Am Potsdamer Platz eröffnet im Mai „KERB“, eine neue Food Hall mit internationalem Konzept. Doch in einem bereits gastronomisch dichten Umfeld stellt sich die Frage: Braucht Berlin-Mitte wirklich noch einen weiteren Foodcourt?

Der Foodcourt der Mall of Berlin liegt nur wenige Gehminuten von der geplanten KERB-Food Hall im Sony Center entfernt. Das neue Konzept im ehemaligen CineStar IMAX soll zwölf Street-Food-Stände, zwei Bars und eine Dachterrasse umfassen. / © Foto: Wikimedia Commons, Orderinchaos, CC BY-SA 4.0
© Foto Titelbild: Wikimedia Commons, Jorge Láscar from Australia, CC BY 2.0
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Im ehemaligen CineStar IMAX am Potsdamer Platz entsteht derzeit eine neue Food Hall. Das Londoner Unternehmen KERB eröffnet dort im Mai 2025 seinen ersten internationalen Standort und bringt ein gastronomisches Konzept mit, das bereits in Covent Garden, einem Londoner Hot-Spot für Touristen, erfolgreich läuft.
Das neue Angebot setzt auf eine kuratierte Auswahl von zwölf unabhängigen Anbietern, verteilt auf zwei Etagen mit insgesamt rund 2.200 Quadratmetern Fläche. Neben bekannten Street-Food-Konzepten aus Berlin sollen auch internationale Formate Teil des Programms werden.
Street-Food trifft Kultur: Neue Formate im ehemaligen CineStar IMAX am Potsdamer Platz
Zu den Eröffnungspartnern gehören unter anderem Butter Bronsons, bekannt für Buttermilk-Fried-Chicken-Burger auf Berliner Märkten, sowie Jian Bing Town, das traditionelle chinesische Crêpes anbietet. Auch Pick & Cheese – ein aus London importiertes Käse-Restaurant mit Fließbandsystem – zieht in die neue Halle ein.
KERB will mit dem neuen Standort nicht nur Essen, sondern auch Erlebnisse bieten. Neben den gastronomischen Angeboten sind regelmäßige Live-Events, Pop-ups sowie Kunst- und Kulturformate geplant. Die Öffnungszeiten reichen täglich von 12 bis 23 Uhr, am Wochenende sogar bis Mitternacht.
Konkurrenz in direkter Nachbarschaft: Manifesto Market in den Potsdamer Platz Arkaden bereits etabliert
Die Frage nach dem Bedarf eines weiteren Foodcourts drängt sich jedoch auf. Nur wenige Meter entfernt, in den Potsdamer Platz Arkaden, betreibt der „Manifesto Market“ seit 2023 auf 4.400 Quadratmetern den größten Food Hub Europas. Dort laden 22 Restaurants, mehrere Bars und eine Bühne für Kulturveranstaltungen zum Verweilen ein.
Das gastronomische Angebot reicht von koreanischer und japanischer Küche bis zu syrischen, venezolanischen oder mediterranen Konzepten. Die erste Etage ist vollständig asiatischer Küche gewidmet. Kuratiert wurde das Line-up von Food-Experte Per Meurling.
Braucht es noch ein weiteres kulinarisches Konzept am Potsdamer Platz?
Auch in der nahegelegenen Mall of Berlin findet sich ein großer Foodcourt mit zahlreichen internationalen Gastronomiebetrieben. Welche neuen Impulse das KERB-Konzept in diesem Umfeld setzt, wird sich zeigen. Der Ort selbst – ein ehemaliges Multiplex-Kino – bietet zumindest das architektonische Potenzial für eine atmosphärisch dichte Umsetzung. Die inhaltliche Abgrenzung zu bestehenden Angeboten dürfte entscheidend werden. Gleichzeitig lässt sich das neue Angebot in eine lange Phase städtebaulicher Entwicklung einordnen.
Der Potsdamer Platz gilt als eines der ambitioniertesten Bauprojekte nach der Wiedervereinigung. Auf rund 6,8 Hektar entstand hier zwischen Potsdamer Platz und Reichpietschufer ein komplett neues Stadtviertel. Der Masterplan stammt von Renzo Piano und Christoph Kohlbecker, weitere namhafte Architekturbüros wie Richard Rogers, José Rafael Moneo oder Hans Kollhoff waren an der Umsetzung beteiligt. Die Planer orientierten sich bewusst am historischen Stadtgrundriss. Die Alte Potsdamer Straße wurde als zentrale Achse wieder aufgenommen, flankiert von Hochhäusern und neuen Baublöcken, die durch gestaffelte Höhen, gläserne Fassaden und durchmischte Nutzungen geprägt sind.
