente. Die Siedlung liegt im Stadtteil Ginnheim, in unmittelbarer Nähe des Europaturms.
Platensiedlung in Ginnheim: Nachhaltig verdichtet mit Holzmodulen
Ein zentrales Merkmal des Projekts war die modulare Aufstockung bestehender Gebäude. Die Dächer von 19 dreigeschossigen Zeilenbauten wurden zurückgebaut und durch zwei zusätzliche Geschosse ersetzt – in Holzmodulbauweise, realisiert vom Münchner Unternehmen LiWooD. Insgesamt entstanden auf diese Weise 380 neue Wohnungen. Ergänzt wurde das Ensemble durch 15 Neubauten in Form von Brücken-, Tor- und Kopfbauten, die weitere 301 Wohnungen bereitstellen.
Mit der Verdichtung konnte neuer Wohnraum geschaffen werden, ohne zusätzliche Flächen zu versiegeln. Gleichzeitig blieb die ursprüngliche Struktur der Siedlung erhalten. Die Bauarbeiten erfolgten im bewohnten Zustand; alle Mieterinnen und Mieter konnten in ihren Wohnungen bleiben.
Neue Infrastruktur für ein lebendiges Quartier: Diese Maßnahmen wurden umgesetzt
Neben Wohnraum wurde auch neue Infrastruktur geschaffen: Zwei Kindertagesstätten, vier Tiefgaragen, zehn Gewerbeeinheiten sowie ein Quartierstreff wurden errichtet. Die Innenhöfe zwischen den Häuserzeilen sind heute Mietergärten, Spielplätze und Bewegungsflächen – gestaltet in Zusammenarbeit mit den Bewohnerinnen und Bewohnern.
Nach außen wurde die bisher offene Zeilenstruktur durch neue Baukörper mit klarer Bauflucht ersetzt. Entlang der Platenstraße entstanden öffentlich zugängliche Räume mit Läden und Cafés, die zur Belebung des Quartiers beitragen sollen. Das Konzept stammt vom Büro des Frankfurter Architekten Stefan Forster.
Für eine vielfältige Nachbarschaft in Frankfurt: Soziale Mischung als Leitgedanke
Die ABG setzte beim Umbau auf eine sozial gemischte Bewohnerschaft. Etwa die Hälfte der neuen Wohnungen wurde im Rahmen des geförderten Wohnungsbaus realisiert – 20 Prozent als klassische Sozialwohnungen, 30 Prozent über das Mittelstandsprogramm der Stadt. Zusätzlich wurden über 170 Appartements für Studierende geschaffen.
Durch diese Mischung soll eine stabile und vielfältige Nachbarschaft entstehen. Wie Frank Junker, Vorsitzender der ABG-Geschäftsführung, erklärte, blieben die Mieten im Bestand unverändert, und eine im Vorfeld befürchtete Gentrifizierung durch die Baumaßnahmen sei nicht eingetreten.
Kritik während der Bauzeit: Lärm, Dreck und fehlendes Grün in der Platensiedlung
Trotz der heute sichtbaren Erfolge war das Projekt nicht frei von Kritik. Besonders während der langen Bauzeit, die ursprünglich nur drei Jahre betragen sollte, äußerten viele Anwohner Unmut. Zu Hochzeiten seien bis zu 120 Mitarbeitende von Baufirmen gleichzeitig im Einsatz gewesen, heißt es in einer Pressemitteilung.
Bewohnerinnen und Bewohner berichteten von jahrelangem Baulärm, Schmutz und der zeitweisen Abnahme der Lebensqualität. Teilweise standen monatelang Fassadengerüste vor den Gebäuden, Balkone im Erdgeschoss wurden abgebrochen und durch einfache Holzplatten abgesichert. In etwa der Hälfte der betroffenen Wohnungen fehlten lange neue Balkone. Auch begrünte Flächen waren während der Bauzeit über Jahre nicht nutzbar.
Mehr Grün, mehr Rad: Letzte Maßnahmen stehen noch aus, geplante Fertigstellung 2027
Zwar sind die Hochbauarbeiten nun endlich abgeschlossen, doch im Quartier stehen noch letzte Maßnahmen an. Bis 2027 sollen Wege neu angelegt und weitere Bäume gepflanzt werden. Insgesamt werden dann über 1.400 Fahrradabstellplätze zur Verfügung stehen, um den Wunsch vieler Bewohnerinnen und Bewohner zu erfüllen.
Mit dem Projekt zeigt sich, wie urbane Nachverdichtung gelingen kann: sozial verträglich, ressourcenschonend und ohne neue Flächen zu beanspruchen. Auch wenn die Umgestaltung mit Belastungen verbunden war, scheint nun ein lebendiges Stadtquartier entstanden zu sein, das vielen Menschen ein Zuhause bietet – und bald auch wieder mehr Grün.
Quellen: Stadt Frankfurt am Main, ABG Frankfurt Holding, Stefan Forster GmbH, Frankfurter Rundschau