Im Frankfurter Stadtteil Gallus hat Instone Real Estate mit dem Bau des Wohnquartiers „Lahnwarte“ begonnen. Während das Projekt auf Nachhaltigkeit und moderne Wohnstandards setzt, werfen Kritiker Fragen zur sozialen Durchmischung und möglichen Verdrängung auf.


© Visualisierung Titelbild: Instone Real Estate

 

Im Frankfurter Stadtteil Gallus hat Instone Real Estate mit den Bauarbeiten für das Wohnquartier „Lahnwarte“ begonnen. Auf dem rund 3.600 Quadratmeter großen Gelände an der Lahnstraße sollen bis Ende 2027 insgesamt 149 Eigentumswohnungen entstehen. Derzeit laufen die Abrissarbeiten, der Hochbau ist für Sommer 2025 geplant.

Das Projekt umfasst drei Gebäude mit jeweils bis zu sieben Geschossen. Geplant sind vor allem Zwei-Zimmer-Wohnungen, ergänzt durch größere Einheiten mit drei bis fünf Zimmern. Die Preise beginnen bei 6.300 Euro pro Quadratmeter. In zwei Tiefgaragengeschossen sollen 84 Stellplätze entstehen.

Energiestandard und Ausstattung: „Lahnwarte“ in Frankfurt wird nach KfW-40-Standard gebaut

Instone setzt bei der „Lahnwarte“ auf Nachhaltigkeit. Die Gebäude sollen im KfW-40-Standard errichtet werden und ein nachhaltiges Energiekonzept erhalten. Vorgesehen sind Photovoltaikanlagen, ein Fernwärmeanschluss sowie Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Das Projekt strebt eine QNG-Plus-Zertifizierung an.

Die barrierefreie Bauweise und die zentrale Lage mit direkter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sowie vielfältiger Nahversorgung sollen den Standort zusätzlich attraktiv machen.

Kritik an Neubauten für Kapitalanleger: Gefahr der Gentrifizierung im Gallus

Trotz der nachhaltigen Ausrichtung des Projekts gibt es Kritik. Im Gallus werden Neubauprojekte wie die „Lahnwarte“ zunehmend als Treiber der Gentrifizierung gesehen. Eine Studie der Goethe-Universität Frankfurt zeigt, dass in der Knorrstraßensiedlung im Gallus bereits 2019 viele Haushalte an ihre finanzielle Belastungsgrenze kamen. Die durchschnittliche Kaltmiete lag dort bei 9,61 Euro pro Quadratmeter, während viele Bewohner Anspruch auf Sozialwohnungen hätten.

Auch das Großprojekt „Hellerhöfe“ an der Mainzer Landstraße, bei dem 500 Wohnungen entstehen sollen, stößt auf Kritik. Bürgerinnen und Bürger monieren den Abriss bestehender Wohnhäuser und befürchten eine weitere Verdrängung einkommensschwacher Haushalte.

Bürgerprotest und Aktivismus: Forderung nach mehr Sozialwohnungen im Quartier

Aktivisten und Bewohner fordern eine stärkere soziale Durchmischung bei Neubauprojekten im Gallus. Bei der Besetzung eines leerstehenden Hauses an der Günderrodestraße im Dezember 2022 kritisierte die Initiative „Freiräume statt Glaspaläste“ die geplanten Neubauten und forderte, dass das Haus bis zu dessen Abriss von wohnungslosen Menschen genutzt werden darf.

Die Gruppe drängt zudem auf eine höhere Sozialquote bei Neubauprojekten wie den „Hellerhöfen“, wo bisher nur 30 Prozent geförderter Wohnraum geplant sind. Sie fordern, dass mindestens 60 Prozent der Wohnungen als Sozialwohnungen entstehen.

Das Projekt „Lahnwarte“ steht exemplarisch für die Herausforderungen der Stadtentwicklung im Gallus. Während nachhaltige Bauweisen und moderne Wohnstandards umgesetzt werden, bleibt die Frage nach sozialer Gerechtigkeit und der Vermeidung von Verdrängung bestehen. Eine ausgewogene Stadtentwicklung erfordert daher nicht nur ökologische, sondern auch soziale Nachhaltigkeit.

Quellen: neubaukompass, Frankfurter Rundschau, immobilienmanager, deutschlandfunk