In der Seelenbinderstraße in Köpenick schloss der Netto-Discounter Ende April seine Pforten. An seiner Stelle soll nun ein Wohn- und Geschäftshaus mit 150 Wohnungen entstehen – mit einem neuen Netto-Markt im Erdgeschoss.

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Der Netto-Discounter in der Seelenbinderstraße 81 in Köpenick stellte am 26. April 2025 seinen Betrieb ein. Für die Anwohnenden bedeutet dies zunächst eine Einschränkung der Nahversorgung im Quartier. Das Unternehmen verweist auf Ausweichfilialen, die allerdings durch ihre Entfernung nicht für alle Bewohnerinnen und Bewohner, insbesondere ältere Menschen, eine praktikable Alternative darstellen.

Die Schließung der Filiale ist jedoch Teil eines größeren Entwicklungsvorhabens. Die Kronberg/Gewobag Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH hat das Grundstück erworben und plant dort einen Neubau. In diesem Rahmen sollen Wohnungen geschaffen werden – und auch ein Neubau der Netto-Filiale am selben Standort ist vorgesehen.

Gewobag plant umfassendes Wohnbauprojekt mit Einzelhandel: 150 neue Wohnungen in urbaner Blockrandbebauung

Diese Entwicklung ist Teil einer bundesweiten Strategie vieler Discounter, ihre Filialen zu modernisieren und neu zu konzipieren. Dabei setzen sie auf hellere und freundlichere Räume, ein großzügigeres Raumgefühl, moderne Farbkonzepte und eine übersichtlichere Warenpräsentation, die die Orientierung im Markt verbessern sollen – einem Branchentrend, dem auch Netto mit seinen Neubauten folgen will.

Wie schon die Berliner Morgenpost berichtet, sieht das geplante Bauvorhaben ein kompaktes Wohn- und Geschäftshaus vor, das einen geschlossenen Block bildet und einen Innenhof umschließt. Mit einer Bruttogrundfläche von 17.500 Quadratmetern sollen etwa 150 Wohnungen entstehen. Im Erdgeschoss ist eine Einzelhandelsfläche vorgesehen, die insbesondere dem Netto-Markt eine langfristige Perspektive am Standort bieten soll. Die Planung zeigt die zunehmende Tendenz zu gemischt genutzten Immobilien, die Wohnen und Nahversorgung kombinieren.

Veränderte Verkehrssituation in Köpenick: Anbindung an die Ostumfahrung

Mit der Neugestaltung des Areals wird sich auch die Verkehrssituation verändern. Wie aus dem „Gutachten über die verkehrliche Erschließung“ der Freien Planungsgruppe Berlin GmbH aus dem letzten Jahr hervorgeht, werden die bisherigen rund 80 Kundenparkplätze weitgehend entfallen, lediglich Stellplätze für Mitarbeiter sollen erhalten bleiben. Die übrigen Parkplätze sollen in einer Tiefgarage Platz finden, was auf ein Konzept mit stärkerem Fokus auf Fußgänger schließen lässt.

Das Grundstück grenzt zudem an das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Köpenick, wo in einigen Jahren die neue Ostumfahrung Bahnhofstraße entlangführen soll. Diese wird durch eine Unterführung auf die nördliche Seite der Bahngleise zum Stellingdamm führen, was die verkehrliche Bedeutung des Standorts zukünftig erhöhen könnte.

Nachverdichtung und Nahversorgung in der Seelenbinderstraße: Datum für Neueröffnung noch unbekannt

Das Projekt in der Seelenbinderstraße steht exemplarisch für zwei parallele Trends: Zum einen die Nachverdichtung und Umnutzung von Einzelhandelsflächen zu gemischt genutzten Quartieren in Berlin, zum anderen die Modernisierungsstrategie vieler Discounter. Bundesweit setzen Lebensmitteldiscounter verstärkt auf Filialmodernisierung mit zeitgemäßen Konzepten – hellere Räume, breitere Gänge und eine übersichtlichere Warenpräsentation sollen das Einkaufserlebnis verbessern.

Die Integration von Wohnraum und moderner Nahversorgung entspricht dem städtebaulichen Leitbild der „Stadt der kurzen Wege“. Für die Anwohnenden bedeutet dies zunächst eine Übergangsphase mit eingeschränkter Nahversorgung, perspektivisch soll jedoch mehr Wohnraum und eine zeitgemäße Einkaufsmöglichkeit mit verbessertem Ambiente entstehen. Ein konkretes Datum für die Neueröffnung ist derzeit noch nicht bekannt.

Quellen: Gewobag.de, morgenpost.de, Netto Marken-Discount, Freie Planungsgruppe Berlin GmbH