Am Campus Virchow-Klinikum der Charité Berlin in Berlin-Wedding entsteht derzeit ein neues Childhood-Haus für betroffene Kinder und Jugendliche. Die moderne Einrichtung vereint medizinische, psychologische und soziale Hilfen unter einem Dach und soll junge Menschen besser vor weiterer Traumatisierung schützen. Das Projekt hat eine äußerst prominente Unterstützerin.

Sozialprojekt mit royaler Unterstützung: An der Charité Berlin wird das Childhood-Haus ausgebaut, um Kinder und Jugendliche in belastenden Situationen besser zu unterstützen. Mit moderner Architektur und interdisziplinärer Arbeit will das Projekt neue Maßstäbe im Kinderschutz setzen. / © Foto: Charité | Sebastian R. Tromm

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Am Campus Virchow-Klinikum der Charité Berlin ist der Bau eines neuen Childhood-Hauses in vollem Gang. Königin Silvia von Schweden, Gründerin der World Childhood Foundation, nahm im September 2024 sogar persönlich am feierlichen Spatenstich teil.

Die neue Einrichtung auf dem Virchow-Campus soll als ambulante Anlaufstelle junge Betroffene von sexualisierter Gewalt besser unterstützen und eine koordinierte, kinderfreundliche Versorgung ermöglichen, wie die Charité mitteilt. Ärztinnen und Ärzte, Psychologinnen und Psychologen, Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, Polizei, Justiz und Jugendamt arbeiten dabei eng zusammen.

WHO: eine Million Kinder in Deutschland, die sexualisierte Gewalt erlebt haben

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es in Deutschland etwa eine Million Kinder, die sexualisierte Gewalt erlebt haben oder erleben. Wird eine solche Tat bekannt, belastet das anschließende juristische Verfahren die Kinder häufig zusätzlich: wiederholte Befragungen und medizinische Untersuchungen können das erlebte Trauma verstärken.

Um diese Belastungen zu minimieren, betreibt die Charité schon seit 2020 bereits ein Childhood-Haus – bislang allerdings ohne eigenes Gebäude. Die ambulante Einrichtung am Campus Virchow-Klinikum vereint medizinische, psychologische und soziale Hilfsangebote sowie den Kontakt zu Behörden und Justiz unter einem Dach.

Koordination unter einem Dach: Childhood-Haus Berlin wird erweitert

Mit dem Neubau soll die Versorgung künftig in einem eigenen, größeren Gebäude erfolgen. Beim Spatenstich betonte Königin Silvia, dass der Ausbau einen wichtigen Meilenstein darstelle, um Kinderrechte besser zu verwirklichen und junge Betroffene von Gewalt umfassend zu schützen. Kinderschutz, so die Monarchin sinngemäß, könne nur durch gemeinschaftliches Engagement gelingen.

Das Konzept des Childhood-Hauses sieht vor, dass Kinder und Jugendliche möglichst alle notwendigen Untersuchungen, Befragungen und Hilfsangebote an einem Ort erhalten. Medizinische Untersuchungen, psychosoziale Betreuung und forensische Beweissicherung erfolgen direkt im Childhood-Haus. Auch polizeiliche oder richterliche Befragungen können vor Ort durchgeführt und per Video aufgezeichnet werden. Dies ermöglicht es, die Kinder bei späteren Gerichtsverfahren zu entlasten, da sie nicht erneut aussagen müssen.

Architektur am Campus Virchow-Klinikum Berlin auf Kindeswohl ausgerichtet

Der geplante zweigeschossige Neubau soll konsequent an den Bedürfnissen der Kinder orientiert sein. Helle Räume, eine kinderfreundliche Gestaltung und ein geschütztes Umfeld sollen den Betroffenen das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Der Standort zwischen den Gebäuden der Charité ermöglicht eine enge Anbindung an medizinische und therapeutische Angebote.

Der Betrieb des Childhood-Hauses soll durch enge Kooperationen mit der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz sowie der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie ermöglicht werden. Diese beiden Senatskanzleien fördern das Projekt seit 2023 und stellen die Finanzierung des Personals sicher. Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport unterstützte die Projektumsetzung organisatorisch.

Rustler Schriever Architekten modernisierten bereits das Medizinhistorische Museum der Charité

Bis 2022 wurde das Projekt durch die World Childhood Foundation, den Freundeskreis der Charité e.V. und die Mascheski Foundation finanziert. Der Bau des neuen Gebäudes wird überwiegend durch Spenden getragen, unter anderem von der LOTTO-Stiftung Berlin, „BILD hilft e.V. – Ein Herz für Kinder“, der Buchwald Stiftung und der IKEA Stiftung.

Das architektonische Konzept für den Neubau stammt aus der Feder des Büros Rustler Schriever Architekten PartG mbB, welches schon in der Vergangenheit für den Klinikkonzern Charité tätig war. Zwischen 2018 und 2023 wurde das Medizinhistorische Museum der Charité auf dem Gelände des Campus Mitte nach Plänen von Rustler Schriever modernisiert und erweitert.

Das gesamte Gebäude wurde im Zuge des Projekts umfassend umgebaut und saniert. Das vierte Obergeschoss und das Dachgeschoss wurden zu großzügigen Objektdepots ausgebaut. Die Backsteinfassade wurde über zwei Geschosse mit großformatigen, sechs Meter hohen gläsernen »Schauvitrinen« aus brünierter Baubronze geöffnet.

© Foto: Charité | Sebastian R. Tromm

© Visualisierung: Rustler Schriever Architekten PartG mbB

Quellen: Charité,  Rustler Schriever Architekten PartG mbB, World Childhood Foundation, Freundeskreis der Charité e.V., Mascheski Foundation