Quellen: fizzz, Tageskarte, KERB, Manifesto, Mall of Berlin, Berlin.de
Im Prinzip ist es ja gut, dass die Zeichen der Zeit erkannt werden und man Erlebnisgastronomie als Besuchermagnet identifiziert hat. Aber man müsste die Gegend um den Potsdamer Platz eben auch mit einem deutlich höheren Wohnanteil gestalten, weder Wohnungen für Super-reich noch für Arm, sondern für die Mittelschicht, am besten Familien. Die würden so etwas dann auch nutzen und hätten das nötige Kleingeld, lebten aber auch selbst in der Stadt. Diese superreichen Apartments sind doch letztlich tote Investment Wohnungen die zu 90% leer stehen im Jahr, seien wir uns mal ehrlich. Und Sozialwohnungen haben null Kaufkraft, das so etwas nicht funktioniert in einem Zentrum hat doch schon die DDR bewiesen.
Das ehemalige Sony-Center zeigt das bedingungslose Versagen von Architekten, vor allem von so genannten Stararchitekten. Alles, was dieser Bau mal darstellen sollte, ist durch die „normative Kraft des Faktischen“ zur Makulatur geworden. Von den Kinos nichts mehr da, die Innenhofgestaltung auf den Kopf gestellt, weil er der Flächenvermarktung im Wege stand. Viele Architekten leben in einer eigenen, autistischen Welt, die mit der Realität nichts zu tun hat. Dasselbe hat sich ja auch in der aktuell „The Playce“ (was für ein Name, wenn pseudointellektuelle Spießer meinen, mit der Anglisierung der eigenen Kleinbürgerlichkeit entfliehen zu können – ist so ein bisschen wie die „Piazetta“ vor der Gemäldegalerie – mal sehen, wie „The Playce“ in zehn Jahren heißt) gezeigt mit den im ersten Obergeschoss gelegenen „Balkonen“, die nichts anderes als vermarktbare Quadratmeter vernichteten, darüber hinaus zu einer unübersichtlichen Architekturstruktur führte, die von den Besuchern nur begrenzt angenommen wurde. Deswegen musste das Ganze ja umgebaut werden – mit äußerst mäßigem Erfolg. Oder „The Mall“ mit Saturn, DM, Deichmann und Aldi & Co. Ja wat denn, ditte, dette, datte is‘ echte Weltstadt, wa, Metropole vom Schlage Balins!!!! So jeht „niveauvoll“! Das Ganze hat natürlich Gründe: Die Entscheider sitzen in ehedem Berlin (West). Und auf allen Ebenen dort herrscht die bedingungslose architektonische Niveaulosigkeit. Bis zur Herstellung der deutschen Einheit gab es in Berlin (West) faktisch keine „Stadtplanung“, jedenfalls keine, die irgendwelche ästhetischen Ansprüche erfüllte. Dasselbe galt auf Bezirksebene. Überall nur Dipl.-Ings., die die Einhaltung von DIN-Vorschriften überwachten (ein Grund für die Hässlichkeit des Westteils der Stadt, die Hässlichkeit des Ostteils hat andere Gründe). Berlin hat bis heute keine Gestaltungssatzung (jenseits der Frage der Sinnhaftigkeit solcher, wenn Klein-Kläus’chen über sie wacht). Und das hat sich leider in der Gesamtstadt nach dem Fall der Mauer fortgesetzt.
Zurück zum ehemaligen Sony-Center – ach ne, kleiner Einschub zur Piazetta vor der Gemäldegalerie: Is‘ nach Auffassung der verantwortlichen Stadtplaner hässlich und unpraktisch und soll abgerissen werden, Kostet den Steuerzahler Millionen – keiner derer, die diese alberne „Spielerei“ zu verantworten haben, wird zur Verantwortung gezogen.
Und das „Sony-Center“: War nie schön, aber irgendwie witzig. Die Witzigkeit ist mit den Umbauten und den neuen Mietern geschwunden.
Ich bin ja kein Berliner, sondern komme aus Norddeutschland. Ich bin hergezogen, weil ich diese Stadt – noch vor dem Mauerfall – geliebt habe, trotz oder gerade aller Morbidität. Es tut mir so unsäglich weh, was unfähige Bausenatoren, Senatsbaudirektoren, Bezirksspinner aus dieser Stadt gemacht haben. Es tut mir unsäglich weh! Berlin hatte unglaubliche Chancen, und hat sie fast alle vertan! Ich weine!